Das große Anime Lösungsbuch: Endlich Japanisch verstehen! (German Edition)
Beispielverben lauten:
wakaru →
wakat ta
taberu →
tabe ta
nomu →
non da
hanasu →
hanashi ta
kaku →
kai ta
suru →
shi ta
da →
datta
Spätestens bei kaita und shita ist nicht mehr viel von den ursprünglichen kaku und suru zu erkennen, bei anderen Wörtern wie tabeta hat man weniger Mühe, die Grundform ( taberu ) zu erahnen. Auch hier hilft wieder nur fleißiges Üben, nicht unbedingt, indem man die Formen stundenlang stumpfsinnig vor sich her murmelt, sondern indem man viele Animes immer und immer wieder anschaut, bis man gefühlsmäßig erfasst hat, dass kaku und kaita dasselbe Wort sind.
„Schön und gut“, wird vielleicht so mancher vom Fremdsprachenunterricht Geschädigte nun einwerfen, „angenommen, ich kriege das irgendwann in meinen Schädel rein – das war ja erst eine einzige Vergangenheitsform! Wo bleiben all die anderen, die Present Perfects und die Past Perfects, die Imparfaits und die Passés simples und die ganze lästige Bande?“
Nun, den Japanern ist es gelungen, mit nur einer einzigen Vergangenheitsform eine wirtschaftliche und technologische Supermacht zu werden. Es gibt nur diese eine, und damit banzai , äh, basta. Vorbei ist vorbei. Und um das Thema gleich abzuschließen: Auch eine Futur-Form für die Zukunft gibt es nicht. Die Zukunft wird mit der Gegenwartsform ausgedrückt – auch in der deutschen Sprache neigt man ja dazu, „ich komme morgen“ zu sagen, anstatt „ich werde morgen kommen“.
Habe ich noch etwas vergessen? Richtig, die Vergangenheit der Adjektive. Dabei wird nicht so viel verändert, und die ursprünglichen Wörter lassen sich noch problemlos erkennen.
ôkii →
ôki katta
yasui →
yasu katta
warui →
waru katta
muzukashii →
muzukashi katta
Wenn etwas oder jemand groß war, sagt man also ôki katta . Die Eigenschaft hat ihre eigene Vergangenheitsform.
Aber damit ist das Ende der Endungen noch nicht erreicht. Wenn die Gegenwart verneint werden kann, kann es die Vergangenheit natürlich schon lange (man beachte unbedingt den feinsinnigen Humor in diesem Satz). Streng genommen wird aber nicht die Vergangenheit verneint, sondern die Verneinung … äh … vergangenheitet. Ich will sagen: An die Verneinungsendung wird noch eine Vergangenheitsendung angehängt. Und weil das verneinte Verb (z. B. wakaranai ) frappierend wie ein Adjektiv aussieht, mit seinem neckischen -i am Ende, wird die Vergangenheit davon auch genauso gebildet wie bei Adjektiven, nämlich mit -katta .
Und für die Adjektive gilt das natürlich auch, so dass sich die verneinten Vergangenheitsformen von Verb und Adjektiv ausgesprochen ähnlich sind.
wakaru →
wakara nakatta
taberu →
tabe nakatta
nomu →
noma nakatta
hanasu →
hanasa nakatta
kaku →
kaka nakatta
suru →
shi nakatta
da →
dewa nakatta
ôkii →
ôki kunakatta
yasui →
yasu kunakatta
warui →
waru kunakatta
muzukashii →
muzukashi kunakatta
Kurz gesagt: Wenn ein Satz auf -nakatta endet, bedeutet das „war nicht“, „hat nicht“. Wakaranakatta heißt „ich habe nicht verstanden“ (oder so ähnlich), yasukunakatta heißt „Es war nicht billig“ (oder so ähnlich).
Sate, mondai desu:
54. Welche dieser Formen ist eine Vergangenheitsform?
a. matsu
b. matta
c. matte
55. Wenn omoi „schwer“ heißt, dann heißt omokunakatta vermutlich …
a. ist nicht schwer
b. war schwer
c. war nicht schwer
Wo laufen sie denn gerade? – Die Verlaufsform
Wie das Englische, so hat auch das Japanische eine Verlaufsform. Vielleicht brauchen Bewohner von Inselreichen so etwas einfach zum Glücklichsein. Wie den Linksverkehr.
Wie im englischen „I am writing a letter“ („ich schreibe einen Buchstaben“ oder so) drückt man mit der Verlaufsform meist aus, dass ein Vorgang sozusagen gerade am Passieren ist. Etwas geschieht jetzt, in diesem Augenblick, und es hat eine gewisse Dauer. Das ist auch im Japanischen so.
Außerdem kann die japanische Verlaufsform noch andere Bedeutungen haben. Sie kann einen anhaltenden Zustand ausdrücken oder etwas, das in der Vergangenheit begann und sich bis jetzt fortsetzt – also so eine Art verkappte Present Perfect-Form. Im Grunde geht es immer um eine Dauer, um etwas, das über eine gewisse Zeit hinweg abläuft oder anhält.
Aus dieser Erklärung ergibt sich automatisch, dass Adjektive keine Verlaufsform haben, nicht einmal in der sonst so toleranten japanischen Sprache. Die Dauer steckt in den Adjektiven schon drin, sozusagen ab Werk. Es macht wenig Sinn zu sagen „Die
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