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Das Graveyard Buch

Titel: Das Graveyard Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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er u n ten in der Grabkammer anlan g te. Dort war es dunkel, so dunkel wie in einem Kohlenkeller, aber Bod sah, wie die Toten s a hen, und so hatte die Ka m mer keine Geheimnisse für ihn.
    Der Hüter des Grabes strich an der Mauer entlang, das spürte Bod, ein geisterhaftes Wesen aus Hass und Gier, das sich durch die Kammer wälzte wie Rauc h schwaden. Aber dieses Mal hatte er keine Angst vor ihm.
    FÜRCHTE UNS, raunte der Sleer, DENN WIR H Ü TEN KOSTBARKEITEN, DIE NICHT VERL O REN GEHEN DÜRFEN.
    »Ich fürchte mich nicht vor dir«, sagte Bod. »Weißt du noch? Und ich muss etwas mitnehmen von hier.«
    NICHTS VERLÄSST DIESEN ORT, lautete die An t wort des schlangenartigen Wesens aus dem Dunkeln. MESSER, BROSCHE UND KELCH. DER SLEER HÜTET SIE IN DER DUNKELHEIT. WIR WARTEN.
    »Erlaub mir eine Frage«, fuhr Bod fort, »aber war das hier dein Grab?«
    MEISTER STELLTE UNS HIER ALS WACHE AUF, BEGRUB UNSERE SCHÄDEL NEBEN DI E SEM STEIN UND LIESS UNS HIER, WEIL WIR WISSEN, WAS WIR ZU TUN HABEN. WIR H Ü TEN DIE SCHÄTZE, BIS MEISTER WIEDE R KOMMT.
    »Ich nehme an, dass er euch schon längst vergessen hat«, sagte Bod. »Bestimmt ist er selber schon ewig tot.«
    WIR SIND DER SLEER, WIR HALTEN WACHT.
    Bod überlegte, wie lange es wohl her war, dass das tiefste Grab im Hügel noch ebenerdig gelegen hatte. Es musste ungeheuer lange her sein. Er spürte, wie der Sleer Wellen aus Angst um seinen Körper wand wie die Ra n ken einer fleischfressenden Pflanze. Ihm wurde kalt, die Glieder wurden ihm schwer, als hätte eine arktische Schlange ihn ins Herz gebissen und verströmte ihr eis i ges Gift in seinen Körper.
    Er machte einen Schritt nach vorn und stand nun vor dem Sims. Er griff nach unten und schloss seine Finger um die kalte Brosche.
    PSST!, flüsterte der Sleer. WIR HÜTEN DAS FÜR DEN MEISTER.
    »Der hat bestimmt nichts dagegen«, sagte Bod, trat e i nen Schritt zurück und wandte sich, den vertroc k neten Überresten von Menschen und Tieren ausweichend, wi e der zur Treppe um.
    Der Sleer krümmte sich wütend und wand sich durch die kleine Kammer wie Geisterrauch. ES KOMMT Z U RÜCK, sagte der Sleer mit seinen drei Stimmen. ES KOMMT IMMER ZURÜCK.
    Bod rannte die steinernen Stufen in dem Hügel hinauf, so schnell er nur konnte. Einmal hatte er das Gefühl, e t was sei ihm auf den Fersen, doch als er durch den Au s gang im Grabmal der Frobisher hi n ausstürzte und die kühle Morgenluft einatmete, regte sich nichts hinter ihm.
    Bod setzte sich draußen hin und betrachtete die Br o sche. Zuerst kam es ihm so vor, als sei sie ganz schwarz, aber als die Sonne aufging, erkannte er, dass der Stein in der Mitte des schwarzen Metalls ein roter Wirbel war. Der Stein war so groß wie das Ei eines Zaunkönigs und Bod starrte in den Stein und er fra g te sich, ob in seinem Kern, im Innern dieser purpu r roten Welt, irgendetwas war. Wenn Bod kleiner g e wesen wäre, hätte er ihn wohl in den Mund gesteckt.
    Der Stein war eingefasst von einer schwarzen Metal l spange, von etwas, das aussah wie Klauen, und etwas schlängelte sich herum, etwas Schlangenartiges, aber es hatte zu viele Köpfe. Vielleicht sah ja der Sleer bei T a geslicht so aus, überlegte Bod.
    Dann machte er sich wieder auf den Weg den Hügel hinunter, nahm die Abkürzung durch die Efe u wildnis des Bartleby-Familiengrabs (drinnen hörte man das Gru m meln der Bartlebys, die sich gerade zu Bett begaben) und kletterte über das Eisengitter hinüber auf den Schinda n ger.
    »Liza! Liza!«, rief er und blickte sich um.
    »Moin, du Trottel«, ließ sich Lizas Stimme verne h men. Sehen konnte er sie nicht, aber er bemerkte noch einen Schatten neben der Weißdomhecke, und als er n ä her trat, verwandelte sich der Schatten im Zwielicht in etwas Glänzendes, etwas Durchscheinendes, eine mä d chenartige Gestalt, eine Gestalt mit grauen Augen. »E i gentlich sollte ich ja schlafen«, sa g te sie. »Was soll der Aufruhr?«
    »Dein Grabstein«, sagte er. »Ich will wissen, was draufstehen soll.«
    »Mein Name«, sagte sie. »Mein Name soll draufst e hen, mit einem großen E für Elizabeth, wie die alte K ö nigin, die gestorben ist, als ich geboren wurde, und ein gr o ßes H für Hempstock. Mehr braucht es nicht, ich habe es nie hinbekommen mit dem Lesen und dem Schre i ben.«
    »Und kein Datum?«, fragte Bod.
    »Wilhelm der Eroberer 1066«, antwortete sie mit einer Singsangstimme wie das Flüstern des Morge n winds im Weißdombusch. »Ein großes E und ein gr o ßes H,

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