Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Grauen im Museum

Das Grauen im Museum

Titel: Das Grauen im Museum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
Vom Netzwerk:
legte er gewisse persönliche Briefe von Sir Norman vor, aus denen in der Tat hervorging, daß der ältere Mann zu ähnlichen Ergebnissen gekommen war wie ich und sie schon bald veröffentlicht hätte, wenn er nicht plötzlich gestorben wäre. Insoweit hatte er also recht, und ich konnte nur mein Bedauern ausdrücken. Was ich ihm nicht verzeihen konnte, war die aus Neid geborene Unterstellung, ich hätte Sir Norman auch die Grundzüge meiner Theorie gestohlen. Die britische Regierung ignorierte vernünftigerweise die Anwürfe, verweigerte mir nun jedoch die in Aussicht gestellten Ehrungen mit der Begründung, meine Theorie sei zwar eine eigenständige geistige Leistung, jedoch objektiv gesehen nicht neu.
    Ich mußte bald feststellen, daß meine Karriere in Afrika nicht mehr so recht vorankam, obwohl ich all meine Hoffnungen auf eine solche Karriere gesetzt und sogar auf meine amerikanische Staatsbürgerschaft verzichtet hatte.
    Regierungsvertreter in Mombasa, zumal solche, die Sir Norman persönlich gekannt hatten, verhielten sich mir gegenüber nun ausgesprochen reserviert. Damals nahm ich mir bereits vor, es Moore früher oder später heimzuzahlen, obwohl ich noch nicht wußte, wie ich es anstellen sollte. Er hatte mich um meinen frühen Ruhm beneidet und seine Korrespondenz mit Sir Norman dazu benutzt, mich zu ruinieren. Und all dies, obwohl er mein Freund war und ich sein Interesse an Afrika geweckt und ihn unterwiesen und inspiriert hatte, bis er seinen derzeitigen bescheidenen Ruhm als Afrika-Entomologe erlangt hatte. Ich half ihm auf die Beine, und zum Dank ruinierte er mich. Dafür werde ich ihn eines Tages vernichten.
    Als ich sah, daß ich in Mombasa an Boden verlor, bewarb ich mich um meine derzeitige Position im Landesinneren, in M’gon-ga, nur fünfzig Meilen von der Grenze von Uganda entfernt. Es ist ein Handelsposten für Baumwolle und Elfenbein, ip dem außer mir nur acht Weiße leben. Ein schreckliches Loch, fast am Äquator und mit beinahe jeder Art von Fieberkrankheit verpestet, die der Menschheit bekannt ist. Überall giftige Schlangen und Insekten und Nigger mit Krankheiten, von denen der medizinische Laie noch nie etwas gehört hat. Aber meine Arbeit ist nicht schwer, und ich habe immer genug Zeit, um mir Gedanken darüber zu machen, was ich Henry Moore antun könnte. Ich leiste mir den Spaß, seinem Buch Dipteren Zentral-und Südafrikaseinen Ehrenplatz in meinem Regal einzuräumen. Es scheint sogar so eine Art Standardwerk geworden zu sein -man arbeitet an der Columbia, der Harvard und der Wisconsin University damit -, aber alles, was besonders gut daran ist, geht auf Anregungen von mir zurück.
    Letzte Woche kam ich durch Zufall auf eine Idee, wie ich Moore töten könnte. Eine Gruppe von Leuten aus Uganda brachte einen Schwarzen mit einer merkwürdigen Krankheit, die ich noch nicht diagnostiziert habe. Er war lethargisch und hatte sehr niedrige Temperatur sowie einen merkwürdig schlurfenden Gang. Die meisten anderen hatten Angst vor ihm und behaupteten, er stehe unter dem Zauber eines Medizinmanns, aber Gobo, der Dolmetscher, meinte, er sei von einem Insekt gestochen worden. Ich habe keine Ahnung, worum es sich dabei handeln könnte, denn er hat nur einen winzigen Stich am Arm. Der ist allerdings stark gerötet und von einem bläulichen Ring umgeben. Sieht gespenstisch aus, kein Wunder, daß die Boys von Schwarzer Magie munkeln. Sie haben anscheinend schon ähnliche Fälle gesehen und meinen, es sei kein Kraut dagegen gewachsen. Der alte N’Kuru, einer der GallaBoys in M’gonga, ist der Ansicht, daß es sich um den Stich der Teufelsfliege handeln muß, der zur allmählichen Auszehrung und schließlich zum Tod des Opfers führe, worauf die Fliege, falls sie selbst noch am Leben ist, die Seele und Persönlichkeit des Opfers übernimmt und mit dessen Bewußtsein und all seinen Vorlieben und Abneigungen umherfliegt. Eine seltsame Legende ich kenne kein Insekt dieser Gegend, dessen Stich so gefährlich ist, daß solche Geschichten von ihm ausgehen könnten. Ich injizierte dem Schwarzen er heißt Mevana eine starke Dosis Chinin und entnahm ihm eine Blutprobe, habe aber noch kaum Fortschritte gemacht. Es ist sicherlich ein merkwürdiger Erreger vorhanden, den ich jedoch auch nicht annähernd zu identifizieren vermag. Am ähnlichsten ist er dem Bazillus, den man bei Ochsen, Pferden und Hunden findet, die von der Tsetsefliege gestochen wurden, aber Tsetsefliegen infizieren den Menschen nicht, und

Weitere Kostenlose Bücher