Das Grauen im Museum
wir sind ja ohnehin zu weit im Norden.
Wichtig ist daran nur, daß ich jetzt weiß, wie ich Moore töten werde. Wenn es in dieser Gegend Insekten gibt, die so giftig sind, wie die Eingeborenen behaupten, werde ich dafür sorgen, daß er von einem unverdächtigen Absender mehrere Exemplare davon zugeschickt bekommt, mit der ausdrücklichen Versicherung, daß es sich um harmlose Insekten handle. Man kann sich darauf verlassen, daß er alle Vorsicht außer acht läßt, wenn es darum geht, eine unbekannte Spezies zu studieren und dann werden wir sehen, wie die Natur ihren Lauf nimmt. Es dürfte nicht allzu schwer sein, ein Insekt aufzufinden, vor dem Schwarze so große Angst haben. Erst muß ich jedoch sehen, wie es dem armen Mevana ergeht, und dann werde ich meinen eigenen Todesboten suchen.
7. Jan. Mevanas Befinden hat sich nicht gebessert, obwohl ichihm alle Gegengifte injiziert habe, die ich kenne. Er hat Zitteranfälle, bei denen er angstvoll davon faselt, daß bei seinem Tod seine Seele in das Insekt übergehen wird, das ihn gestochen hat, aber dazwischen verfällt er immer wieder in fast vollständige Bewußtlosigkeit. Die Herztätigkeit ist noch stark, so daß ich Hoffnung habe, ihn doch noch durchzubringen. Ich werde es auf alle Fälle versuchen, denn er kann mich wahrscheinlich besser als irgend jemand sonst in die Gegend führen, wo er gestochen wurde.
Unterdessen werde ich an Dr. Lincoln schreiben, meinen Vorgänger hier, denn Allen, der Leiter der Faktorei, sagt mir, er wisse sehr viel über die Krankheiten, die in dieser Gegend hier vorkommen. Er müßte schon etwas von der Todesfliege gehört haben. Er ist jetzt in Nairobi, und ein schwarzer Bote müßte mir eigentlich innerhalb einer Woche eine Antwort bringen können, wenn er die halbe Entfernung mit der Eisenbahn zurücklegt.
10. Jan. Der Zustand des Patienten unverändert, aber ich habe gefunden, was ich suchte! Es steht in einem alten Band mit örtlichen Gesundheitsunterlagen, den ich sorgfältig durchgesehen habe, während ich auf die Antwort von Lincoln wartete. Vor dreißig Jahren gab es eine Epidemie, der Tausende von Eingeborenen in Uganda zum Opfer fielen, und sie wurde zweifelsfrei auf eine seltene Fliege mit dem Namen Glossina palpaliszurückgeführt eine Verwandte der Tsetsefliege, Glossina marsitans.Sie lebt im Gebüsch an den Ufern von Seen und Flüssen und ernährt sich vom Blut von Krokodilen, Antilopen und noch größeren Säugetieren. Wenn diese Tiere mit dem Erreger der Schlafkrankheit infiziert sind, nimmt die Fliege diesen auf und entwickelt nach einer Inkubationszeit von 31 Tagen akute Infektiosität. In den nächsten 75 Tagen bringt ihr Stich jedem Lebewesen den sicheren Tod.
Bei diesem Insekt handelt es sich zweifellos um die »Teufelsfliege«, von der die Nigger reden. Jetzt weiß ich, wie ich vorgehen muß. Ich hoffe, Mevana steht es durch. Ich müßte in vier oder fünf Tagen von Lincoln hören er hat in diesen Dingen einen sehr guten Ruf. Mein größtes Problem ist, wie ich Moore den Fliegen aussetzen kann, ohne daß er sie erkennt. Bei seiner Pedanterie ist ihm zuzutrauen, daß er alles über sie weiß, da es ja schon Unterlagen über sie gibt.
15. Jan. — Habe soeben Nachricht von Lincoln bekommen, deralles bestätigt, was über Glossina palpalisin den Unterlagen steht. Er hat ein Mittel gegen
Schlafkrankheit, das in zahlreichen Fällen zum Erfolg geführt hat, wenn es nicht zu spät verabreicht wurde. Intramuskuläre Injektionen von Tryparsamid. Da Mevana vor etwa zwei Monaten gestochen wurde, weiß ich nicht, ob das Mittel anschlagen wird, aber Lincoln meint, es hätte schon Fälle gegeben, die sich über 18 Monate hinzogen, also bin ich vielleicht doch noch nicht zu spät dran. Lincoln hat mir etwas davon mitgeschickt, und ich habe Mevana eben eine starke Dosis injiziert. Er ist jetzt bewußtlos. Sie haben seine Hauptfrau aus dem Dorf geholt, aber er erkennt sie nicht einmal. Falls er sich erholt, kann er mir sicherlich zeigen, wo die Fliegen vorkommen. Er ist angeblich ein großer Krokodiljäger und kennt ganz Uganda wie sein eigenes Dorf. Ich werde ihm morgen erneut eine Spitze geben.
16. Jan. Mevana wirkt heute etwas munterer, aber die Herztätigkeit hat sich etwas verlangsamt. Ich werde mit den Injektionen fortfahren, die Dosen jedoch etwas verringern.
17. Jan. Genesung macht Fortschritte. Mevana schlug heute nach der Injektion die Augen auf und schien fast bei Bewußtsein zu sein, wenn auch noch sehr
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