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Das Grauen im Museum

Das Grauen im Museum

Titel: Das Grauen im Museum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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gewußt hätte, was ihr bevorstand! Wahrscheinlich ging sie vor dem hohen Spiegel auf und ab und bewunderte sich. Das sah ihr ähnlich. Eitel bis zum Ende, in ihrer eigenen Schönheit schwelgend, so wie sie in dem bescheidenen Luxus schwelgte, den Denis ihr bieten konnte.
    Ich wachte erst kurz vor Sonnenuntergang auf und wußte sofort, wie lange ich geschlafen hatte, als ich das goldene Licht und die langen Schatten draußen sah. Niemand war in der Nähe, und es herrschte eine unnatürliche Stille. Von weit her meinte ich jedoch, ein leises Heulen oder Jammern zu vernehmen, das mir vage und doch beunruhigend bekannt vorkam. Ich glaube normalerweise nicht an
    Vorahnungen, aber an diesem Nachmittag erfüllte mich eine unerklärliche Unruhe. Ich hatte Alpträume gehabt, schlimmere noch als in den vorangegangenen Wochen, und diesmal schien es mir, als seien sie auf schreckliche Weise mit einer schwarzen, schwärenden Wirklichkeit verknüpft. Die ganze Atmosphäre des Hauses kam mir wie vergiftet vor. Hinterher erklärte ich es mir damit, daß wohl bestimmte Geräusche in mein Unterbewußtsein gedrungen sein mußten, während ich stundenlang von der Droge betäubt geschlafen hatte. Die Schmerzen hatten jedoch deutlich nachgelassen, und ich konnte ohne Mühe aufstehen und umhergehen.
    Ich merkte schon bald, daß irgend etwas nicht in Ordnung war. Marsh und Marceline hätten zwar auf einem Ausritt sein können, aber in der Küche hätte längst jemand das Abendessen zubereiten müssen. Statt dessen herrschte im ganzen Haus absolute Stille, bis auf das ferne schwache Heulen oder Jammern, und es ließ sich niemand blicken, als ich an der altmodischen Klingelschnur zog, um Scipio zu rufen. Als ich zufällig einmal den Kopf hob, sah ich den sich ausbreitenden Fleck an der Decke, den hellroten Fleck, der aus Marcelines Zimmer kommen mußte.
    Ich vergaß schlagartig meinen schmerzenden Rücken und lief, aufs Schlimmste gefaßt, die Treppe hinauf. Alles mögliche ging mir durch den Kopf, als ich mit der durch die Feuchtigkeit verzogenen Tür jenes stillen Raumes kämpfte, und am grauenhaftesten war das Gefühl, daß all meine dumpfen Vorahnungen und Erwartungen sich auf die entsetzlichste Weise erfüllt hatten. Ich hatte, wie mir jetzt plötzlich bewußt wurde, die ganze Zeit über gewußt, daß namenloses Unheil sich zusammenbraute, daß etwas Böses von kosmischen Dimensionen sich unter meinem Dach eingenistet hatte, aus dem nur ein blutiges Drama erwachsen konnte. Die Tür gab endlich nach, und ich taumelte in den großen Raum, in dem es wegen der hohen Bäume, die vor den Fenstern standen, schon dämmrig war. Im ersten Moment bemerkte ich nur den üblen Geruch, der mir sofort in die Nase stieg, doch als ich dann das elektrische Licht anknipste und mich umsah, erblickte ich auf dem gelb und blau gemusterten Teppich ein unbeschreibliches, blasphemisches Etwas. Es lag mit dem Gesicht nach unten in einer großen Lache dunklen, halbgeronnenen Blutes und hatte den blutigen Abdruck eines beschuhten menschlichen Fußes in der Mitte seines nackten Rückens. Alles war mit Blut bespritzt die Wände, die Möbel, der Fußboden. Meine Knie versagten mir bei diesem entsetzlichen Anblick den Dienst, so daß ich zu einem Sessel wanken und mich hineinfallen lassen mußte. Das Etwas war offenkundig einmal ein Mensch gewesen, dessen Identität ich jedoch zunächst nicht ohne weiteres zu erkennen vermochte, da er unbekleidet war und das Haar ihm auf höchst brutale Weise zum größten Teil vom Kopf gehackt und gerissen worden war. Aber der Körper war matt elfenbeinfarben, und ich wußte, daß es sich um Marceline handeln mußte. Besonders teuflisch mutete der Schuhabdruck auf dem Rücken an. Ich vermochte mir nicht einmal entfernt eine Vorstellung von der abscheulichen Tragödie zu machen, die sich abgespielt haben muß, während ich in dem Raum darunter geschlafen hatte. Als ich die Hand hob, um mir den Schweiß von der Stirn zu wischen, sah ich, daß Blut an meinen Fingern klebte. Ich schauderte, dann wurde mir klar, daß das Blut vom Knauf der Tür stammen mußte, die der unbekannte Mörder beim Verlassen des Zimmers hinter sich zugezogen hatte. Seine Waffe hatte er offenbar mitgenommen, denn im ganzen Zimmer war nichts zu sehen, was als Tatinstrument in Frage kam.
    Auf dem Fußboden entdeckte ich eine Spur klebriger Schuhabdrücke ähnlich dem auf dem Körper, die von diesem zur Tür führte. Aber es war noch eine zweite Blutspur da, und die

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