Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Grauen im Museum

Das Grauen im Museum

Titel: Das Grauen im Museum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
Vom Netzwerk:
einem Mittelpunkt medizinischer Forschung mit weltweitem Ruf und Einfluß werden.
    Gouverneur Dalton, der darauf bedacht war, die Nachricht in ihrer ganzen Bedeutung zu verbreiten, sorgte dafür, daß die Presse ausführliche und angemessene Berichte über den neuen Amtsinhaber brachte. Bilder von Dr. Clarendon und dem Haus, das er in der Nähe des alten Goat Hill bewohnte. Abrisse seiner beruflichen Laufbahn und seiner vielfältigen Ehrungen und populäre Berichte über seine bedeutendsten wissenschaftlichen Entdeckungen erschienen in allen wichtigen Tageszeitungen Kaliforniens, so daß die Bevölkerung bald einen gewissen Stolz auf den Mann empfand, dessen Erforschung der Pyämie in Indien, der Pest in China und ähnlicher Leiden überall in der Welt die Medizin schon bald mit einem Gegengift von revolutionärer Bedeutung bereichern würde einem grundlegenden Gegengift, das dem Fiebersyndrom von der Wurzel her zu Leibe rücken und letztlich die Ausrottung des Fiebers in all seinen mannigfachen Erscheinungsformen gewährleisten würde.

    Der Ernennung war eine lange und nicht ganz unromantische Geschichte von früher Freundschaft, langer Trennung und Wiederbegegnung unter dramatischen Umständen vorausgegangen. James Dalton und die Familie Clarendon waren zehn Jahre zuvor in New York Freunde gewesen. Freunde und auch noch mehr, denn die einzige Tochter des Arztes, Georgina, war Daltons Jugendfreundin, während der Arzt selbst in den Schulund College-Jahren sein bester Kamerad und beinahe sein Protege gewesen war. Der Vater von Alfred und Georgina, ein Wall-Street-Pirat der schlimmsten Sorte, hatte Daltons Vater gut gekannt, so gut, daß er ihm in einem denkwürdigen Kampf an der Börse im Lauf eines einzigen Nachmittags alles abjagte, was er besaß. Dalton Senior, der keine Hoffnung hatte, sich von diesem Schlag noch einmal zu erholen, und seinem einzigen Sohn seine Lebensversicherung zukommen lassen wollte, hatte sich prompt eine Kugel in den Kopf geschossen, aber James hatte nicht nach Vergeltung getrachtet. Solche Dinge gehörten seiner Meinung nach einfach dazu, und ihm lag nichts daran, dem Vater des Mädchens, das er heiraten wollte, und des angehenden jungen Wissenschaftlers, den er in den Jahren ihres gemeinsamen Studiums bewundert und unterstützt hatte, zu schaden. Statt dessen wandte er sich der Rechtswissenschaft zu, gründete seine eigene kleine Praxis und bat den »alten Clarendon« zu gegebener Zeit um die Hand seiner Tochter. Der alte Clarendon hatte sich rundweg geweigert, einen armen Schlucker, der sich eben erst als Anwalt seine Sporen verdienen wollte, zu seinem Schwiegersohn zu machen, woraufhin sich eine heftige Auseinandersetzung entspann. James, der dem alten Freibeuter nun endlich sagte, was er ihm schon viel früher hätte sagen müssen, hatte in höchster Erregung das Haus und die Stadtverlassen und binnen eines Monats das Leben in Kalifornien begonnen, das ihn nach manchen Kämpfen mit Politikern und Interessengruppen ins Amt des Gouverneurs geführt hatte. Von Alfred und Georgina hatte er sich nur ganz kurz verabschiedet, und er hatte nie von den Folgen jener Szene in Clarendons Bibliothek erfahren. Nur um einen Tag hatte er die Nachricht vom Tod des alten Clarendon durch einen Schlaganfall verpaßt, und dadurch hatte seine ganze Laufbahn eine andere Richtung genommen. Er hatte in den folgenden zehn Jahren Georgina nicht geschrieben, da er wußte, wie ergeben sie ihrem Vater war, sondern gewartet, bis er eine Position erreicht hatte, die alle Einwände gegen die Verbindung entkräften würde. Und auch mit Alfred hatte er keine Verbindung aufgenommen, dessen Gleichmut im Angesicht von Zuneigung und Heldenverehrung stets den Beigeschmack der bewußten Gestaltung seines Schicksals und der Selbstgenügsamkeit des Genies gehabt hatte. Mit einer auch für damalige Zeit ungewöhnlichen Zielbewußtheit hatte er seinen Weg gemacht, den Blick fest in die Zukunft gerichtet; er war selbst Junggeselle geblieben und war von der intuitiven Überzeugung erfüllt, daß Georgina ebenfalls auf ihn wartete. In diesem Glauben wurde Dalton nicht enttäuscht. Georgina, die sich gefragt haben mochte, warum sie nie eine Nachricht von ihm erhielt, fand kein Liebesglück außer in ihren Hoffnungen und Träumen und war schon bald ganz mit den neuen Pflichten ausgefüllt, die der Aufstieg ihres Bruders mit sich brachte. Alfreds Entwicklung hatte die Hoffnungen, die man in den vielversprechenden jungen Mann gesetzt

Weitere Kostenlose Bücher