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Das Grauen lauert in der Tiefe

Das Grauen lauert in der Tiefe

Titel: Das Grauen lauert in der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Loeffelbein
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laut auf. Dann räusperte er sich und sagte: »Steuereintreiber drehen aber trotzdem ihre Runden durchs Viertel, oder?«
    Tom sah ihn verständnislos an. »Wieso Steuereintreiber? So etwas gibt es hier doch gar nicht.«
    Max, dem die Worte der alten Frau nicht aus dem Kopf gingen, zog nachdenklich die Augenbrauen zusammen. »Vielleicht zahlen bloß die Menschen aus der Oberstadt keine Abgaben«, sagte er langsam. »Und zwar deswegen, weil die Leute aus dem Jammerviertel und dem Rattenviertel die schwere Arbeit leisten und dazu auch noch alle Steuern aufbringen müssen.«
    Tom wollte etwas erwidern, aber Mafalda zog ihn am Ärmel seines Jacketts. »Schaut euch das an!«, rief sie atemlos.
    Max und Tom blickten sich sprachlos vor Staunen um. Sie standen in einer geräumigen Werkzeughalle, die trotz ihrer niedrigen Decke gewaltige Ausmaße zu haben schien. An den Wänden reihten sich verschiedene merkwürdig geformte Apparate aneinander, die Max entweder an Nähmaschinen oder an Kücheninstrumente erinnerten. An der Decke befanden sich in sternförmigen Anordnungen die leuchtenden Zylinder, die die Kinder schon aus dem Treppenschacht kannten. Auf dem Fußboden lagen Massen von Werkzeugen, Bauplänen, Schrauben, Nieten und Stofffetzen wild durcheinander.
    Mafalda und die Jungen liefen weiter und entdeckten schließlich Henriette und Beethoven, die sich über einen großen alten Holztisch beugten und eine Karte betrachteten, auf der unregelmäßige Linien und Kreise verschlungene Muster bildeten. Sie waren so vertieft in ihr Gespräch, dass sie die Ankunft der drei Freunde gar nicht bemerkten.
    »Jetzt ist es kurz nach sechs«, sagte Henriette. »Wenn wir Glück haben, erwischen wir noch die Ost-Strömung und werden geradewegs in Richtung der Seetangfelder getrieben. Dort gibt es rund um die Uhr eine Aufwärtsbewegung.«
    »Ja.« Beethoven kratzte sich über die rissige dunkelrote Haut auf seinem Schädel. »Aber wenn wir Pech haben, stimmt diese Strömungskarte hinten und vorn nicht, und wir bleiben an der Glaskuppel kleben. Dort können uns dann die Greifer abwischen wie Quallengelee.« Er gab ein Grunzen von sich und fuhr fort: »Oder die Strömung treibt uns direkt zum Altstain-Turm und über den Klippenrand in die Tiefseespalte hinein. Und dann Gute Nacht! «
    »Dass du auch immer alles so pessimistisch sehen musst«, brummte Henriette.
    »Leerer Magen«, sagte Beethoven. »Das macht mein leerer Magen.«
    »Verfressen und miesepetrig«, grummelte Henriette. »Ganz schlechte Kombination. Hast du denn gar keinen Mumm in den Knochen?«
    »Ich habe nichts im Magen!«, beschwerte sich Beethoven noch einmal lautstark.
    »Ich auch nicht!«, rief Mafalda.
    Henriette fuhr hoch und drehte sich um. »Da seid ihr ja endlich«, sagte sie. »Wir haben nicht mehr viel Zeit. Wenn Kolschok euch schon Mutantengreifer auf den Hals hetzt, dann wird er nicht eher lockerlassen, bis er euch gefunden hat. Wir müssen auf der Stelle verschwinden.«
    »Und wohin?«, wollte Max nun endlich wissen. »Vielleicht erklärst du uns auch irgendwann einmal, was ihr eigentlich vorhabt.«
    » Du müsstest mir wesentlich mehr erklären als ich dir «, zischte Henriette, schaute dabei allerdings Tom an und nicht Max. »Aber da wir inzwischen alle in einem Boot sitzen, ist das jetzt wohl auch egal.«
    »Bei deinem Verhalten kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie wir auf einer Seite stehen sollen«, stieß Tom frustriert hervor. »Du und deine Leute, ihr kümmert euch doch immer nur um euren eigenen Vorteil.«
    Henriette seufzte tief. »Entgegen der Meinung bestimmter Oberstädtler leben im Jammerviertel kaum Verbrecher und Halsabschneider, sondern jede Menge Menschen, die mehr als unzufrieden mit der Tatsache sind, dass sie unterdrückt werden.«
    »Wer's glaubt …« Tom zuckte mit den Schultern, aber Max hatte den Eindruck, dass er Henriette damit nur ärgern wollte.
    »Wir nennen uns die Allianz der Gerechten «, setzte Henriette ungerührt hinzu.
    »Aber die steckt doch mit den Unruhestiftern unter einer Decke!« Tom schien nun ehrlich erschrocken zu sein.
    »Schon wieder falsch, mein Lieber!« Henriette verschränkte die Arme vor der Brust. »Die Allianz hat mit Mr Nin und seinen Leuten nichts zu tun. Obwohl ich persönlich seine Taten durchaus richtig finde.«
    »Mr Nin hat meinen Bruder umgebracht«, flüsterte Tom.
    Henriette wurde wieder so rot wie eine Tomate. Sie starrte zu Boden und sah plötzlich aus wie ein kleines,

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