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Das Grauen im Museum

Das Grauen im Museum

Titel: Das Grauen im Museum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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ruhmreichen Schlachten ihrer Vorväter. Manche Philosophen vertraten die Theorie, daß sie in solchen Fällen sogar Verbindungen mit immateriellen Kräften eingingen, die von diesen kriegerischen Vorfahren selbst hinterlassen worden waren.
    Die Bewohner von K’n-yan lebten alle in der hohen, großen Stadt Tsath hinter den Bergen. Früher hatten mehrere Rassen die gesamte unterirdische Welt bewohnt, die sich in unermeßliche Tiefen erstreckte und neben der blau erleuchteten Region auch eine rot erleuchtete Region mit dem Namen Yoth umfaßte, in der Archäologen Überreste einer noch älteren, nichtmenschlichen Rasse gefunden hatten. Im Laufe der Zeit hatten die Menschen von Tsath jedoch alle übrigen unterworfen und versklavt und sie mit gewissen gehörnten, vierfüßigen Tieren der rot erleuchteten Region gekreuzt, deren halbmenschliche Natur äußerst merkwürdig gewesen war und bei denen es sich, obgleich sie auch ein gewisses künstlich erzeugtes Element enthielten, möglicherweise um degenerierte Nachfahren jener merkwürdigen Wesen gehandelt haben konnte, von denen die Überreste stammten. Während die Jahrtausende vergingen und das tägliche Leben dank vieler technischer
    Entdeckungen außerordentlich leicht und angenehm wurde, konzentrierten sich die Menschen von Tsath an einem Ort, so daß alle übrigen Gegenden von K’n-yan mehr oder weniger verödeten.
    Es war einfacher, wenn alle an einem Ort lebten, und es hätte keinen Sinn gehabt, die Bevölkerungszahl auf einem sehr hohen Stand zu halten. Viele der alten technischen Vorrichtungen waren noch in Gebrauch, andere waren jedoch aufgegeben worden, weil sich herausstellte, daß niemand mehr Freude an ihnen hatte, oder weil sie für ein zahlenmäßig geschrumpftes Volk, das dank seiner Geisteskräfte niedere,
    halbmenschliche Organismen in beliebiger Zahl erzeugen und benutzen konnte, entbehrlich geworden waren. Bei diesen Sklaven handelte es sich um planmäßig gezüchtete Mischlinge aus unterworfenen ehemaligen Feinden, Eindringlingen aus der äußeren Welt, auf galvanischem Wege wiederbelebten Toten und von Natur aus minderwertigen Angehörigen der herrschenden Rasse von Tsath. Die Überlegenheit der herrschenden Rasse beruhte auf Zuchtwahl und sozialer Evolution die Nation hatte eine Periode idealistischer industrieller Demokratie durchlaufen, die allen gleiche Chancen geboten hatte, so daß die von Natur aus Intelligenten zwangsläufig an die Macht gekommen waren und die breiten Massen all ihrer Geistesund Körperkräfte beraubt hatten. Die Industrie, die sich im großen und ganzen als zwecklos erwiesen hatte, außer zur Befriedigung der Grundbedürfnisse und gewisser unwiderstehlicher Wünsche und Sehnsüchte, war sehr einfach geworden. Das körperliche Wohlbefinden wurde durch ein standardisiertes und leicht in Gang zu haltendes System der Technisierung gewährleistet, und andere grundlegende Bedürfnisse wurden durch Ackerbau und Viehzucht auf wissenschaftlicher Grundlage erfüllt. Weite Reisen wurden nicht mehr unternommen, und man bediente sich wieder der gehörnten, halbmenschlichen, halbtierischen Zwitterwesen anstelle der zahllosen Verkehrsmittel aus Gold, Silber und Stahl, die einst Land, Wasser und Luft durchkreuzt hatten. Zamacona konnte kaum glauben, daß es derlei jemals in Wirklichkeit gegeben hatte, doch man bedeutete ihm, er könne einzelne Exemplare der Maschinen in Museen betrachten. Außerdem könne er auch die Ruinen anderer riesiger Zaubervorrichtungen sehen, wenn er einmal eine Tagesreise in das Tal DoHna unternehme, das die Rasse in der Epoche ihrer größten Ausdehnung besiedelt habe. Die Städte und Tempel der Ebene, in der er sich zur Zeit befand, stammten aus einer viel archaischeren Periode und dienten seit Beginn der Vorherrschaft der Menschen von Tsath ausschließlich religiösen und historischen Zwecken.
    Was die Regierungsform anging, so war Tsath eine Art kommunistischer oder semianarchischer Staat; die Gesellschaftsordnung beruhte mehr auf Gewohnheit als auf Gesetzen. Das wurde möglich durch die jahrtausendealten Erfahrungen und die lähmende Langeweile der Rasse, deren Wünsche und Bedürfnisse sich auf körperliche Grundbedürfnisse und auf neue Empfindungen beschränkten. Eine seit Urzeiten bestehende Toleranz, die noch nicht durch wachsende Reaktion unterhöhlt worden war, hatte zur Abschaffung aller Wertvorstellungen und Prinzipien geführt, und von keinem Bürger wurde mehr erwartet als eine gewisse Anpassung an

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