Das große Anime Lösungsbuch: Endlich Japanisch verstehen! (German Edition)
eine falsche Bedeutung zuzuschreiben. Da Französisch und Japanisch nicht miteinander verwandt oder verschwägert sind, scheren sich die Japaner keinen Deut um so schöne Dinge wie „coucher de soleil“ oder „pomme de terre“ und geben ihrer Partikel de zwei völlig andere Funktionen mit auf den Weg.
1. Zum einen markiert de das Instrument oder Mittel, mit dem man etwas tut. Beispielsweise:
Der ehrenwerte Japanischlehrer schreibt Kreide - de etwas Unlesbares an die Tafel.
Der ehrenwerte Japanischlehrer kommt Fahrrad - de in den Unterricht, weil er sich ein Auto nicht leisten kann.
Was - de isst man das? – Stäbchen - de .
2. Die zweite Bedeutung von de ist für uns langnasige Europäer äußerst schwer verdaulich, denn sie scheint nicht wirklich Sinn zu machen, und in den uns vertrauten Sprachen gibt es keine Entsprechung dafür. De markiert – ähnlich wie ni – einen Ort. Allerdings meint de den Ort, an dem etwas geschieht, während ni einfach den Ort bezeichnet, an dem sich jemand oder etwas befindet.
Was heißt das? Sehen wir uns zwei Beispiele im Vergleich an:
Wo - ni ist Oma? – Oma ist die Küche - ni .
Wo - de bäckt Oma den leckeren Käsekuchen? – Die Küche - de .
Es kommt also darauf an, ob man nur darüber redet, wo sich Oma aufhält, oder darüber, wo sie eine bestimmte (in diesem Fall sehr lobenswerte) Tätigkeit ausübt. Je nachdem wird zwischen den Partikeln ni und de entschieden. Beim Sprechen immer an diesen kleinen Unterschied zu denken, artet schon in Stress aus, und auch nach vielen Jahren ertappt man sich bei Flüchtigkeitsfehlern. Wieder einmal ist es einfacher, nur zuhören zu müssen, denn die Japaner beherrschen diese launige Differenzierung mit so schlafwandlerischer Sicherheit, dass man meinen könnte, sie hätten ein eigenes Gen dafür.
Typische de -Sätze sind also:
Wenn meine Eltern nicht Hause - ni sind, schaue ich das Wohnzimmer - de fern.
Sollen wir das China-Restaurant - de essen oder lieber der Grieche - de ?
Sate, mondai desu:
45. In dem Satz „Ich lese in der Bibliothek ein Manga“ heißt es …
a. Bibliothek- de
b. Bibliothek- ni
c. Bibliothek- o
no – Adel verpflichtet
No ist wiederum eine Stolperfalle für alle Leute, die Englisch, Italienisch, Spanisch oder ähnliche Sprachen beherrschen, denn mit einer Verneinung hat diese Partikel nichts zu tun – no way! Und noch einen weiteren Fallstrick hält das Wörtchen bereit, wie wir gleich sehen werden. Man hört es aber so häufig, und es ist so wichtig für das Verständnis eines Satzes, dass man es sich unbedingt gründlich vorknöpfen sollte.
No drückt immer eine Zugehörigkeit aus. Das kann ein Besitz sein, eine Zuordnung zu etwas, oder auch ein räumlicher Zusammenhang (was ich damit meine, erkläre ich ein bisschen weiter unten). In vielen Fällen kann man no mit dem deutschen Wort „von“ übersetzen. Fangen wir mit Besitzverhältnissen und Zugehörigkeiten an:
Das ist Larissa - no Schirm. Finger weg!
Wo ist denn ich - no Füller geblieben?
Bist du jetzt eigentlich Paul - no Freundin oder Kevin - no Freundin?
Im Deutschen kann man solche Sätze auf zwei verschiedene Arten bilden. Man kann sagen: „Das ist Larissas Schirm“ oder „Das ist der Schirm von Larissa“. Inhaltlich gibt es keinen Unterschied, aber im Deutschen ändert sich die Reihenfolge im Satz, je nachdem, ob wir das Genitiv-s verwenden oder das Wort „von“. „Larissas Schirm“ – „der Schirm von Larissa“. Einmal steht die Besitzerin vorne und der Besitz hinten, im anderen Fall ist esgenau umgekehrt. Im Japanischen gibt es nur eine einzige Möglichkeit, nämlich die Partikel no . Aber wie steht es da mit der Reihenfolge?
Die Reihenfolge ist die unseres deutschen „Larissas Schirm“ # „Larissa- no Schirm“. Der Besitzer steht vorne, das Besessene hinten.
Nehmen wir an, wir sehen irgendwo im Internet eine Überschrift, die Nihon no bungaku heißt, und wollen herausfinden, worum es auf dieser Seite geht. Das no erkennen wir mühelos als unsere Partikel, und vielleicht wissen wir auch, dass Nihon „Japan“ bedeutet. Das Wort bungaku ist uns sicher unbekannt – wir schlagen es irgendwo nach, in einem Wörterbuch oder auf einer Übersetzungsseite im Netz. Wir finden heraus, dass bungaku „Literatur“ heißt. Damit haben wir alle Wörter zusammen und müssen uns nur noch fragen, wie wir sie ordnen sollen. Bedeutet Nihon no bungaku „Japans Literatur“ (also japanische Literatur), oder heißt es vielmehr „Das
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