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Das Graveyard Buch

Titel: Das Graveyard Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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Mr Frost ve r sprochen, nicht zu lange wegzubleiben. Ich gehe jetzt lieber wieder zurück.«
    »Gut«, sagte Bod. Er fürchtete, sie gekränkt zu h a ben, und wusste nicht, was er sagen sollte, um es wieder ei n zurenken.
    Er sah, wie Scarlett den gewundenen Pfad zur K a pelle hinunterging. Im gleichen Augenblick sagte eine vertra u te weibliche Stimme in spöttischem Ton: »Schau nur, da geht die junge Gräfin!« Aber es war niemand zu sehen.
    Verlegen ging Bod zurück zur Ägyptischen Allee. Miss Lilibet und Miss Violet hatten ihm erlaubt, einen Karton mit alten Taschenbüchern in ihrer Gruft abzuste l len. Er wollte hingehen und sich etwas zu lesen suchen.
    Scarlett half Mr Frost mit dem Abpausen bis gegen zwölf, dann war es Zeit für das Mittagessen. Er bot an, ihr als Dankeschön eine Tüte gebratenen Fisch mit Fri t ten zu spendieren. Gemeinsam gingen sie zur Fischbude am Ende der Straße und auf dem Weg z u rück aßen sie den noch dampfenden Fisch und die Fritten direkt aus der Papiertüte.
    »Wenn Sie etwas über einen Mordfall herausfinden wollten«, fragte Scarlett ihn unvermittelt, »wo wü r den Sie suchen? Im Internet hab ich es schon pr o biert.«
    »Hm, kommt drauf an. Um was für einen Mordfall handelt es sich denn?«
    »Es ist hier in der Gegend passiert, glaube ich, vor dreizehn, vierzehn Jahren ungefähr. Eine ganze F a milie ist ermordet worden.«
    »Mensch«, sagte Mr Frost. »Und das ist wirklich pa s siert? «
    » Allerdings. Fühlen Sie sich nicht wohl?«
    »Nein, nicht so recht. Bin ein bisschen zu … na ja, ein bisschen weichlich. Ein Verbrechen, hier am Ort, da mag man gar nicht daran denken. Dass so etwas hier passiert. Ich hätte auch nicht erwartet, dass sich ein Mädchen in deinem Alter für so etwas intere s siert.«
    »Es ist nicht direkt für mich«, räumte Scarlett ein, »es ist für einen Freund.«
    Mr Frost aß den Rest seines Kabeljaus. »Die Stadtb ü cherei, nehme ich an. Wenn im Internet nichts zu finden ist, dann im Zeitungsarchiv der Stadtbücherei. Was hat dich darauf gebracht?«
    »Ach, ein Junge hat mich danach gefragt.« Scarlett wollte möglichst nicht lügen.
    »Die Stadtbücherei, ganz bestimmt«, bekräftigte Mr Frost. »Mord, brr, da krieg ich eine Gänsehaut.«
    »Ich auch«, sagte Scarlett, »ein bisschen.« Und mit bittendem Unterton: »Könnten Sie mich vielleicht heute Nachmittag vor der Stadtbücherei absetzen?«
    Mr Frost steckte sich eine Fritte in den Mund, biss die Hälfte ab, kaute und schaute dann enttäuscht auf die res t liche Hälfte. »Fritten werden so schnell kalt. Im ersten Augenblick verbrennt man sich fast den Mund und im nächsten wundert man sich, wie sie so schnell kalt we r den können.«
    »Ich sollte Sie nicht dauernd bitten, mich überall hi n zufahren –«
    »Aber nein«, sagte Mr Frost. »Ich überlege nur, wie ich den Nachmittag am besten organisiere und ob deine Mutter Pralinen mag oder nicht. Ich bin mir nicht ganz sicher. Eine Flasche Wein oder Schokolade? Oder vie l leicht beides?«
    »Von der Stadtbücherei kann ich dann allein nach Hause gehen«, sagte Scarlett. »Und sie mag Schok o lade. Ich übrigens auch.«
    »Dann also Schokolade«, sagte Mr Frost erleichtert. Sie waren auf halber Höhe bei den Reihenhä u sern am Hügel angelangt, wo der kleine grüne Mini parkte. »Steig ein. Ich fahre dich zur Stadtbücherei.«
     
    Die Stadtbücherei war ein schlichter Backsteinbau vom Anfang des vorigen Jahrhunderts. Scarlett schaute sich um und ging an den Schalter.
    »Ja?«, sagte die Bibliothekarin.
    »Ich möchte gern alte Zeitungen durchschauen.«
    »Ist es für die Schule?«, fragte die Frau.
    »Es geht um Heimatgeschichte«, sagte Scarlett und nickte, stolz, dass sie nicht wirklich gelogen hatte.
    »Wir haben die Lokalzeitung auf Mikrofiche«, sagte die Frau. Sie war groß und dick und sie trug silberne Ohr ringe. Scarlett spürte, wie ihr das Herz in der Brust klopf te. Sie war sich sicher, dass sie schuldig oder ve r dächtig aussah, doch die Frau führte sie anstandslos in einen Raum mit Lesegeräten, die aussahen wie Bil d schirme, und erklärte ihr, wie man die Zeitungsseiten auf das Gerät projizierte. »Irgendwann wird das alles digit a lisiert«, sagte sie. »Um we l chen Zeitraum geht es denn?«
    »Vor ungefähr dreizehn oder vierzehn Jahren«, sagte Scarlett. »Ich kann es nicht genauer sagen. Wenn ich es sehe, weiß ich es.«
    Die Frau gab ihr eine Schachtel mit Mikrofilmen, auf denen Material über einen Zeitraum

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