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Das größere Wunder: Roman

Das größere Wunder: Roman

Titel: Das größere Wunder: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Glavinic
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willen. Gyalzen stimmte ihm bei.
    »Die sind gefährlich«, sagte er. »Einige sind vielleicht höhenkrank. Sie könnten auf uns fallen, sie könnten uns mitreißen. Vielleicht müssen wir sie retten.«
    Jonas fühlte sich nicht in der Lage, jemanden zu retten, aber er sagte nichts. Er fühlte nur wachsenden Ärger über die jungen Männer über ihm, die für eine Felswand, an der es ein paar Meter zu klettern galt, eine volle Stunde benötigten.
    Von hinten schlossen Bergsteiger auf, viel weniger, als Jonas erwartet hatte.
    »Weiter unten ist eine Lawine abgegangen«, sagte einer der Bulgaren, ein älterer Mann mit gutmütigem Ausdruck. »Viele haben kehrtgemacht, um zu helfen, weil Kameraden von ihnen verschüttet sind. Außerdem sind die Fixseile weg.«
    »Eine Lawine? Ich dachte, es gäbe schlechtes Wetter?«
    »Wo siehst du da schlechtes Wetter, Bruder?« fragte der Bulgare.
    Jonas wollte mehr wissen, doch ein anderer Bergsteiger in Gelb rief:
    »Trifun! Hierher! Mit denen reden wir nicht, hat Hristo gesagt!«
    »Hristo ist aber nicht da.«
    »Das macht nichts. Wahrscheinlich geht es wegen denen hier nicht voran.«
    Jonas drehte sich wortlos um und wandte sich an Gyalzen:
    »Wieso hast du mir nichts von der Lawine erzählt? Wieso hast du von schlechtem Wetter geredet?«
    »Du sollst nicht denken, du sollst gehen. Hadan hat das so befohlen.«
    »Sind alle von uns wohlauf?«
    »Ich glaube schon.«
    »Sei ehrlich!«
    »Ich weiß es nicht. Ich weiß, dass keinem Sherpa von unserem Team etwas zugestoßen ist. Aber es werden bei uns drei Frauen vermisst.«
    »Wer wird vermisst?«
    »Keine Ahnung. Mehr weiß ich nicht.«
    Jonas packte das Grauen. Er wusste genau, wo diese Lawine abgegangen sein musste, er hatte kein gutes Gefühl auf diesem Schneefeld gehabt, und nun gab es Tote. Womöglich Menschen, die er kannte.
    »Können wir überhaupt zurück?«
    »Ja. Sie suchen die Vermissten und legen eine neue Route an.«
    Während sie unter den Belgiern warteten, stießen weitere Bergsteiger zu ihnen, darunter Todd Brooks und einer der Argentinier, der unter Schock zu stehen schien und kein Wort sagte, danach kam von unten nichts mehr.
    »Was weißt du?« rief Jonas Todd zu.
    »Tote. Viele. Von meinem Team hat es niemanden erwischt, bei euch zwei oder drei.«
    »Gyalzen, wir gehen sofort runter! Wir müssen helfen!«
    »Du kannst niemandem helfen«, sagte Todd.
    »Du kannst nicht helfen, Jonas«, bekräftigte der Sherpa, »geh hoch, tu es für Hadan! Es ist seine Expedition, es ist sehr wichtig für ihn und seine Firma, dass jemand vom Team den Gipfel erreicht! Im Moment ist nur Tiago vor uns, und der hat wegen Anne umgedreht!«
    Jonas überlegte.
    »Und wir können wirklich nicht helfen?«
    »Noch mehr Leute würden da unten nur für Chaos sorgen«, meinte Todd.
    »Wobei denn helfen?« fragte Gyalzen. »Es mag sich nicht schön anhören, aber wenn einer von ihnen tot ist, ist er bereits tot. Du kannst gar nichts mehr tun.«
     
    Nicht denken.
     
    Irgendwann schafften es die Belgier, die Stelle zu bezwingen, was unter den Wartenden höhnischen Applaus aufkommen ließ. Jonas hatte keine große Mühe, hinter Gyalzen die Felsstufe zu überwinden, doch bald danach wurde ihm schwindlig. Er blieb stehen, Gyalzen ebenfalls.
    »He, was ist jetzt wieder los?« tönte es hinter ihnen.
    »Fühlst du dich nicht gut?« fragte Gyalzen.
    »Nein, alles in Ordnung.«
    Gehen.
    Nicht denken.
     
    Ein Schritt. Eine Minute Rast.
    Ein Schritt. Eine Minute Rast.
    Ein Schritt. Eine Minute Rast.
    Ein Schritt. Eine Minute Rast.
    Ein Schritt. Eine Minute Rast.
    Ein Schritt. Eine Minute Rast.
    Ein Schritt. Eine Minute Rast.
    Ein Schritt. Eine Minute Rast.
    Ein Schritt. Eine Minute Rast.
    Ein Schritt. Eine Minute Rast.
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    Ein Schritt. Eine Minute Rast.
    Ein Schritt. Eine Minute Rast.
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    Ein Schritt. Eine Minute Rast.
    Ein Schritt. Eine Minute Rast.
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    Ein Schritt. Eine Minute Rast.
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    Ein Schritt. Eine Minute Rast.
    Ein Schritt. Eine Minute Rast.
    Ein Schritt. Eine Minute Rast.
    Ein Schritt. Eine Minute Rast.
    Ein Schritt. Eine Minute Rast.
     
    Seine Wahrnehmung veränderte sich weiter. Er wusste es, er wusste, er

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