Das große Anime Lösungsbuch: Endlich Japanisch verstehen! (German Edition)
Endungen gehen.
Will man eine verneinte Bitte formulieren, im Stile von „Bitte tu’s nicht!“, dann hängt man an die Verneinung -nai die Endung -de und kommt damit zu -naide .
wakaru →
wakara naide!
taberu →
tabe naide!
nomu →
noma naide!
hanasu →
hanasa naide!
kaku →
kaka naide!
suru →
shi naide!
Mit der Endung -nasai kann man eine Bitte etwas direkter und heftiger klingen lassen und befindet sich damit quasi an der Schwelle zum Befehl. Eltern kommandieren so gerne ihre Kids herum, und cholerische Vorgesetzte ihre Skla-… äh, Mitarbeiter. Auch wenn diese Endung ein wenig nach Verneinung klingen mag, hat sie damit nichts zu tun, denn es steckt kein -nai drin.
wakaru →
wakari nasai!
taberu →
tabe nasai!
nomu →
nomi nasai!
hanasu →
hanashi nasai!
kaku →
kaki nasai!
suru →
shi nasai!
Diese Form wirkt ungeduldig und autoritär. Natürlich kann sie auch lieb gemeint sein – wenn zum Beispiel die hübsche Krankenschwester dem vom Kampf mit den Außerirdischen arg malträtierten Helden mit sanfter Gewalt die Medizin einflößt, von der sein Überleben (und mehr noch: der Fortbestand der Serie) abhängt, dann tut sie das höchstwahrscheinlich mit dem ihrem Berufsstand zustehenden gestrengen nominasai – „trink!“.
Von der Endung -nasai gibt es keine Verneinungsform. „ Rakkî! “ würden die Japaner sagen: „Lucky! Glück gehabt!“. Schon eine Form weniger zu lernen.
Neben den relativ zivilisierten Endungen -te und -nasai gibt es auch eine echte Befehlsform, eine harte, herrische, militärische Endung. Diese wird in Lehrbüchern, die einen Ruf zu verlieren haben, meist verschwiegen – nicht auszudenken, welche Auswirkungen es auf die ohnehin kränkelnde europäische Konjunktur hätte, wenn plötzlich all die empfindsamen japanischen Geschäftspartner durch Business Japanese im Stile von „Los! Unterschreib diesen Fetzen!“ vergrault würden, nur weil in der Druckerei die Fußnote „Achtung – Vulgärsprache“ verschlampt wurde.
Wie so oft setzen auch hier die Unterhaltungsmedien dort an, wo das wirkliche Leben aufhört (oder umgekehrt), und in Mangas, Animes und Computerspielen wimmelt es geradezu von brutalen, arroganten und verletzenden Befehlen. Die Wörter können dabei seltsamerweise auf -e oder auf -ro enden.
wakaru →
wakar e!
taberu →
tabe ro!
nomu →
nom e!
hanasu →
hanas e!
kaku →
kak e!
suru →
shi ro!
Auch von dieser ruppigen Befehlsform gibt es eine Verneinung. Sie ist in Animes relativ oft zu hören und verwendet das Wörtchen na .
taberu →
taberu na!
nomu →
nomu na!
suru →
suru na!
Dieses heftige Verbot wird oft durch die angehängte Partikel yo etwas abgeschwächt. Hanasu na yo! – „Sag ja nichts!“
Sate, mondai desu:
57. Welche dieser Aufforderungen zum Essen ist die höflichste?
a. tabete kudasai
b. tabete
c. tabenasai
58. Welche dieser Bitten bedeutet wohl „frag nicht“, wenn kiku „fragen“ heißt?
a. kikinasai
b. kikanaide
c. kike
Let’s do it together! – Vorschläge
Vorschläge sind sozusagen die besseren Befehle. Man bezieht sich selbst mit ein und tut so, als wolle man sich an etwas beteiligen. Japan hängt voll mit Schildern, auf denen Sätze stehen wie „Wir wollen doch hier nicht unseren Abfall abladen“, „Halten wir unseren Park sauber“ oder „Lasst uns die Häufchen unserer Hunde aufsammeln.“ Anstatt jemandem etwas zu befehlen oder zu verbieten, zieht man es vor, an die Gruppenpsyche zu appellieren und darauf hinzuweisen, dass alle im selben Boot sitzen.
Vorschläge sind sehr japanisch. Man hört sie häufiger als in Deutschland, sei es, dass man wirklich etwas zusammen anpacken möchte, sei es, dass man anderen eine Order geben will, ohne sie zu beleidigen. In der Tat – wenn ein Krieg das Ende aller Verhandlungen ist, so ist ein Befehl das Ende aller Vorschläge und erfolgt eigentlich erst dann, wenn es unmöglich erscheint, den anderen zu überzeugen.
Vorschläge bildet man im Japanischen mit der Endung -ô bzw. -yô .
wakaru →
wakar ô!
taberu →
tabe yô!
nomu →
nom ô!
hanasu →
hanas ô!
kaku →
kak ô!
suru →
shi yô!
Wer eifrig mitdenkt, dem wird aufgefallen sein, dass wakarô im Grunde nicht viel Sinn macht. „Verstehen wir“ – „let’s understand“. Trotzdem – die Grammatik erlaubt diesen Satz, und warum sollten wir uns den Kopf darüber zerbrechen? Wenn man jemandem befehlen kann, etwas zu verstehen („Verstehen Sie doch endlich, Mann, meine Ehre steht
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