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Das Graveyard Buch

Titel: Das Graveyard Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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einer Schlange, die sich durch trockenes Laub windet. Scarlett drückte Bods Hand fester.
    »Was ist das? Siehst du etwas?«
    »Nein.«
    Scarlett stieß einen Laut aus, halb Keuchen, halb Wimmern, und jetzt sah Bod etwas und er wusste, ohne zu fragen, dass auch sie es sehen konnte.
    Am anderen Ende der Kammer war ein Licht und in dem Licht kam ein Mann daher, kam durch den Fels. Bod merkte, dass Scarlett einen Schrei unte r drückte.
    Der Mann sah gut erhalten aus, aber doch wie etwas, das seit langer Zeit tot sein musste. Seine Haut war b e malt (meinte Bod) oder tätowiert (meinte Sca r lett) mit purpurroten Bildern und Mustern. Um den Hals trug er eine Kette aus langen scharfen Zähnen.
    »Ich bin der Herr über dieses Reich!«, sagte die Ge s talt in so alten und so kehlig klingenden Worten, dass es kaum noch Worte waren. »Ich bewache das Grab vor a l len, die es schänden wollen!«
    Seine Augen wirkten riesengroß in seinem Gesicht. Bod sah, dass er sie dunkellila umrandet hatte, sodass er aussah wie eine Eule.
    »Wer sind Sie?«, fragte Bod und drückte dabei Sca r letts Hand.
    Der Indigomann schien die Frage nicht gehört zu h a ben. Er starrte sie drohend an.
    »Verlasst diesen Ort!«, stieß er hervor und Bod hörte die Worte in seinem Innern, Worte, die wieder ein kehl i ges Knurren waren.
    »Will er uns etwas tun?«, fragte Scarlett.
    »Ich glaube, nicht«, sagte Bod. Dann sagte er zu dem Indigomann: »Ich bin Ehrenbürger des Frie d hofs und darf gehen, wohin ich will.«
    Der Indigomann zeigte keine Reaktion, was Bod sehr verwirrte, denn selbst besonders aufgebrachte Friedhof s bewohner beruhigten sich bei diesen Wo r ten.
    »Scarlett, kannst du ihn sehen?«, fragte Bod.
    »Klar kann ich ihn sehen. Es ist ein großer tät o wierter Kerl und er will uns umbringen. Bod, tu doch was, damit er verschwindet!«
    Bod betrachtete das, was von dem Herrn im bra u nen Mantel übrig geblieben war. Neben ihm lag eine Lampe, die auf dem felsigen Boden zerbrochen sein musste . »Er ist weggelaufen«, überlegte Bod laut. »Er ist vor Schreck weggelaufen. Dann ist er ausg e rutscht oder gestolpert und hat sich den Hals gebr o chen.«
    »Wer?«
    »Der Mann auf dem Boden.«
    Scarlett klang jetzt nicht nur verwirrt und verän g stigt, sondern auch irritiert. »Welcher Mann auf dem Boden? Ich sehe nur den großen tätowierten Kerl.«
    Als ob der Indigomann unmissverständlich klarm a chen wollte, dass er wirklich hier war, warf er den Kopf in den Nacken und stieß ein jodelartiges Geheul aus. Scarlett hielt sich so krampfhaft an Bod fest, dass sie ihm die Fingernägel ins Fleisch drückte.
    Doch Bod hatte keine Angst mehr.
    »Es tut mir leid, dass ich gesagt habe, sie sind nur ei n gebildet«, sagte Scarlett. »Jetzt glaube ich, sie sind wir k lich da.«
    Der Indigomann hob etwas über seinen Kopf. Es sah aus wie eine scharfe Klinge aus Stein. »Wer hier ei n dringt, ist des Todes!«, rief er mit seiner kehligen Sti m me. Bod dachte an den Mann, dessen Haar weiß gewo r den war, nachdem er die Grabkammer en t deckt hatte, und der nie wieder auf diesen Friedhof zurückgekehrt war und kein Wort darüber verloren hatte.
    »Nein«, sagte Bod. »Ich glaube, du hast recht. Der hier ist es.«
    »Was?«
    »Eine Einbildung.«
    »Schwachsinn«, sagte Scarlett. »Ich sehe ihn doch.«
    »Ja«, sagte Bod. »Und du kannst keine Toten s e hen.« Er schaute sich in der Kammer um. »Lass gut sein«, sa g te er. »Wir wissen, dass es dich in Wirklic h keit gar nicht gibt.«
    »Ich werde eure Leber verspeisen«, fauchte der Indi g o mann.
    »Ach was«, sagte Scarlett mit einem tiefen Seufzer. »Bod hat recht.« Dann sagte sie: »Ich glaube, das ist eine Vogelscheuche.«
    »Was ist eine Vogelscheuche?«, fragte Bod.
    »So etwas stellen Bauern auf ihre Felder, um die V ö gel zu verscheuchen.«
    »Warum tun sie das?« Bod mochte Vögel. Er fand sie witzig und er fand es gut, wie sie den Friedhof sauber hielten.
    »Genau weiß ich das auch nicht. Ich frage meine Mu t ter. Ich habe einmal vom Zug aus eine Voge l scheuche gesehen. Krähen halten sie für einen richt i gen Menschen. Aber es ist nur ein nachgemachtes Ding, das aussieht wie ein Mensch, es soll die Krähen erschrecken.«
    Bod schaute in der Kammer umher. »Ganz gleich, wer du bist, deine Masche zieht nicht. Wir haben ke i ne Angst. Wir wissen, dass es nicht wirklich ist. Hör einfach auf damit.«
    Der Indigomann hörte auf. Er ging zur Steinplatte, le g te sich darauf und

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