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Das Grauen lauert in der Tiefe

Das Grauen lauert in der Tiefe

Titel: Das Grauen lauert in der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Loeffelbein
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aufgeben, nur weil man ein bisschen in ihr hin und her ruckelt?« Max hatte kleine Schweißperlen auf der Stirn.
    »Natürlich nicht«, entgegnete Henriette. »Beethoven ist ein unverbesserlicher Schwarzseher, wenn er nicht gefrühstückt hat.« Sie hatte aber ebenfalls zu schwitzen begonnen.
    »Wir treiben nicht mehr auf den Altstain-Turm zu.« Tom stand neben Max an dem runden Fenster und drehte sich dann zu Henriette um. »Hast du eigentlich ausgerechnet, wie lange wir mit der Blubber unter Wasser bleiben können? Ich meine, bis uns der Sauerstoff ausgeht?«
    Henriette wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Äh, ja. Nein, also doch, schon irgendwie …« Sie hörte auf zu sprechen und schloss kurz die Augen. »Wenn ich mich richtig erinnere, gibt es zwischen dem Altstain-Turm und der Glaskuppel von Atlantic Haven auch eine Strömung, die in Richtung der Algenfelder fließt«, fuhr sie fort. »Wenn wir Glück haben, erreichen wir die gleich.«
    Sie ließ sich neben Beethoven gegen die Außenhülle der Kapsel fallen. Sofort neigte sich die Blubber noch etwas stärker zur Seite.
    Wieder ertönte das Zischen und Max schüttelte ärgerlich den Kopf. »Bist du von allen guten Geistern verlassen?«, rief er. »Da draußen steigen immer mehr Bläschen von den Wachslaken auf. Der Stoff hält dem Druck nicht stand.«
    Aber Henriette ignorierte ihn einfach. »Wohin treiben wir?«, wandte sie sich stattdessen an Tom.
    »Auf die Glaskuppel zu«, entgegnete er. »Bist du dir mit dieser Nebenströmung sicher? Beethoven hat doch vorhin gesagt, dass es gefährlich ist, der Kuppel zu nahe zu kommen.«
    »Was ist überhaupt mit unseren Eltern?«, rief Mafalda dazwischen. »Wir können sie doch nicht hier zurücklassen!«
    »Falls wir wirklich entkommen wären, hätten wie natürlich Hilfe geholt«, sagte Max und schaute weiter mit zusammengekniffenen Augen durch das Bullauge. »Aber so wie es aussieht, könnten wir die jetzt selbst ganz gut gebrauchen. Die Hilfe, meine ich.«
    Henriette wollte etwas erwidern, doch dazu kam sie nicht mehr. Das Unterseeboot hatte mit einem Mal begonnen, sich wie ein Kreisel zu drehen, sodass Max, Tom und Mafalda von dem Bullauge fortgerissen und in die Seitenwände geschleudert wurden. Der wasserabweisende Stoff gab noch stärker nach als zuvor und der ganze Raum verzerrte sich wie ein Zelt im Sturm.
    Die Blubber wurde hin und her geschleudert, überschlug sich mehrmals, und als die gewachsten Laken über ihnen zu reißen anfingen, schrie selbst Henriette. Eiskaltes Meerwasser spritzte herein.
    Max hatte das Gefühl, dass sein Herzschlag aussetzte, aber dann spürte er ein Hämmern und Pochen in seiner Brust, das so stark war wie nie zuvor. Nicht aufgeben, schoss es ihm durch den Kopf. Du darfst nicht aufgeben! Er holte tief Luft, um für alle Fälle gerüstet zu sein, und versuchte, Mafalda zu erwischen, die sich bereits mit dem Kopf unter Wasser befand. Er zog sie zu sich und schrie ihr ins Ohr: »Durchatmen! Solange es noch geht!«
    Leider stellte sich schon wenige Sekunden später heraus, dass das nicht besonders lange war. Von allen Seiten brach jetzt Wasser in die Kabine herein und plötzlich gab es ein gewaltiges Knirschen und das U-Boot riss vollständig auseinander. Max sah Henriette und Beethoven mit entsetzten Gesichtern vor sich auftauchen – dann verschwanden sie in einem Strudel aus Luftbläschen und Stofffetzen. Toms zappelnde Beine trafen Max ins Gesicht und schlugen ihm die Nase blutig, sodass er wenig später von einem rosafarbenen Schleier umgeben war. Seine Lunge begann zu brennen und zu piksen.

    Die Durchhalteparolen von gerade eben kamen ihm angesichts ihrer Lage nun so albern vor, dass er sich über sich selbst ärgerte. Von wegen nicht aufgeben! Was sollte er denn Hunderte von Metern unter der Wasseroberfläche machen? Fröhlich mit den Walen Walzer tanzen? Oder mit dem Gummimonster Poker spielen?
    Max zuckte zusammen, als ihm klar wurde, was er da gerade gedacht hatte. Denn vor ihm schwamm tatsächlich der unheimliche Gummimann aus der Bibliothek – und er steuerte direkt auf ihn zu! Seine Gestalt schien so groß wie ein ganzer Fischschwarm zu sein, obwohl das natürlich eigentlich nicht möglich war. Maxwells Lungen brannten inzwischen wie Feuer, und er wusste instinktiv, dass jeden Moment sein Atemreflex einsetzen würde. Gleichzeitig kam die schreckliche schwarze Gummirüstung immer näher und schien Maxwells Überlebenskampf mitleidlos zu beobachten.
    Und dann war

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