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Das Grauen lauert in der Tiefe

Das Grauen lauert in der Tiefe

Titel: Das Grauen lauert in der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Loeffelbein
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sah seinen Freund fest an. Auf gar keinen Fall wollte er sich anmerken lassen, wie sehr er selbst sich vor dem verkommenen Hinterhof und den wahrscheinlich überall in ihren Verstecken hockenden Ratten fürchtete. Die Risse in den Fassaden, der Unrat, der auf den zerbrochenen Steinfliesen lag, die eingetretenen Holzkisten, die überall herumstanden, und die dunklen Öffnungen ohne Türen – alles sah traurig und bösartig zugleich aus.
    Ohne genau zu wissen, warum er es tat, ging Max auf einen der dunklen Eingänge zu. Er hatte zwar panische Angst vor Ratten, aber er war eben auch der Sohn eines Archäologieprofessors. Dunklen Öffnungen in Wänden, egal welcher Art, konnte er einfach nicht widerstehen. Er schaltete den kleinen Stab ein, den er von Henriette bekommen hatte, und leuchtete in den Eingang. Dahinter befand sich ein schmaler Flur.
    Max ging hinein. »Nur ein Schritt«, sagte er sich. »Nur einmal schauen …«
    Schon im nächsten Moment wünschte er seine Neugierde zum Kuckuck. Er war in einer dunklen Kammer gelandet. Vor dem verschmutzten Fenster zu seiner Rechten hing eine vergilbte, dicke Gardine und auf dem zerfransten Teppich unter seinen Füßen standen ein abgenutzter Tisch, ein paar Stühle mit schiefen Beinen und ein heruntergekommener Eisenherd. Und inmitten der halb zerfallenen Einrichtung saß eine alte Frau in einem wackeligen Lehnstuhl.
    Maxwell war, ohne es zu wollen, in eine Wohnung hineingeplatzt. Und von seiner Mutter hatte er gelernt, dass es nichts Unschicklicheres gab, als ungebeten in private Wohnräume einzudringen.
    »Wer bist du?«, fragte ihn die alte Frau mit heiserer Stimme und hustete. »Du kommst nicht von hier, das rieche ich.«
    Max sah erschrocken, dass die Frau milchig weiße Augäpfel hatte. Sie war blind.
    »Nein«, stotterte Max. »Ich … ich bin …«
    »… einer von den Eintreibern?« Wieder bekam die Frau einen schlimmen Hustenanfall. »Bist du hier, um Steuern zu kassieren? Dann kommst du zu spät. Es waren schon welche vor dir da. Hier gibt es nichts mehr zu holen. Und meine Familie schuftet sich in der Fabrik zu Tode. Meine Tochter und ihre Kinder sind schon seit zwei Tagen nicht mehr zu Hause gewesen.«
    »Ich bin keiner von der Regierung«, sagte Max kleinlaut. »Ich bin ein Freund von Henriette. Sie …«
    »Henriette?«, rief die Frau und ihr Gesicht hellte sich auf. »Wenn einer es schafft, uns hier rauszuholen, dann sie …«
    »Max?«, rief Tom von draußen.
    »Entschuldigen Sie die Störung«, wandte sich Max noch einmal an die alte Frau. »Ich muss jetzt gehen.« Dann rannte er, so schnell er konnte, aus dem Haus.
    Tom und Mafalda waren mittlerweile zum Eingang der winzigen Bretterbude gelaufen, die sich an eine der gegenüberliegenden Hauswände schmiegte. Sie winkten ihm zu und traten durch die offen stehende Tür.
    »Komm mal hier herüber!«, rief Tom plötzlich. »Das glaubst du nicht!«
    Max atmete hörbar aus und tappte in den Raum hinein. Seine Augen hatten sich bald an die Dunkelheit gewöhnt, und ihm wurde klar, dass der Schuppen nur die Tarnung für eine Treppe war, die wenige Schritte vor ihm lag. Die Stufen, die anscheinend unter einer schweren Holzplatte verborgen werden konnten, führten steil in die Tiefe.
    »Da geht es mindestens zwanzig oder dreißig Meter nach unten«, sagte Tom, der wie aus dem Nichts neben Max aufgetaucht war.
    »Na und?«, fragte Mafalda, die nicht begriff, was an einer langen Treppe so besonders sein sollte.
    »Versteht ihr denn nicht, was das zu bedeuten hat?« Tom betrat den ersten Absatz. Dort zögerte er kurz, lief schließlich aber mit entschlossenen Schritten die Stufen hinunter.

    Max griff nach Mafaldas Arm und die beiden folgten ihrem Freund die seltsam leuchtende Treppe herab. Erst als Max genauer hinsah, erkannte er, dass in die einzelnen Trittbretter gläserne Zylinder eingelassen waren, die ein mattes elektrisches Licht abgaben.
    »Hier geht es so tief hinunter, dass man das Fundament der Glaskuppel erreicht«, erklärte Tom ihnen. »Jede Wette, dass das Ganze etwas mit Henriettes Fluchtplänen zu tun hat. Die haben sich wie die Maulwürfe unter der Glaskuppel durchgewühlt, obwohl das bei Todesstrafe verboten ist. Wie sie das gemacht haben, ist mir ein Rätsel. Auf alle Fälle haben sie und Beethoven sich den richtigen Stadtteil dafür ausgesucht. Freiwillig kommt hier ja sonst kein Mensch her … allein schon wegen der Mutantenratten.«
    »Mutantenratten?«, fragte Mafalda neugierig.
    Max stöhnte

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