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Das Grauen im Museum

Das Grauen im Museum

Titel: Das Grauen im Museum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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ließ sich nicht so leicht erklären, ein breiter, durchgehender Streifen, wie die Kriechspur einer riesigen Schlange. Ich dachte zuerst, der Mörder müsse etwas hinter sich hergeschleift haben. Doch aus der Art, wie einige der Fußspuren dieser zweiten Spur überlagert waren, schloß ich, daß diese schon vorhanden gewesen war, als der Mörder aus dem Zimmer ging. Doch was für ein kriechendes Ungeheuer konnte mit dem Opfer und seinem Mörder im Zimmer gewesen sein und dieses nach der Untat vor dem Mörder verlassen haben? Während ich über diese Frage nachdachte, war das leise, ferne Wimmern zu hören.
    Ich riß mich schließlich aus der Lethargie des Entsetzens, erhob mich und begann, den Fußspuren nachzugehen. Ich hatte nicht die leiseste Ahnung, wer der Mörder sein konnte, und konnte mir auch die Abwesenheit der Dienerschaft nicht erklären. Ich hatte
    das vage Gefühl, zu Marshs Zimmern im Dachgeschoß hinaufsteigen zu müssen, aber noch ehe mir dieser Gedanke voll bewußt geworden war, sah ich, daß die Blutspur ohnehin dorthin führte. War er vielleicht selbst der Mörder ? Hatte er unter der Last der morbiden Situation den Verstand verloren und war plötzlich Amok gelaufen?
    Im Flur des Dachgeschosses wurden die Fußspuren schwächer und verloren sich dann fast ganz in dem dicken Teppich. Ich konnte aber immer noch die merkwürdige durchgehende Spur des Wesens sehen, das vorausgekrochen war, und diese führte geradewegs auf die geschlossene Tür von Marshs Atelier zu, unter der es ungefähr in der Mitte zwischen den beiden Türpfosten verschwand. Offenbar hatte es die Schwelle zu einer Zeit überquert, als die Tür weit offen stand.
    Von Angst und Abscheu erfüllt, versuchte ich den Knauf zu drehen, und stellte fest, daß die Tür unverschlossen war. Ich öffnete sie und blieb in dem fahlen Nordlicht stehen, um zu sehen, welch neuerlicher Nachtmahr hier meiner harren mochte. Auf dem Boden lag etwas, das wie eine menschliche Gestalt aussah, und ich griff nach
    dem Schalter, um den Kronleuchter anzuknipsen.
    Aber als das Licht aufflammte, löste sich mein Blick vom Boden und dem schrecklichen Ding, das dort lag es war Marsh, der arme Teufel -, um sich in wildem, ungläubigem Entsetzen auf das noch lebende Wesen zu heften, das unter der offenen Tür zu Marshs Schlafzimmer kauerte und zu mir herstarrte. Es war eine Gestalt mir wirrem Haar und aufgerissenen Augen, von getrocknetem Blut überkrustet, in der Hand eine schauerliche Machete, die an der Atelierwand gehangen hatte. Doch selbst in diesem schrecklichen Moment erkannte ich in der Gestalt jemanden, den ich tausend Meilen von diesem Ort gewähnt hatte. Es war mein eigener Sohn Denis — oder vielmehr das Häufchen Elend, das von ihm übrig war.
    Mein Anblick ließ in dem armen Kerl offenbar einen letzten Rest von Vernunft oder zumindest von Erinnerung aufflackern. Er richtete sich auf und begann den Kopf herumzuwerfen, als wollte er sich von einem quälenden Einfluß befreien. Ich brachte kein Wort heraus, bewegte aber die Lippen in dem Bestreben, meine Stimme wiederzufinden. Mein Blick wanderte für einen Augenblick zu der Gestalt auf dem Boden vor der verhängten <>Staffelei, der Gestalt, auf die die absonderliche Blutspur zuführte, und die von einem dunklen, strickähnlichen Objekt umschlungen schien. Die Bewegung meiner Augen rief offenbar im gemarterten Hirn des Jungen irgendeinen Eindruck hervor, denn er begann, unvermittelt mit heiserer, krächzender Stimme Worte vor sich hin zu murmeln, deren Sinn ich alsbald verstand.
    “Mußte sie ausrotten sie war der Teufel die Verkörperung und Hohepriesterin alles Bösen Auswurf des Abgrunds -Marsh wußte es und wollte mich warnen guter alter Frank ich hab ihn nicht umgebracht, obwohl ich dazu fähig war, bevor ich begriff. Aber ich bin hinuntergegangen und habe sie getötet -dann dieses verfluchte Haar -“
    Ich hörte in fassungslosem Entsetzen zu, während Denis verstummte, schluckte und dann weitersprach.
    “Du wußtest nichts davon ihre Briefe wurden immer merkwürdiger, und ich wußte, daß sie Marsh liebte. Dann schrieb sie fast gar nicht mehr. Er hat sie nie erwähnt ich spürte, daß etwas nicht stimmte, und hielt es für besser, heimzukommen und nach dem Rechten zu sehen. Konnte dir nichts sagen du hättest dich verraten. Wollte sie überraschen. Bin heute gegen Mittag angekommen kam in einem Taxi und schickte die Leute alle weg -den Arbeitern auf dem Feld sagte ich nichts, ihre Hütten sind

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