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Das Grauen im Museum

Das Grauen im Museum

Titel: Das Grauen im Museum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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etwas für ihren treuen Hund getan hatte. Suramas offenkundige Besorgnis in der Nacht, als Dick den Anfall bekam, hatte ihr großen Eindruck gemacht; zum erstenmal hatte sie dabei freundlichere Gefühle für den verabscheuten Laborassistenten empfunden. Im Laufe des Tages mußte sie immer öfter an Dick denken, bis sich in ihrer Vorstellung das ganze Grauen, das über dem Haus lag, symbolisch in diesem einen Detail konzentrierte und ihre überreizten Nerven die Spannung nicht mehr ertrugen.
    Sie hatte bis dahin stets Alfreds gebieterischen Wunsch respektiert, ihn unter keinen Umständen zu stören, wenn er im Labor arbeitete, doch an diesem schicksalhaften Nachmittag reifte in ihr ganz allmählich der Vorsatz, gegen das Verbot zu verstoßen. Schließlich faßte sie sich ein Herz, durchquerte mit festem Schritt den Garten und betrat den unverschlossenen Vorraum des Laborgebäudes mit der festen Absicht, sich Gewißheit über den Zustand des Hundes zu verschaffen oder hinter den Grund für das Schweigen ihres Bruders zu kommen.
    Die innere Tür war wie gewöhnlich abgeschlossen, und drinnen hörte sie Stimmen in erhitztem Gespräch. Als ihr Klopfen nichts nützte, rüttelte sie so laut wie möglich am Türknauf, doch die lautstarke Auseinandersetzung ging weiter. Die Stimmen waren natürlich die von Sumara und ihrem Bruder, und während sie so draußen vor der Tür stand und sich bemerkbar zu machen versuchte, hörte sie unwillkürlich einiges von dem, was gesprochen wurde. Das Schicksal hatte sie erneut zum unfreiwilligen Lauscher gemacht, und wieder wurden ihre Seelenruhe und ihre Nervenkraft von dem, was sie hörte, bis an die äußersten Grenzen beansprucht. Alfred und Surama gerieten offenbar in einen immer heftigeren Streit, dessen Inhalt dazu angetan war, Georginas schlimmste Befürchtungen zu bestätigen. Sie schauderte, während die Stimme ihres Bruders schrill in bedenkliche Höhen fanatischer Intensität aufstieg. »Ach was, geh zum Teufel ausgerechnet du willst mir Mäßigung predigen! Wer hat denn mit alledem angefangen? Hatte icheine Ahnung von deinen fluchwürdigen Teufelsgottheiten und deiner Alten Welt? Habe ich mir jemals etwas träumen lassen von deinen verfluchten Räumen jenseits der Sterne und dem wimmelnden Chaos Nyarlathotep ? Ich war ein ganz normaler Mann der Wissenschaft, verdammt noch mal, bis ich die Torheit besaß, dich mitsamt deinen teuflischen Atlantischen Geheimnissen aus deinen Gewölben zu holen. Du hast mich ständig vorangetrieben, und jetzt willst du mich im Stich lassen! Du lungerst untätig herum und sagst mir, ich solle mir Zeit lassen, anstatt hinauszugehen und Material zu besorgen. Du weißt verdammt gut, daß ich mich in diesen Dingen nicht auskenne, während du darin schon Meister gewesen sein mußt, bevor die Erde erschaffen wurde. Das sieht dir
    ähnlich, du widerlicher wandelnder Leichnam, etwas anzufangen, was du nicht
beenden kannst oder willst!«
Suramas bösartiges Glucksen war zu hören.
    »Du bist wahnsinnig, Clarendon. Das ist der einzige Grund, warum ich dich weitermachen lasse, obwohl ich dich innerhalb von drei Minuten zur Hölle schicken könnte. Aber irgendwann muß Schluß sein, und du hast wahrhaftig genug Material für einen Novizen auf deiner Stufe bekommen. Auf alle Fälle werde ich dir keines mehr besorgen! Du bist nur noch von dem einen Ziel besessen wie unwürdig, wie verrückt, sogar den Hund deiner armen Schwester zu opfern, obwohl du ihn genausogut hättest verschonen können! Du kannst kein Lebewesen mehr ansehen, ohne dir zu wünschen, ihm diese goldene Spritze hineinzustoßen. Nein Dick mußte denselben Weg gehen wie der Mexikanerjunge, wie Tsampo und die anderen sieben, wie all die Tiere! Du bist mir ein schöner Schüler! Ich hab’ keine Freude mehr an dir, du hast die Nerven verloren. Du hast dir vorgenommen, die Dinge zu beherrschen, und jetzt beherrschen sie dich. Ich bin so gut wie fertig mit dir, Clarendon. Ich dachte, du hättest das Zeug in dir, aber das ist nicht der Fall. Es ist Zeit, daß ich es mit einem anderen probiere. Es tut mir leid, aber ich werde gehen müssen!«
    Angst und Wut sprachen aus der Erwiderung des Arztes, die er fast hinausschrie.

    »Nimm dich in acht, du! Es gibt Mächte gegen deine Mächte -ich war nicht umsonst in China, und es gibt Dinge in Alhazreds Azif,die in Atlantis unbekannt waren! Wir haben uns beide in gefährliche Dinge eingelassen, aber glaub ja nicht, daß du alle meine Möglichkeiten kennst. Was

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