Das Grauen lauert in der Tiefe
spuckst jetzt aus, wo es ist!«, knurrte der kleinere der beiden Mutanten, der seine Fleischhämmer inzwischen gegen eine normale Hand und eine Zange eingetauscht hatte.
»Wo was ist?«, wimmerte Tom, als er grob am Arm gepackt wurde.
Gleichzeitig richtete der zweite Greifer seinen Dorn genau auf Maxwells Auge. »Hat er es dir verraten?«
Max kämpfte darum, seine Antwort selbstbewusst und stark klingen zu lassen. »Wir wissen nicht, wovon Sie reden«, gab er zurück und blickte seinem Feind direkt ins Gesicht. »Aber mein Vater ist ein Ehrengast des Bürgermeisters, und wenn er erfährt, dass Sie uns angegriffen haben, werden Sie die Konsequenzen zu spüren bekommen!«
»Dein Vater interessiert mich nicht«, antwortete der Uniformierte und verzog das Gesicht zu einem höhnischen Grinsen. »Und wenn du mir nicht sagst, was du weißt, bist du in einer Stunde Fischfutter. Aber es wird die längste Stunde deines Lebens sein, das kannst du mir glauben.« Schnaufend drückte er den Dorn gegen Maxwells Wange.
Max schrie auf. Fieberhaft überlegte er, was er dem Mutanten erzählen konnte, um ihn sich vom Leib zu halten. Da begann auch Tom, wie am Spieß zu brüllen. Max warf einen Blick zur Seite und sah, dass der andere Greifer seinen Freund mit der Zange bearbeitete.
»Ich weiß nicht, was Sie von mir wollen!«, kreischte Tom.
»Du sagst uns jetzt, wo du es versteckt hast«, wiederholte der Zangen-Mutant ungerührt und setzte sein Werkzeug erneut ein.
Max warf sich nach rechts und funkelte seinen Angreifer wütend an. »Ich kann es holen«, log er, um Zeit zu gewinnen. »Ich sage Ihnen alles, wenn Sie uns nur gehen lassen.«
Wieder riss der größere Greifer ihn zu sich heran und bohrte seinen Dorn mit noch mehr Druck in Maxwells Haut. »Du lügst!«, stieß er mit wutverzerrtem Gesicht hervor.
Auch der zweite Mutant dachte gar nicht daran, seinen Griff um Toms Arm zu lockern, und schnappte mit seiner Zange nach dessen Ohr. Doch im selben Augenblick ertönte ein dumpfer Gong, der den ganzen Raum zum Vibrieren brachte. Von einer Sekunde zur anderen ließ der Koloss von Tom ab, gab ein Ächzen von sich und fiel wie ein Stein zu Boden. Tom taumelte und stürzte, landete aber weich auf dem Bauch des Mutanten.
Ehe Max begriff, was hier gerade geschah, erklang ein zweiter ohrenbetäubender Gong, und auch der andere Greifer sackte regungslos in sich zusammen.
»Junge, Junge, haben diese Kerle harte Schädel«, sagte Mafalda und grinste ihren Bruder stolz an.
»Himmel, Arsch und Zwirn, das kannst du laut sagen!« Beethoven verzog sein missgestaltetes Gesicht ebenfalls zu einem breiten Lächeln. »Aber wir haben sie erledigt, Kleine!«
Dann begann er, die Mutanten zu durchsuchen. In einer ihrer Westentaschen fand er mehrere Goldmünzen, die er mit Mafalda teilte. Vor Freude ließen die beiden die Bratpfannen, mit denen sie sich bewaffnet hatten, lautstark gegeneinanderscheppern.
»Was ist das für ein furchtbarer Lärm?«, war auf einmal Henriettes helle Stimme zu hören. »Der weckt ja Tote wieder auf.« Sie strich sich ihre verfilzten Zöpfe aus dem Gesicht und rappelte sich mühsam auf.
Tom war schneller auf den Beinen, als Max es für möglich gehalten hatte. Er lief zu Henriette und schloss sie fest in die Arme. »Gott sei Dank! Wir dachten, du bist tot!«, rief er.
Henriette wurde so rot, dass die lilafarbene Beule an ihrer Stirn fast gar nicht mehr zu sehen war. »Hab einen harten Schädel«, nuschelte sie und befreite sich aus Toms Umklammerung. Schwankend ging sie auf Beethoven zu und klopfte ihm auf die Schulter. »Gut gemacht, alter Junge!«
»Ohne Mafalda hätte ich diese Ekelpakete nicht erledigen können«, stellte Beethoven klar. »Das waren Mutantengreifer«, fuhr er fort. »Jetzt sitzen wir schön in der Grütze. Kolschok wird uns den ganzen Justizpalast auf den Hals hetzen, wenn er spitzkriegt, wer seine beiden Schoßhündchen kaltgemacht hat.«
»Von wegen kaltgemacht, sie atmen noch«, widersprach Henriette, die sich neben eine der großen Gestalten gekniet hatte. »Aber verdient hätten sie es.« Sie stand auf und sah zu dem Wandregal, das beim Kampf mit den Mutanten umgestürzt war.
»Kommt!«, sagte sie. »Wir müssen hier verschwinden. Diese beiden Monster können jederzeit wieder aufwachen und ihre widerlichen Freunde zusammentrommeln.«
Max warf Beethoven einen fragenden Blick zu, aber der seufzte nur schwer.
Unterdessen stieg Henriette vorsichtig über die Regaltrümmer und
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