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Das Graveyard Buch

Titel: Das Graveyard Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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geisterhaft.
    Freilich war es anders, wenn er anwesend war.
    Nick Farthing war zwölf, aber er konnte – und das tat er manchmal auch – für sechzehn durchgehen. Er war ein kräftig gebauter Junge mit einem schiefen Grinsen und wenig Fantasie. Er war praktisch veranlagt, im eigentl i chen Sinn des Wortes, nämlich ein geschickter Lade n dieb und Kleinkrimineller, dem es egal war, ob seine Mi t sch ü ler ihn mochten oder nicht, solange die anderen, die allesamt kleiner waren als er, taten, was er sagte. Auße r dem hatte er eine Freundin. Sie hieß Maureen Qui l ling, aber alle nannten sie nur Mo. Sie war dünn und blass, hatte hel l blondes Haar, wässrig blaue Augen und eine schmale Nase, die ihr einen wissbegierigen Zug ve r lieh. Nick klaute gern, aber Mo sagte ihm, was er klauen sol l te. Nick konnte zuschlagen und die Leute einschüc h tern, aber Mo nannte ihm diejenigen, die eingeschüchtert we r den sollten. Sie waren, wie Mo einmal sagte, ein ide a les Team.
    Sie saßen in einer Ecke der Schulbibliothek und teilten die Einnahmen der Taschengeldabzocke bei den Sieb t klässle rn auf. Sie hatten acht oder neun von den Elfjähr i gen so weit gebracht, ihnen ihr wöchentliches Tasche n geld abzuliefern.
    »Der kleine Singh hat diese Woche noch nichts ausg e spuckt«, sagte Mo. »Den musst du dir mal vo r knöpfen. «
    » Keine Angst«, sagte Nick, »er wird za h len.«
    »Was hat er doch gleich geklaut? Eine CD?«
    Nick nickte.
    »Weise ihn darauf hin, dass er auf dem falschen Weg ist«, sagte Mo, die gern so redete wie die harten Typen im Fernsehen .
    »Geht klar«, sagte Nick. »Wir sind ein gutes Team.«
    »Wie Batman und Robin«, sagte Mo.
    »Eher wie Doktor Jekyll und Mister Hyde«, sagte j e mand, der die ganze Zeit unbemerkt auf einer Fenste r bank gesessen und gelesen hatte. Jetzt stand er auf und ging aus dem Raum.
    Paul Singh saß, die Hände in den Hosentaschen, auf einer Fensterbank bei den Umkleideräumen und brütete vor sich hin. Er zog eine Hand aus der Hosentasche, öf f nete sie, betrachtete die Ein-Pfund-Münzen darin, schü t telte den Kopf und schloss die Hand wi e der.
    »Ist es das, worauf Nick und Mo warten?«, fragte j e mand. Paul schrak hoch und verstreute die Münzen über den ganzen Boden.
    Der andere Junge half ihm, die Münzen wieder einz u sammeln, und gab sie ihm zurück. Der andere war ein älterer Schüler und Paul meinte, ihn schon vorhin hier irgendwo gesehen zu haben, aber er war sich nicht sicher. »Gehörst du zu denen. Zu Nick und Mo?«
    Der andere schüttelte den Kopf. »Nö. Ich finde, sie sind ganz schön widerlich.« Er zögerte einen Auge n blick lang, dann sagte er: »Eigentlich wollte ich dir einen Rat geben.«
    »Ja?«
    »Zahl nicht.«
    »Du hast leicht reden.«
    »Weil sie mich nicht erpressen?«
    Der Junge sah Paul an und Paul schaute beschämt weg.
    »Sie haben dich geschlagen oder sie haben dich b e droht, bis du im Kaufhaus eine CD für sie geklaut hast. Dann haben sie dir gesagt, wenn du ihnen nicht dein T a schengeld ablieferst, verpetzen sie dich. Was haben sie gemacht? Dich gefilmt dabei?«
    Paul nickte.
    »Sag einfach Nein«, riet der Junge. »Tu’s nicht.«
    »Die bringen mich um. Und sie haben gesagt, dass … «
    » Sag ihnen, die Polizei und die Schulleitung hä t ten viel größeres Interesse an zwei Schülern, die jü n gere Mitschüler zum Klauen für sie abrichten und ihnen dann auch noch das Taschengeld abnehmen, als an einem ei n zelnen Schüler, der gegen seinen Willen einen Lade n diebstahl begangen hat. Sag ihnen, wenn sie dir etwas tun wollen, dann würdest du die Polizei holen. Und sag i h nen, dass du alles aufgeschrieben hast und wenn dir e t was passieren sollte, ein blaues Auge oder so etwas, dann würden deine Freunde das Schreiben sofort an die Schu l leitung und an die Pol i zei schicken.«
    »Aber das kann ich nicht«, sagte Paul verzweifelt.
    »Dann wirst du ihnen bis ans Ende deiner Zeit an di e ser Schule hier jede Woche dein Taschengeld a b liefern. Und du wirst immer Angst vor ihnen haben.«
    Paul überlegte. »Warum rufe ich nicht einfach die P o lizei«, fragte er.
    »Das kannst du, wenn du willst.«
    »Ich probier es erst so, wie du vorgeschlagen hast«, sagte Paul. Er lächelte, es war nicht gerade ein strahle n des Lächeln, aber es war das erste Lächeln seit drei W o chen.
    Und so teilte Paul Singh Nick Farthing mit, dass und warum er ihn nicht länger bezahlen würde, und ging d a von. Nick Farthing stand nur da

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