Das Grauen im Museum
benommen. Ich hoffe, Moore weiß nichts von Tryparsamid. Wahrscheinlich kennt er es nicht, denn er hat sich nie viel um Medizin gekümmert. Mevanas Zunge ist anscheinend gelähmt, aber ich vermute, das wird sich geben, wenn ich ihn nur aufwecken kann. Könnte selber einen längeren Schlaf gut gebrauchen, aber nicht von dieser Art!
25. Jan. Mevana fast gesund! Noch eine Woche, und er kann mich in den Dschungel führen. Er hatte Angst, als er zum erstenmal zu sich kam, davor, daß seine Persönlichkeit nach seinem Tod auf die Fliege übergehen würde, faßte aber Mut, als ich ihm sagte, er würde wieder gesund werden. Seine Frau, Ugowe, sorgt jetzt gut für ihn, und ich kann mich ein bißchen ausruhn. Als nächstes sind die Todesboten an der Reihe!
3. Feb. — Mevana ist wiederhergestellt, und ich habe mit ihm über die Fliegenjagd gesprochen. Er hat große Angst, noch einmal die Stelle aufzusuchen, wo er gestochen wurde, aber ich appelliere an seine Dankbarkeit. Außerdem bildet er sich ein, daß ich Krankheiten nicht nur heilen, sondern auch fernhalten kann. Sein Mut könnte einen Weißen beschämen ich zweifle nicht, daß er mich hinbringen wird. Wenn ich dem Leiter der Faktoreisage, daß es um die örtliche Gesundheitsarbeit geht, wird er mich für die paar Tage beurlauben.
i z.März Endlich in Uganda! Habe neben Mevana noch fünf Boys, aber sie sind alle Gallas. Die örtlichen Eingeborenen waren nicht zu bewegen, in diese Gegend zu gehen, weil sich herumgesprochen hat, was Mevana passiert ist. Dieser Dschungel ist ein Ort der Pestilenz durchzogen von ungesunden Dünsten. Die Seen haben offenbar alle keinen Abfluß. An einer Stelle stießen wir auf Reste zyklopischer Ruinen, um die sogar die Gallas einen weiten Bogen machten. Sie behaupten, diese Megalithen seien älter als die Menschheit und ein Schlupfwinkel der »Fischer von draußen« was immer das bedeuten mag und der bösen Gottheiten Tsatogwa und Klulu gewesen. Bis zum heutigen Tag wird ihnen ein unheilvoller Einfluß
zugeschrieben, der irgendwie mit den Teufelsfliegen zusammenzuhängen scheint.
15. März Heute morgen den Mlolo-See erreicht, an dessen Ufer Mevana gestochen wurde. Ein höllisches, mit grünem Schlamm bedecktes Wasserloch voller Krokodile; Mevana hat eine Fliegenfalle aus feinem Drahtgeflecht mit einem Köder aus Krokodilfleisch aufgestellt. Die Falle hat eine kleine Einflugöffnung, und wenn die Fliege einmal drin ist, findet sie den Ausweg nicht mehr. Die Biester sind ebenso dumm wie gefährlich und gierig nach frischem Fleisch oder Blut. Ich hoffe, wir können mehrere Exemplare fangen. Ich bin zu dem Schluß gekommen, daß ich mit ihnen experimentieren muß; ich muß eine Möglichkeit finden, ihr Aussehen zu verändern, damit Moore sie nicht erkennt. Wahrscheinlich kann ich sie mit irgendwelchen anderen Arten kreuzen und auf diese Weise eine Bastardform schaffen, deren Fähigkeit, den Erreger zu übertragen, nicht beeinträchtigt sein wird. Wir werden sehen. Ich muß warten, habe aber jetzt keine Eile mehr. Wenn ich so weit bin, werde ich mir von Mevana infiziertes Fleisch besorgen lassen, um meine kleinen Todesbringer damit zu füttern, und dann ab geht die Post.
16. März — Glück gehabt. Zwei Käfige voll. Fünf kräftige Exemplare mit Flügeln, die wie Diamanten glitzern. Mevana setzt sie in einen großen Kanister um, der mit feinem Drahtgeflecht verschlossen ist, und ich glaube, wir haben sie gerade rechtzeitig gefangen. Wir können sie ohne Schwierigkeiten nach M’gonga schaffen. Nehmen viel Krokodilfleisch als Nahrung mit. Es ist zweifellos zum größten Teil infiziert.
20. April Wieder in M’gonga, im Labor beschäftigt. Habe bei Dr. Joost in Pretoria Tsetsefliegen für Kreuzungsexperimente bestellt. Eine solche Kreuzung, falls sie überhaupt gelingt, müßte Bastarde ergeben, die schwer zu erkennen, dabei aber genauso tödlich wie Glossina palpaltssind. Falls das fehlschlägt, werde ich es mit anderen Dipteren aus dem Landesinneren versuchen;
ich habe schon zu Dr. Vanderfelde in Nyangwe nach anderen Kongo-Typen geschickt. Werde Mevana nun doch nicht bitten müssen, mir noch mehr infiziertes Fleisch zu besorgen, denn ich habe festgestellt, daß ich Kulturen des Erregers Trypanosoma gambienseaus dem Fleisch, das wir letzten Monat besorgten, in Reagenzgläsern fast unbegrenzt am Leben erhalten kann. Wenn die Zeit gekommen ist, werde ich frisches Fleisch infizieren und meine geflügelten Boten damit füttern — und dann
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