Das grobmaschige Netz - Roman
vor?«
»Nein.«
»Sie hatten es nicht aus irgendeinem Grund eilig?«
»Nein.«
»War sie schwanger?«
»Ist das heutzutage noch ein Grund?«
»Darf ich um eine Antwort auf meine Frage bitten?«
»Nein, Eva war nicht schwanger.«
»Danke.«
Eine kurze Pause folgte.
Ferrati ging zu seinem Tisch zurück und las in seinen Notizen.
»Herr Mitter, wie würden Sie Ihre Beziehung zu Ihrer Frau und Ihre Ehe beschreiben?«
»Was möchten Sie denn wissen?«
»Waren Sie glücklich? Haben Sie die Eheschließung bereut?«
»Nein, ich habe nichts bereut, und Eva auch nicht. Wir hatten eine gute Beziehung.«
»Sie waren glücklich?«
»Ja.«
»Sie haben Ihre Frau geliebt?«
»Ja.«
»Sie hat Sie geliebt?«
»Ja.«
»Wir sind über einen Vorfall am 22. September informiert, vierzehn Tage vor dem Mord also. Sie waren mit Ihrer Frau im Restaurant Mephisto. Nach dem Essen hatten Sie einen heftigen Streit, und Ihre Frau verließ das Lokal ... wir werden später Zeugen dazu befragen. Stimmt das, Herr Mitter?«
»Ja.«
»Worum ging es bei diesem Streit?«
»Diese Frage möchte ich nicht beantworten.«
»Sie stehen unter Mordanklage, Herr Mitter. Ich will wissen, worum es bei diesem Streit ging!«
»Das spielt hier wirklich keine Rolle.«
»Sollten Sie diese Entscheidung nicht den Geschworenen überlassen?«
Mitter gab keine Antwort. Ferrati ließ einige Sekunden verstreichen, dann fuhr er fort:
»Darf ich zu Protokoll nehmen lassen, dass der Angeklagte sich weigert, die Frage nach dem Grund der Auseinandersetzung am 22. September im Restaurant Mephisto zu nennen ... Sie blieben allein dort sitzen, Herr Mitter, nachdem Ihre Gattin davongelaufen war ... darf ich fragen, wie lange?«
»Ich weiß nicht ... zwei Stunden vielleicht.«
»Ich habe hier die Aussage Ihres Nachbarn.« Ferrati ging wieder zu seinem Tisch und konsultierte noch einmal seine Notizen. »Von einem Herrn Juczak, der aussagt, in derselben
Nacht gegen halb drei von lauten Stimmen in Ihrer Wohnung geweckt worden zu sein. Waren Sie da gerade nach Hause gekommen, was meinen Sie?«
»Das ist möglich.«
»Und weshalb waren Sie so laut?«
»Das weiß ich nicht mehr ... ich war wohl angetrunken.«
»Das wissen Sie nicht mehr?«
»Nein.«
»Sie wissen nicht mehr, warum Sie laut geworden sind?«
»Nein.«
»Aber Sie wissen, worum es sich bei dem Streit im Restaurant gedreht hat?«
»Ja.«
»Geben Sie zu, dass Sie sich mit Ihrer Frau gestritten haben, als Sie in dieser Nacht nach Hause gekommen sind?«
»Ja.«
»Haben Sie sie geschlagen?«
»Nein.«
»Sind Sie sicher, oder können Sie sich nicht erinnern?«
»Sicher.«
»Ihr Nachbar hat Geräusche gehört, die von Schlägen stammen könnten.«
»Ach.«
»Haben Sie Ihre Gattin bedroht?«
»Nein.«
»Sicher?«
»Ja.«
»Juczak gibt an, er habe Sie schreien gehört... ich zitiere: >Wenn du nicht darüber sprichst, dann kann ich für nichts mehr garantieren!‹ Was haben Sie dazu zu sagen?«
»Das ist gelogen.«
»Gelogen? Warum sollte Ihr Nachbar lügen?«
»Er hat sich verhört. Ich habe sie niemals bedroht...«
»Was denn sonst?«
An dieser Stelle schaltete Rüger sich ein.
»Euer Ehren, mein Mandant hat bereits ausgesagt, dass er sich an nichts erinnern kann. Es gibt keinen Grund für die Anklage, ihn zu Spekulationen zu zwingen.«
»Stattgegeben«, verkündete Havel. »Bitte, Herr Ferrati, halten Sie sich freundlicherweise an das, wozu der Angeklagte etwas sagen kann.«
»Gerne«, sagte Ferrati und lachte, »aber es ist nicht immer so leicht zu sagen, woran er sich erinnert und woran nicht ... Herr Mitter, wissen Sie, dass Ihre Gattin sich gefürchtet hat?«
»Unsinn.«
»Einige Tage vor ihrem Tod hat sie einer Kollegin anvertraut, sie habe Angst, etwas könne passieren.«
»Das glaube ich nicht. Wovor hätte sie denn Angst haben sollen?«
»Darf ich Sie bitten, meine Frage zu beantworten?«
»Keine Ahnung. Warum fragen Sie nicht ... wer immer das gewesen sein mag.«
»Weil sie das auch nicht weiß. Es war nur eine kurze Bemerkung, aber sie hatte durchaus den Eindruck, dass ... Ihre Frau sich vor Ihnen fürchtete.«
»Blödsinn.«
»Ich glaube, darüber kann die Jury entscheiden. Ihre Kollegin wird nächste Woche ihre Aussage machen... Sie können also nicht erklären, warum Ihre Frau Angst hatte?«
»Durchaus nicht.«
»Was war mit Ihrer ersten Frau, Irene Beck ... haben Sie die geschlagen?«
»Was, zum Teu ...«
Aber Rüger war schneller. Er
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