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Das Grauen im Museum

Das Grauen im Museum

Titel: Das Grauen im Museum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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um, als ein stechender Geruch mich einholte, und ich dachte an die Kerze, die de Russy im Atelier hatte fallenlassen. Ich war in diesem Augenblick schon recht nahe an der Straße, an einem erhöhten Punkt, von dem aus das Dach des Hauses gut über den Wipfeln der Bäume zu sehen war, und genau wie ich erwartet hatte, quollen dicke Rauchwolken aus den Dachfenstern und stiegen in den bleiernen Himmel. Ich dankte den Mächten der Schöpfung dafür, daß ein uralter Fluch nun endlich durch Feuer vom Antlitz der Erde getilgt werden sollte. Als ich mich jedoch Sekunden später noch einmal umdrehte, sah ich zwei andere Dinge und wußte sofort, daß ich keinen Grund hatte, erleichtert zu sein. Ich befand mich wie gesagt an einer hochgelegenen Stelle des Pfades, von der aus ich die Pflanzung hinter mir sehen konnte. Ich sah nicht nur das Haus und die Bäume, sondern auch das teilweise überflutete Ödland am Fluß und mehrere Biegungen des von Unterholz überwucherten Weges, den ich eben hinter mich gebracht hatte. Und hier wie dort nahm ich jetzt Dinge wahr oder glaubte sie wahrzunehmen -, von denen ich wünschte, ich hätte sie nie gesehen.
    Es war ein schwacher, ferner Schrei, der mich erneut zurückschauen ließ, und dabei sah ich, daß sich auf der grauen, sumpfigen Ebene hinter dem Haus etwas bewegte. Aus einer solchen Entfernung sind menschliche Gestalten sehr klein, doch ich meinte trotzdem, zwei Menschen erkennen zu können, von denen der eine den anderen verfolgte. Ich glaubte sogar zu sehen, daß die dunkel gekleidete vordere Gestalt von der kahlen, nackten Gestalt, die ihr nachlief, eingeholt und festgehalten und dann gewaltsam auf das nun brennende Haus zu gezerrt wurde.
    Den Ausgang konnte ich nicht mehr beobachten, denn sogleich fiel mir etwas ganz in meiner Nähe auf, nämlich die Andeutung einer Bewegung im Unterholz beiderseits des hinter mir liegenden Pfades. Kein Zweifel, die Gräser und Büsche und. Sträucher schwankten, aber auf eine Weise, wie sie nie im Wind schwanken würden, sondern so, als winde sich eine große, schnelle Schlange durch das Gestrüpp, geradewegs auf mich zu.
    Da gab es für mich kein Halten mehr. Wie von Sinnen rannte ich auf das Tor zu, zerrissener Kleider und blutender Kratzer nicht achtend, und sprang in meinen Roadster, der vor dem Tor unter dem Nadelbaum stand. Der Regen hatte dem Wagen arg zugesetzt, aber er war noch in Ordnung und sprang sofort an. Ohne zu überlegen fuhr ich in die Richtung, in der das Auto stand; ich hatte nur eins im Sinn — möglichst schnell von diesem schrecklichen Ort der Nachtmahre und bösen Dämonen wegzukommen, so schnell und so weit wie nur möglich.
    Als ich vielleicht drei oder vier Meilen gefahren war, grüßte mich ein Farmer, ein freundlicher Mann mittleren Alters, der mir einen recht intelligenten Eindruck machte. Ich hielt an, um ihn nach dem Weg zu fragen, obwohl ich wußte, daß ich einen höchst befremdlichen Anblick bieten mußte. Der Mann beschrieb mir bereitwillig den Weg nach Cape Girardeau und erkundigte sich, wo ich denn in einem solchen Zustand so früh am Morgen herkäme. Ich hielt es für das beste, mein Abenteuer für mich zu behalten, und sagte nur, ich sei in der Nacht in den Regen gekommen, hätte mich in einem Farmhaus hier in der Nähe untergestellt und mich dann im Dunkeln bei der Suche nach meinem Wagen verlaufen.
    »Soso, in einem Farmhaus, wie? Kann mir gar nicht denken, wo das gewesen sein soll. Gibt nämlich gar keine Farm nich zwischen der von Jim Ferres und Barker’s Crick, und das sin auf der Straße bestimmt zwanzig Meilen oder so.«
    Ich erschrak und fragte mich, welches neue Rätsel da auf mich zukam. Ich fragte den Farmer, ob er denn das große, verfallene Plantagenhaus vergessen hätte, dessen altes Tor nicht weit von hier an der Straße stehe.
    »Komisch, daß Sie sich da dran erinnern! Is wohl schon ne Weile her, daß Sies letztemal hier warn. Nämlich das Haus, das steht gar nich mehr. Is abgebrannt, fünf oder sechs Jahre muß es hersein. Die Leute ham sich damals die komischsten Geschichten erzählt darüber.« Ich schauderte.
    »Sie mein doch Riverside, das Haus von dem alten de Russy? Da sin komische Sachen passiert, vor fünfzehn Jahren oder zwanzig. Dem Alten sein Sohn, der hat damals ne Ausländerin geheiratet und es gab ein Haufen Leute, den war die gar nich geheuer. Hat ihnen irgendwie nich gefallen, wie die aussah. Auf einmal warn sie dann alle beide weg, sie und der Junge, und hinterher hat

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