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Das Grauen im Museum

Das Grauen im Museum

Titel: Das Grauen im Museum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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kroch sie ins Bett und verbrachte eine lange, schlaflose, angsterfüllte Nacht.
    Als sie am nächsten Morgen übernächtigt aufstand, sah Georgina den Arzt zum erstenmal seit seiner Genesung. Er gab sich aufgeregter Geschäftigkeit hin, pendelte zwischen Haus und Labor hin und her und interessierte sich für nichts außer seiner Arbeit. Es bestand keine Aussicht, daß das gefürchtete Gespräch zustande kommen würde, und Clarendon fiel nicht einmal die Übermüdung und die betonte Zurückhaltung seiner Schwester auf.
    Am Abend hörte sie ihn in der Bibliothek Selbstgespräche führen, was sie an ihm nicht kannte, und sie hatte den Eindruck, daß er unter starkem seelischem Druck stand, der leicht zu einem Rückfall in die Apathie führen konnte. Sie ging zu ihm hinein und versuchte ihn zu beruhigen, ohne irgendein heikles Thema anzuschneiden, und es gelang ihr, ihm eine Tasse Bouillon aufzuschwatzen. Schließlich fragte sie ihn mitfühlend, was ihn denn bedrücke, und wartete gespannt auf seine Antwort, denn sie hoffte zu hören, Suramas Rücksichtslosigkeit gegenüber dem armen Tibeter habe ihn entsetzt und empört. Es lag Gereiztheit in seiner Stimme, als er ihr antwortete.
    »Was mich bedrückt? Mein Gott, warum fragst du nicht lieber, was mich
    nichtbedrückt ? Sieh dir die Käfige an, da hast du deine Antwort! Leer, ratzekahl ausgeräumt, kein einziges Exemplar mehr übrig, und dabei habe ich eine ganze Reihe wichtiger Bakterienkulturen angesetzt, die jetzt zu nichts mehr nütze sind! Ganze Arbeitstage umsonst ein schwerer Rückschlag es ist zum Verrücktwerden! Wie soll ich jemals mein Ziel erreichen, wenn ich nicht einmal genug Versuchstiere habe?« Georgina streichelte ihm die Stirn.
    »Ich glaube, du solltest dich ein bißchen ausruhen, mein Lieber.«Er wich vor ihr zurück.
    »Ausruhen? Du machst mir Spaß! Was habe ich denn anderes getan als mich auszuruhen und dahinzuvegetieren und ins Leere zu starren, die letzten fünfzig oder hundert oder tausend Jahre ? Gerade jetzt, wo ich drauf und dran bin, den Nebel zu zerteilen, muß mir das Testmaterial ausgehen und du rätst mir, mich wieder in blöde Benommenheit zurücksinken zu lassen! Mein Gott! Und unterdessen arbeitet wahrscheinlich irgend so ein gewissenloser Dieb mit meinen Daten und bereitet sich darauf vor, eher zu publizieren als ich und den Ruhm für meine Arbeit einzuheimsen. Ich werde um eine Nasenlänge verlieren irgendein Narr, der genügend Testmaterial zur Verfügung hat, wird Sieger werden, obwohl ich, wenn ich nur halbwegs angemessene Arbeitsbedingungen hätte, schon in einer Woche mit fliegenden Fahnen durchs Ziel gehen könnte!«
    Er war immer lauter geworden, und in seiner Stimme schwang ein Unterton nervöser Überreiztheit mit, der Georgina gar nicht gefallen wollte. Sie antwortete ihm mit besänftigenden Worten, jedoch nicht so, als gelte es, einen Psychopathen zu beruhigen.
    »Aber all diese Sorgen und Spannungen werden dich noch umbringen, und wenn du tot bist, wer wird dann deine Arbeit vollenden?«
    Sein Gesicht verzog sich zu einem beinahe verächtlichen Grinsen.
    »Ich denke, eine Woche oder einen Monat — mehr Zeit brauche ich jetzt nicht mehr — würden mich nicht umbringen, und im übrigen spielt es überhaupt keine Rolle, was aus mir oder irgendeinem anderen Individuum letztlich wird. Ich bin wie die Affen und Vögel und Meerschweinchen, die ich benutze, nur ein Rädchen im Getriebe, das dem Wohl des Ganzen dient. Sie mußten getötet werden vielleicht werde auch ich getötet werden müssen na wenn schon! Ist denn die Sache, der wir dienen, nicht dies und noch mehr wert?«
    Georgina seufzte. Einen Moment lang fragte sie sich, ob dieses unaufhörliche Gemetzel wirklich einen Sinn hatte.
    »Aber du bist dir absolut sicher, daß deine Entdeckung ein solcher Segen für die
Menschheit sein wird, daß diese Opfer gerechtfertigt sind?
Clarendons Augen blitzten gefährlich auf.
»Die Menschheit! Was zum Teufel ist die Menschheit? Tölpel!
    Lauter Individuen! Die Menschheit ist was für Pfaffen, für die sie eine Schar blind gläubiger Schäfchen darstellt. Die Menschheit ist was für die ausbeuterischen Reichen, die sich ihren Wert in klingender Münze ausrechnen können. Die Menschheit ist was für den Politiker, für den sie einen kollektiven Machtfaktor darstellt, den er für seine Zwecke benutzen kann. Was ist die Menschheit? Nichts! Wir können Gott danken, daß wir über diese lächerliche Illusion hinaus sind. Was ein

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