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Das Grauen im Museum

Das Grauen im Museum

Titel: Das Grauen im Museum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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eingetragen hatte »Frederick N. Mason, Bergbaugesellschaften, Toronto, Kanada« falsch war. Aber auch noch über andere, schreckliche Dinge gab das Tagebuch Aufschluß, und noch weitaus grauenhaftere Dinge konnte man aufgrund der Eintragungen nur ahnen, ohne daß sie klar oder auch nur halbwegs glaubwürdig wurden. Dieses Schwanken zwischen Glauben und Ungläubigkeit eine charakteristische Haltung für Menschen, die ihr ganzes Leben inmitten der schwarzen, unveränderlichen Geheimnisse des brütenden Afrika verbracht haben war es, was die Männer trotz der sengenden Januarhitze so schaudern ließ. Das Notizbuch war nicht besonders groß, und die Einträge waren in einer zierlichen Handschrift ausgeführt, die jedoch auf den letzten Seiten nervös und fahrig wurde. Die Einträge waren kurz und anfangs durch größere zeitliche Abstände getrennt, am Schluß jedoch täglich. Die Bezeichnung Tagebuch wäre nicht ganz richtig, denn es war nur von einer bestimmten Art von Tätigkeiten des Verfassers die Rede. Dr. Van Keulen erkannte den Namen des Toten in dem Augenblick, da er das Buch aufschlug, denn es war der Name eines prominenten Berufskollegen von ihm, der seit langem als Afrika-Spezialist gegolten hatte. Beim Weiterlesen mußte der Arzt entsetzt feststellen, daß dieser Mann offenbar etwas mit einem grauenhaften Verbrechen zu tun hatte, das etwa vier Monate zuvor durch die Zeitungen gegangen war, jedoch bislang nicht hatte aufgeklärt werden können. Und je mehr er las, um so stärker wurden sein Entsetzen, sein Abscheu und seine panische Angst.
    Was hier folgt, ist in seinen wesentlichen Teilen der Text, den der Arzt in jenem düsteren und zunehmend widerwärtigen Zimmer laut vorlas, während die anderen drei schwer atmeten, auf ihren Stühlen herumrutschten, immer wieder einmal scheue Blicke zur Decke, zum Tisch und zu dem Leichnam auf dem Boden warfen oder einander ungläubig ansahen:

    tagebuch <>VON dr.MED.thomas slauenwite
    Betreffend die Bestrafung von Dr. Henry Sargent Moore aus Brooklyn, New York, Professor für Zoologie, Abteilung Wirbellose, Columbia University, New York, N. Y., vorbereitet zum Verlesen nach meinem Tode zum Zwecke der Bekanntmachung meiner Rache, die ansonsten möglicherwiese nicht mir zugeschrieben würde, auch wenn sie Erfolg hat.
    5. Januar 1919 Ich bin nun fest entschlossen, Dr. Henry Moore zu töten, und ein Vorfall in jüngster Zeit brachte mich auf einen Gedanken, wie ich dabei zu Werk gehen könnte. Von nun an werde ich konsequent handeln, und deshalb werde ich auch dieses Tagebuch führen. Es dürfte kaum erforderlich sein, noch einmal die Umstände darzustellen, die mich zu dieser Handlungsweise gezwungen haben, denn die informierte Öffentlichkeit ist mit allen wichtigen Fakten vertraut. Ich wurde am
    12. April 1885 in Trenton, New Jersey, geboren als Sohn von Dr. Paul Slauenwite, vormals Pretoria, Transvaal, Südafrika. Der Tradition unserer Familie folgend, studierte ich Medizin, und mein Vater (der im Jahre 1916 starb, als ich mit einem südafrikanischen Regiment in Frankreich stationiert war) riet mir, mich auf afrikanische Fieberkrankheiten zu spezialisieren; nach meinem Examen an der Columbia University widmete ich mich längere Zeit der Forschung und lernte dabei die Gebiete von Durban in Natal bis zum Äquator kennen.
    In Mombasa stellte ich meine neue Theorie von der Entwicklung und Übertragung des remittierenden Fiebers auf, wobei ich nur in geringem Umfang auf die Schriften des verstorbenen Regierungsarztes Sir Norman Sloane zurückgriff, die ich in dem Haus fand, das ich bewohnte. Durch die Veröffentlichung meiner Ergebnisse wurde ich auf einen Schlag berühmt. Man sprach bereits von meiner Anwartschaft auf eine der höchsten Positionen im südafrikanischen Gesundheitsdienst und sogar davon, daß ich wahrscheinlich zum Ritter geschlagen werden würde, sobald ich die Einbürgerung beantragt hätte, und demzufolge unternahm ich die notwendigen Schritte.
    Dann geschah der Vorfall, dessentwegen ich Henry Moore töten werde. Dieser Mann, der in Amerika und Afrika jahrelang mein Studienkollege und Freund gewesen war, nahm sich ganz bewußt vor, mir die Urheberschaft an meiner eigenen Theorie abzusprechen; er verbreitete, Sir Norman Sloane habe mich in allen wichtigen Einzelheiten vorweggenommen, und ließ durchblicken, ich hätte wahrscheinlich mehr von Sloane’s Aufzeichnungen gefunden, als ich zuzugeben bereit sei. Um diese absurde Verdächtigung zu untermauern,

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