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Das Grauen im Museum

Das Grauen im Museum

Titel: Das Grauen im Museum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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Pflanzerfamilie aus Louisiana. Vor über einem Jahrhundert war sein Großvater, ein nachgeborener Sohn, nach Süd-Missouri gezogen und hatte ein neues Anwesen ganz im herrschaftlichen Stil seiner Vorfahren begründet. Er hatte dieses Haus erbaut und es mit allen Attributen einer großen Pflanzung ausgestattet. In der besten Zeit hatten bis zu zweihundert Neger in den Hütten gewohnt, die auf dem flachen Gelände hinter dem Haus, das jetzt der Fluß einnahm, gestanden hatten, und sie am Abend singen und lachen und Banjo spielen zu hören sei etwas vom Schönsten einer Kultur und Gesellschaftsordnung gewesen, die nun leider der Vergangenheit angehöre. Vor dem Haus, wo die großen Eichen und Weiden standen, habe sich ein Rasen wie ein breiter grüner Teppich erstreckt, stets aufs sorgfältigste gegossen und gemäht und von gepflasterten, mit Blumenbeeten gesäumten Gehwegen durchzogen. »Riverside«, denn dies war der Name des Anwesens, war zu seiner Zeit ein stattliches, idyllisches Landgut gewesen, und mein Gastgeber konnte sich selbst noch an diese glückliche Epoche erinnern.
    Der Regen hatte jetzt mit aller Macht eingesetzt und ließ seine Wassermassen auf Dach, Wände und Fenster des gebrechlichen Hauses herunterprasseln, und die Feuchtigkeit gelangte durch Tausende von Fugen und Ritzen ins Innere. An unvermuteten Stellen lief und tropfte das Wasser herab, und der immer heftiger tobende Wind rüttelte an den verfaulenden, halb aus den Angeln gerissenen Fensterläden. Doch mir machte dies alles nichts aus, ja ich dachte nicht einmal an meinen Roadster draußen unter den Bäumen, denn ich wußte, ich würde eine fesselnde Geschichte zu hören bekommen. In Erinnerungen schwelgend, machte mein Gastgeber einmal Anstalten, mir meine Liegestatt zu zeigen; aber dann fuhr er doch fort, von der guten alten Zeit zu erzählen. Schon bald wurde mir klar, daß ich erfahren sollte, warum er ganz alleine in diesem alten Haus lebte, und warum dieses seinen Nachbarn nicht ganz geheuer war. Seine Stimme klang überaus melodisch, und seine Erzählung nahm schon bald eine Wendung, die mir jede Schläfrigkeit fernhielt.
    »Ja Riverside wurde 1816 erbaut, und mein Vater kam hier i8z8 auf die Welt. Er wäre jetzt über hundert, wenn er noch lebte, aber er ist jung gestorben, so jung, daß ich mich kaum noch an ihn erinnere. Das war ‘64 er fiel im Krieg, als Angehöriger der Seventh Louisiana Infantry C.S.A., denn er kehrte in die alte Heimat zurück, um sich zum Dienst mit der Waffe zu melden. Mein Großvater war schon zu alt, um noch in den Kampf zuziehen, aber er wurde 95 und half meiner Mutter, mich großzuziehen, und ich erhielt eine gute Erziehung, das muß man den beiden lassen. Wir hatten immer ein starkes Traditionsbewußtsein ein sehr ausgeprägtes Ehrgefühl -, und mein Großvater sorgte dafür, daß ich so aufwuchs wie alle de Russys aufgewachsen waren, Generation um Generation, seit dem Zeitalter der Kreuzzüge. Wir waren nach dem Krieg finanziell noch nicht ganz am Ende und konnten sehr komfortabel leben. Ich ging auf eine gute Schule in Louisiana und auf die Universität Princeton. Später gelang es mir, die Pflanzung so zu führen, daß sie einen recht ansehnlichen Ertrag abwarf aber Sie sehen ja selbst, was seither aus ihr geworden ist.
    Meine Mutter starb, als ich zwanzig war, und mein Großvater zwei Jahre später. Von da an war ich ziemlich einsam, und ‘85 heiratete ich eine entfernte Cousine in New Orleans. Alles hätte anders kommen können, wenn sie am Leben geblieben wäre, aber sie starb bei der Geburt meines Sohnes Denis. Er war der einzige Mensch, den ich noch hatte. Ich dachte nicht daran, mich wieder zu verheiraten, sondern widmete mich ganz dem Jungen. Er war wie ich, wie alle de Russys dunkelhaarig, hochgewachsen und schlank und ein Hitzkopf, wie er im Buche steht. Ich gab ihm die gleiche Erziehung, die ich von meinem Großvater bekommen hatte, aber ich brauchte ihn nicht zu erziehen, wo es um Fragen der Ehre ging. Es steckte einfach in ihm, glaube ich. Sie können sich nicht vorstellen, was für ein Heißsporn er war -als er elf war, konnte ich ihn nur mit Mühe davon abhalten, sich als Freiwilliger im Spanischen Krieg zu melden! Ein romantischer Springinsfeld, den Kopf voller hochtrabender Ideale viktoria-nisch würde man sie heute nennen nicht nötig, ihm zu sagen, daß er die Niggerschlampen in Ruhe lassen sollte. Ich schickte ihn auf die gleiche Schule, auf der ich gewesen war, und auch nach

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