Das Grauen lauert in der Tiefe
«, schrie Max zurück. »Hast du das alles nicht wenigstens einmal vorher ausprobiert? Mit einem Test, meine ich!«
»Dies ist die Test-Blubber.« Henriette schaute Max fest in die Augen. »Die Laken, in denen ihr hierhergelangt seid, waren für das richtige große Unterseeboot bestimmt. Unser Plan war es, das ganze Jammerviertel zu evakuieren und in die Freiheit zu führen. Winkend und lachend wollten wir den Unterdrückern die Zunge herausstrecken, während wir wie in einem Heißluftballon an ihrer dämlichen Stadt vorbeigleiten. Nur euretwegen müssen wir jetzt alle zurücklassen. Also reißt euch gefälligst zusammen!«
»Ich glaube nicht, dass die anderen so verrückt gewesen wären, dir in dieses Ding zu folgen«, sagte Max, der an die blinde alte Frau denken musste, die auf ihre Kinder und Enkelkinder gewartet hatte. »Aber sie werden dir bestimmt ein Denkmal errichten«, fuhr er fort. »Weil du ihnen gezeigt hast, wie man ganz bestimmt nicht aus Atlantic Haven herauskommt. Wenn ich das richtig verstanden habe, hat deine Blubber ja noch nicht mal einen Antrieb.«
»Hat sie wohl«, giftete Henriette und zog eine schmale Röhre aus ihrer Anzugtasche. »Siehst du? Den Motor habe ich selbst erfunden. Er funktioniert mit einem Propeller und einer Batterie, aber es würde jetzt zu lange dauern, dir das alles zu erklären.«
»Und was macht das Ding noch in deiner Tasche?«, rief Max. »Hier drinnen wird es uns ja wohl kaum etwas nützen.«
»Schlaukopf«, presste Henriette zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Ich bin eben nur nicht mehr dazu gekommen, ihn an der Blubber anzubringen.«
»Großartig!«, rief Max aufgebracht. »Wir werden alle absaufen.«
»Werden wir nicht!«, sagte Henriette entschieden.
Das Rauschen und Fauchen des Luftstroms hatte schlagartig aufgehört. Aber Max bekam davon gar nichts mit. »Werden wir doch!«, schrie er aufgebracht. »Hast du eigentlich schon mal was von Wasserdruck gehört?«
»Schaut euch diese Quallen an«, staunte Mafalda.
»Und dahinten, das Seepferdchen sieht aus wie eine Meerjungfrau«, sagte Tom ehrfürchtig.
»Hoffentlich hält uns der Wal nicht für seine Freundin und kommt auf die Idee, uns abzuknutschen«, meinte Beethoven und grinste breit.
Max und Henriette sahen sich an und stürmten dann zu dem einzigen Ausguck der Kapsel in einem breiten Blechring, der die Stoffbahnen in der Mitte zusammenhielt. Hier drängelten sich bereits Tom, Mafalda und Beethoven.
Mit offenen Mündern starrten alle in die Unterwasserwelt, durch die das Unterseeboot so sanft dahinglitt wie ein Heißluftballon durch die Wolken.
Wie schon bei ihrer Fahrt in der Tauchkugel konnten Max und Mafalda sich kaum sattsehen an dem hell erleuchteten, märchenhaften Ozean um Atlantic Haven, und für einen Moment vergaßen sie alles, was sie in den letzten Stunden erlebt hatten. Seeanemonen schaukelten ihre farbigen Köpfe hin und her und wie ein einziger funkelnder Körper glitt ein dichter Quallenschwarm am U-Boot vorbei.
»Ha!«, jubelte Henriette so plötzlich, dass alle zusammenzuckten, und schlug Max triumphierend auf die Schulter. »Hast du schon mal was von Luftdruck gehört?«
»Da!«, schrie Max statt einer Antwort. »Wir treiben direkt auf den Altstain-Turm zu!«
»Heiliges Scheißhaus! Sieht so aus, als ob die Strömungskarten tatsächlich nicht stimmten.« Beethoven kratzte sich über seine zerfurchte Stirn.
»Wir müssen gegensteuern!«, rief Mafalda.
»Geht leider nicht.« Henriette fuhr sich mit einer Hand nervös durch die verfilzten Zöpfe und steckte mit einem verlegenen Gesichtsausdruck den kleinen Röhrenmotor wieder in ihre Tasche.
Plötzlich hatte Max einen Geistesblitz. »Wir müssen das Gewicht verlagern«, sagte er und riss sich von dem Anblick des hellen Lichts los, auf das sie geradewegs zutrieben. »Vielleicht verändert die Blubber ihren Kurs, wenn wir uns alle auf eine Seite schmeißen.«
»Gute Idee!« Ohne zu zögern, warf sich Beethoven gegen die rechte Stoffwand der kleinen Kapsel.
Ein lautes Zischen ertönte, und allen wurde schlagartig klar, dass Maxwell alles andere als eine gute Idee gehabt hatte.
»Verdammter Mist!«, fluchte Beethoven. »Hätten wir doch auch für die Test-Blubber den guten Stoff aus der Oberstadt geklaut …«
»Was soll das heißen?«, fragte Mafalda.
»Ich befürchte, dass wir ein Problem mit der Reißfestigkeit der Schutzhülle bekommen werden«, knurrte Beethoven.
»Die Blubber wird doch wohl nicht den Geist
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