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Das Grauen im Museum

Das Grauen im Museum

Titel: Das Grauen im Museum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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ganz entfernte Verwandtschaft mit dem Aztektischen zu erkennen meinte, als ob dieses eine sehr späte, stark korrumpierte Version der Sprache der Unterirdischen gewesen sei. Die unterirdische Welt, so erfuhr Zamacona, trug einen uralten Namen, der in der Handschrift als »Xinaidn«wiedergegeben ist, nach den Erläuterungen und
    diakritischen Anmerkungen des Verfassers jedoch für unsere angelsächsischen Ohren vielleicht am besten in der Schreibweise K’n-yanwiederzugeben ist. Wie nicht anders zu erwarten, ging dieses erste Gespräch nicht über die allernotwendigsten Dinge hinaus, doch waren diese von größter Bedeutung. Zamacona erfuhr, daß das Volk von K’n-yan unvorstellbar alt war und aus einer fernen Region des Weltraums stammte, in der die physikalischen Verhältnisse ganz ähnlich sind wie auf der Erde. Dies alles war jetzt natürlich Legende, und man vermochte nicht mehr zu sagen, wieviel davon auf Wahrheit beruhte oder welchen Grad von Verehrung das Volk tatsächlich dem krakenköpfigen Wesen Tulu schuldete, das der Sage nach die Unterirdischen hierher gebracht hatte und das sie immer noch aus ästhetischen Gründen verehrten. Aber sie wußten von der äußeren Welt und waren die Urväter, die sie als erste bevölkert hatten, kaum daß ihre Kruste bewohnbar geworden war. Zwischen den Eiszeiten hatten sie mehrere bemerkenswerte Kulturen an der Oberfläche gehabt, vor allem am Südpol in der Nähe des Berges Kadath. Zu einem unendlich lange zurückliegenden Zeitpunkt der Vergangenheit war der größte Teil der äußeren Welt im Ozean versunken, so daß nur ein paar Flüchtlinge am Leben blieben, die in K’n-yan von der Katastrophe berichten konnten. Diese war zweifellos auf den Zorn von Weltraumteufeln zurückzuführen, die den Menschen ebenso feindselig gesinnt waren wie deren Göttern, denn sie bestätigte Sagen von einer viel früheren, ähnlichen Katastrophe, bei der auch die Götter selbst versunken waren, einschließlich des Großen Tulu, der immer noch gefangen und träumend in den wäßrigen Gewölben der halbkosmischen Stadt Relex lag. Kein Mensch, der nicht ein Sklave dieser Weltraumteufel war, so folgerte man, konnte längere Zeit auf der äußeren Erde leben, und man kam zu dem Schluß, daß alle Wesen, die dort geblieben waren, mit dem Bösen im Bunde sein mußten. So wurde jeder Verkehr mit den Ländern der Sonne und des Sternenlichts unverzüglich eingestellt. Die unterirdischen Zugänge nach K’n-yan, zumindest diejenigen, an die man sich erinnerte, wurden entweder verschlossen oder sorgfältig bewacht, und alle Eindringlinge wurden als gefährliche Spione und Feinde behandelt.
    Doch das war lange her. Im Laufe der Epochen kamen immer weniger Besucher nach K’n-yan, und schließlich verzichtete man auch auf die Bewachung der noch offenen Zugänge. Die meisten Unterirdischen wußten nichts mehr von der Existenz einer äußeren Welt oder wurden höchstens durch Mythen und absonderliche Träume an sie erinnert; bei den Gebildeten blieb indessen die Erinnerung an die wesentlichen Fakten stets erhalten. Die letzten Besucher, die je verzeichnet wurden und das lag schon Jahrhunderte zurück -, waren nicht einmal mehr als Teufelsspione behandelt worden, denn zu der Zeit waren die alten Legenden schon lange in Vergessenheit geraten. Man hatte sie jedoch gründlich über die sagenhaften äußeren Regionen befragt, denn die Wißbegierde der Bewohner von K’n-yan war groß, und die Mythen, Erinnerungen, Träume und historischen Fragmente bezüglich der Erdoberfläche hatten manch einen Gelehrten mit dem Gedanken an eine Expedition nach draußen spielen lassen, zu der es dann aber doch in keinem Fall gekommen war. Das einzige, was man von solchen Besuchern verlangte, war, daß sie darauf verzichteten, an die Oberfläche zurückzukehren und dort die Kunde von der Existenz K’n-yans zu verbreiten, denn schließlich war diesen äußeren Ländern nicht zu trauen. Ihre Bewohner begehrten Gold und Silber und hätten sich als höchst unliebsame Eindringlinge erweisen können. Diejenigen, die das Verbot beachtet hatten, hatten glücklich und zufrieden, wenn auch bedauerlicherweise nicht mehr sehr lange gelebt, und alles erzählt, was sie über ihre eigene Welt wußten, was freilich herzlich wenig gewesen war, da ihre Berichte alle so bruchstückhaft und widersprüchlich gewesen waren, daß man kaum gewußt hatte, was man glauben und was man bezweifeln sollte. Jedenfalls wäre es wünschenswert gewesen,

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