Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das große Buch vom Räuber Grapsch

Das große Buch vom Räuber Grapsch

Titel: Das große Buch vom Räuber Grapsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gudrun Pausewang
Vom Netzwerk:
vor Lisbeth auf den Fußboden und ließ es herumhüpfen. Die Kinder staunten, und Grapsch grinste zufrieden. Alles war ja wieder in Ordnung. Olli zog mit Gejuchz Maxens Schätze - vor allem Kartoffeln, Möhren und geräuchertes Schweinefleisch - aus dem Bettbezug und schnupperte an ihnen. „Und schöne Grüße von ihm", sagte Grapsch. Plötzlich wurde sein Blick starr. Er griff sich in die Bluse. Und was zog er heraus ? Noch ein Meerschweinchen! Ein schwarz-weiß geflecktes !

    „Das geht nicht mit rechten Dingen zu", stotterte er verblüfft, zog sich die Bluse über den Kopf und schüttelte noch ein viertes Meerschweinchen heraus, „Max hat mir nur zwei geschenkt - das schwöre ich!"
    „Denen geht's wie uns, mein Zuckerböckchen", sagte Olli heiter und hängte sich nun doch an Grapschs rußigen Hals.
    Aber nach drei Wochen war die Harmonie dahin: Der Bettbezug war leer gefuttert, und nun hatte Olli vor Hunger nicht mehr genug Milch in der Brust. In ihrer Not kochte sie Heusuppe, Heugemüse und Heutee.
    „Bald fange ich an zu muhen und zu blöken", seufzte Grapsch. „Dann schaff was anderes her!", schimpfte Olli. Zu allem Elend schneite es schon den dritten Tag. Grapsch verkroch sich vor Verzweiflung ins Heu. Neun Stunden schlief er wie ein Stein. Und als er endlich wieder aus dem Heu auftauchte, waren Olli und die Kinder fort, samt Ollis Stiefeln und ihrem Pelzmantel, der mal Frau Stolzenrück gehört hatte. Nur die Meerschweinchen waren noch da. Inzwischen waren es acht.
    Natürlich freute sich Oma Lisbeth sehr, als Olli mit den Kindern vor der Tür stand. Sie nahm das neue Kleinchen behutsam in die Hände und küsste es ab. Und ganz aus dem Häuschen geriet sie, als sie erfuhr, dass es Lisbeth hieß. „Nein aber auch gar!", rief sie und schob es sich zwischen Bluse und Schal, wo es schön warm war. Auch Quarka bekam einen warmen Platz: oben auf dem Kachelofen. Aber auf Olli war Oma Lisbeth diesmal gar nicht gut zu sprechen.

    „Du bist auf und davon, weil er euch nicht satt machen kann?", schimpfte sie. „Wie soll er denn? Es ist Winter! Und wenn er euch was rauben will, erlaubst du's ihm nicht! - Arbeiten? Er kann sich ja nirgends sehen lassen. Alle kennen ihn. Willst du etwa, dass er wieder ins Gefängnis kommt ? - Heute Nacht kannst du hier schlafen, meinetwegen. Aber morgen Früh gehst du mit den Kindern zurück in den Wald und lässt ihn, verflixt noch mal, bis zur nächsten Ernte auf Raubzüge gehen. Er hat ja nichts anderes gelernt..." So kam's, dass Olli am nächsten Mittag wieder samt den Kindern und einem Schlitten voll Proviant ins runde Haus heimkehrte, den verzweifelten Grapsch aus dem Heu wühlte und ihn reuevoll auf den Bart küsste.
    „Mein Halunkilein, mein Süßes", flüsterte sie, „mein King-Kong-chen, mein Gaunerle, geh rauben, wenn's nicht anders geht!" Da stieß Grapsch einen Freudenschrei aus, der die Wipfel beutelte.
    „Hast du das gehört, Karo?", flüsterte der alte Förster Emmerich, der am Waldrand von Juckendorf mit seinem Hund einem Wildschweinrudel auflauerte. „Das klang verdächtig nach Mord. Morgen müssen wir uns unbedingt die JUCKENER MORGENPOST kaufen."
    Grapsch rollte Olli durchs Heu, warf sie sich auf die Schultern und sauste mit ihr die Stange hinunter. Und schon stopfte er Jogginganzug und Badetuch in den Bettbezug, fuhr in Hose, Stiefel und Kittel und trabte mit dem Bettbezug als Sack auf dem Rücken davon. Er war noch nicht über den Sumpf, da war er schon dick beschneit.
    Olli winkte ihm unter dem Schweinehintern nach. Auf einmal fiel ihr siedend heiß ein, dass heute Nikolaustag war! „Tassilo!", schrie sie ihm nach, „heute kannst du nicht rauben gehen, heute sind die Nikolause bis spät nachts unterwegs, von Haus zu Haus, die sehen und verraten dich!" Aber Grapsch war schon im Wald verschwunden. „Auf zu neuen Katastrophen!", stöhnte sie.

Grapsch mit zwei Engeln im Schminkzimmer

    Kurz bevor Grapsch die Stadt Juckenau erreichte, kam ihm Max entgegen.
    „Was für ein Zufall!", rief er, ängstlich darauf bedacht, nicht von Grapsch umarmt zu werden. „Eben wollte ich zu dir hinaus. Ich hab Arbeit für dich - gut bezahlte!"
    Und er erzählte dem staunenden Grapsch von einem Juckenauer, der schon seit vielen Jahren auf der Nikolausfeier im Rathaussaal den Nikolaus gespielt habe.
    Plötzlich habe der aber so sehr die Gicht, dass er sich nicht rühren könne. Und heute Abend solle doch diese Feier wieder stattfinden. Nun werde fieberhaft ein neuer

Weitere Kostenlose Bücher