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Das Graveyard Buch

Titel: Das Graveyard Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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sich dem Tod verdankt. E t was verlässt die Welt und etwas anderes kommt herein.«
    »Aber warum habt ihr meine Familie umgebracht? Um magische Kräfte zu erlangen? Das ist lächerlich.«
    »Nein. Wir haben euch zu unserem Schutz umg e bracht. Vor langer, langer Zeit, das war in Ägypten zur Zeit der Pharaonen, hat einer aus unserer Br u derschaft prophezeit, eines Tages würde ein Kind in die Welt kommen, das an der Grenze zwischen den Lebenden und den Toten wandle. Und sollte dieses Kind erwachsen werden, dann würde dies das Ende unseres Ordens und aller Werte bedeuten, für die wir stehen. Unsere Leute haben schon Neugeborene verl e sen, als London noch ein Dorf war, wir hatten deine Familie schon im Visier, als New York noch Neu-Amsterdam hieß. Und wir haben unter den Mitbr ü dern den besten und gefährlichsten und kaltblütigsten Killer ausgesucht, um dich auszuschalten. Er sollte es gründlich machen, damit wir das böse Karma ne h men und stattdessen für uns arbeiten lassen könnten und für die nächsten fünftausend Jahre alles wieder in Butter wäre. Nur hat er es leider nicht getan.«
    Bod schaute die drei Männer an.
    »Und wo ist er? Warum ist er nicht hier?«
    »Wir werden uns schon um dich kümmern«, sagte der große Blonde. »Unser Jack Frost hat eine feine Nase. Er ist deiner kleinen Freundin auf der Spur. Wir können ke i ne Zeugen brauchen. Nicht bei einer Sache wie di e ser.«
    Bod neigte sich vor und tauchte beide Hände in das Unkraut, das auf dem verwahrlosten Grab wucherte.
    »Holt mich doch«, sagte er nur.
    Der große Blonde grinste, der stiernackige Mann stürmte los und selbst Mr Dandy machte ein paar Schritte vorwärts.
    Bod packte die Grasbüschel, so fest er konnte, bleckte die Zähne und sagte drei Worte in einer Spr a che, die älter war als der Indigomann.
    »Skagh! Thegh! Khavanah!«
    Er öffnete die Ghulpforte.
    Die Grabplatte schwang auf wie eine Falltür. In dem tiefen Loch unter der Tür sah Bod in eine Fi n sternis mit funkelnden Lichtern.
    Der stiernackige Mr Tar am Rand des Lochs konnte sich nicht mehr halten und stürzte, völlig übe r rascht, ins Dunkel.
    Mr Nimble machte einen Satz auf Bod zu, die Arme ausgestreckt, und wollte über das Loch springen. Für e i nen kurzen Augenblick blieb er in der Luft st e hen und hing am höchsten Punkt seiner Sprungbahn, dann wurde er durch die offene Ghulpforte eingesaugt, tiefer und immer tiefer.
    Mr Dandy stand auf einem schmalen Vorsprung am Rand der Ghulpforte und schaute in die Finste r nis hinab. Er hob die Augen zu Bod und lächelte schmallippig.
    »Ich weiß zwar nicht, was du gemacht hast«, sagte er. »Aber es hat nicht geklappt.« Er zog seine behandschu h te Hand aus seiner Tasche und richtete eine Pistole direkt auf Bod. »Ich hätte das schon vor dreizehn Jahren tun sollen«, sagte Mr Dandy. »Auf andere ist eben kein Ve r lass. Was wirklich wichtig ist, muss man selbst erled i gen.«
    Ein heißer, trockener Wüstenwind wehte aus der off e nen Ghulpforte. »Dort unten ist Wüste«, sagte Bod. »Wenn Sie nach Wasser suchen, finden Sie wohl auch welches. Auch zu essen gibt es, wenn Sie gründlich s u chen, aber reizen Sie die Nachthunde nicht. Meiden Sie Ghulheim. Die Ghule würden nur zu gern Ihr Gedächtnis löschen und Sie zu einem der ihren machen. Oder aber sie warten, bis Sie allmählich verwesen, und fressen Sie dann auf. So oder so, Sie könnten es besser treffen.«
    Der Lauf der Pistole war unverwandt auf Bod geric h tet. »Warum erzählst du mir das?«
    Bod wies auf den Friedhof ringsum. »Wegen denen da.« Als Bod das sagte, wendete Mr Dandy für einen Moment den Blick ab und das genügte Bod, um sich u n sichtbar zu machen. Mr Dandys Augen waren nur kurz wegg e schweift und sofort wiedergekommen, aber nun war Bod nicht mehr bei der kopflosen St a tue. Von tief unten kam ein Schrei wie der Klageruf eines Nachtv o gels.
    Mr Dandy schaute sich um. Tiefe Falten zerfurchten seine Stirn, sein ganzer Körper war ein Klumpen aus U n entschlossenheit und Wut. »Wo seid ihr?«, knurrte er. »Der Teufel soll euch holen. Wo seid ihr?«
    Er meinte, eine Stimme zu hören. »Ghulpforten gehen auf und gehen wieder zu. Man darf sie nicht offen lassen. Sie wollen sich wieder schließen.«
    Der steinerne Vorsprung, auf dem Mr Dandy stand, zitterte und bebte. Mr Dandy hatte vor vielen Jahren ei n mal ein Erdbeben in Bangladesh miterlebt. Auch das hier nahm sich aus wie ein Erdbeben. Die Erde ruckelte und Mr Dandy fiel, wäre

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