Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das grobmaschige Netz - Roman

Das grobmaschige Netz - Roman

Titel: Das grobmaschige Netz - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
Vom Netzwerk:
Niemand wird erfahren, ob Sie sie wirklich ertränkt haben, deshalb werden sie spekulieren. Ferrati wird sich alle Mühe geben, um Sie aus der Fassung zu bringen, Havel wird ihn gewähren lassen. Wenn Ferrati das schafft, ist vielleicht alles verloren. Er kann wirklich schrecklich sein. Ich kann nicht garantieren, dass ich Sie danach wieder zusammenflicken kann...« Mitter zuckte mit den Schultern.
    »Muss man denn eine Aussage machen?«
    »Im Grunde nicht, aber es ist eben üblich so ... es macht einen besseren Eindruck. Wir könnten sagen, dass Sie es nicht schaffen, dass die Belastungen zu groß waren. Starker psychischer Druck, Schockzustand und so weiter. Ich kenne einen Arzt, der Ihnen das noch heute Morgen bescheinigen würde.
Vor Gericht würde das akzeptiert werden, und es wird nicht gegen Sie verwendet, das kann ich Ihnen versprechen. Was meinen Sie?«
    »Was meinen Sie selber?«
    Rüger überlegte. Oder tat zumindest so. Es war unleugbar ein wenig seltsam, dass er morgens um halb acht bei seinem Mandanten hereinplatzte, ohne sich selber schon entschieden zu haben. Er wollte Mitter nicht im Zeugenstand sehen, so einfach war das.
    »Ich will, dass Sie verzichten«, sagte er schließlich.
    Mitter ging zum Waschbecken und drückte seine Zigarette aus. Legte sich aufs Bett und machte die Augen zu.
    »Das werde ich nicht tun, Herr Rüger. Schlagen Sie sich das aus dem Kopf... und jetzt gehen Sie nach Hause und waschen Sie Ihre Hände in Unschuld.«
    Rüger schwieg eine Weile, dann antwortete er:
    »Wie Sie wollen, Herr Mitter. Wie Sie wollen. Was Sie auch glauben mögen, ich werde mir alle Mühe geben. Wir sehen uns vor Gericht.«
    Er klingelte nach dem Wärter und verließ die Zelle. Mitter öffnete die Augen, noch ehe die Tür wieder ins Schloss gefallen war.
     
    Ferrati trug an diesem Tag eine Brille. Große runde Gläser mit hellen Metallbügeln, was ihn wie einen hellwachen Lemuren aussehen ließ. Oder vielleicht auch wie einen Hypnotiseur.
    »Janek Mattias Mitter«, fing er an.
    Mitter nickte.
    »Würden Sie bitte die Fragen des Herrn Staatsanwalts laut und deutlich beantworten?«, warf Havel dazwischen.
    »Ich habe keine Frage gehört«, erwiderte Mitter.
    Havel wandte sich an Ferrati.
    »Würden Sie Ihre Frage freundlicherweise wiederholen?«
    »Sind Sie Janek Mattias Mitter?«, präzisierte Ferrati.

    »Ja«, antwortete Mitter.
    Etwas, das mit einem Kichern Ähnlichkeit hatte, ertönte auf der Zuschauertribüne, und Havel schlug mit seinem großen Hammer auf den Tisch.
    Er war jetzt schon gereizt. Das war kein guter Anfang. Rüger putzte sich die Nase und betrachtete die Spitze seines Kugelschreibers.
    »Bitte, erzählen Sie uns, wann Sie Eva Ringmar kennen gelernt haben.«
    »Das war ... im September 1990. Zu Beginn des neuen Schuljahres.«
    »Was war Ihr erster Eindruck von Frau Ringmar?«
    »Gar keiner.«
    »Gar keiner? Hat sie Ihnen denn nicht gefallen?«
    »Doch, vielleicht.«
    »Aber Sie wissen das nicht mehr genau?«
    »Nein.«
    »Wann sind Sie eine Beziehung zu Frau Ringmar eingegangen?«
    »Im April.«
    »Welchen Jahres?«
    »Diesen Jahres.«
    »Können Sie uns erzählen, wie das passiert ist?«
    »Wir waren übers Wochenende auf einem Seminar gewesen und hatten viel miteinander geredet. Ich lud sie ins Kino ein, danach haben wir noch etwas getrunken.«
    »Und dann haben Sie eine Beziehung zu ihr aufgenommen?«
    »Ja.«
    »Sie waren beide ... ledig?«
    »Ja.«
    »Darf ich fragen, ab wann Sie zusammen waren?«
    »Ich finde, das ist eine ziemlich idiotische Frage.«
    »Na gut. Wann haben Sie beschlossen zu heiraten?«

    »Im Juni. Anfang Juli sind wir zusammengezogen, und am 10. haben wir dann geheiratet.«
    »Und gleich danach sind Sie nach Griechenland gefahren?«
    »Ja.«
    »Eine Art Hochzeitsreise also?«
    »Wenn man so will.«
    »Warum haben Sie geheiratet? Ich hoffe, dass Sie diese Frage nicht auch idiotisch finden, denn darauf hätte ich gern eine Antwort.«
    Mitter schwieg zunächst. Ließ einen Moment lang Ferrati aus den Augen und schaute zur Jury hinüber.
    »Ich habe sie gefragt, und sie hat Ja gesagt«, sagte er dann.
    »Können Sie das etwas genauer darstellen?«
    »Nein.«
    Ein leises Gemurmel erklang auf der Tribüne, Havel brauchte jedoch nicht einzugreifen.
    »Sie waren beide schon einmal verheiratet«, fuhr der Staatsanwalt fort. »Sie lernen sich kennen und gehen eine neue Beziehung ein. Nach drei Monaten heiraten Sie. Kommt Ihnen das nicht ein bisschen ... übereilt

Weitere Kostenlose Bücher