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Das große Doppelspiel

Das große Doppelspiel

Titel: Das große Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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aus der
Zelle rauszukommen, und flog runter nach Cold Harbour. Martin Hare und
seine Jungs brachten mich dann mit dem Schnellboot rüber. Julie
funkte dem Großen Pierre, er solle uns abholen. Das Boot wartet
jetzt in Grosnez. Hier reinzukommen war kein Problem, nicht mit einer
Uniform wie der hier. Ich habe das komische Gefühl, daß sie
mir steht.«
    »Sie Narr«, sagte sie.
    »Ich hab’ Ihnen doch erzählt, daß ich
ein Yale-Mann bin, nicht wahr? Und nun sagen Sie nur genau, wie die
Lage hier ist.«
    Sie tat es mit einigen Sätzen. Als
sie ausgeredet hatte, hörte sie Schritte und sah, wie ihr junger
Oberleutnant über die Ter­ rasse ging und sich an die
Brüstung lehnte und in den Regen hinausblickte. Sie lachte hell
auf, nahm die Zigarette, die Craig ihr anbot, beugte sich zu ihm, als
er ihr Feuer gab.
    »Sie beobachten mich jetzt jede Sekunde. Gehen
Sie einfach, Craig, fahren Sie fort, solange Sie noch
können.«
    »Kommt nicht in Frage. Glauben Sie, ich
würde Sie denen hier überlassen? Den Folterzellen im
Gestapo-Hauptquartier in der Rue des Saussaies? Ich bin dort gewesen,
und was sie da mit Leuten wie uns machen, ist nicht angenehm. Wir gehen
zusammen oder gar nicht.«
    »Unmöglich. Ich kann Hortense nicht allein
zurücklassen, nicht einmal, wenn ich die Möglichkeit
hätte. Sie haben immer noch eine Chance. Gehen Sie.«
    Er sagte eindringlich: »Was zum Teufel glauben
Sie, daß ich hier tue? Waren Sie drüben in Cold Harbour
wirklich so blind? Dachten Sie vielleicht, ich hätte Anne-Marie
gesehen, wenn ich Sie anblickte?«
    Und das ließ Geneviève nur einen Ausweg,
um seiner willen, nicht für sich selbst. Sie löste sich von
ihm, drehte sich um und ging zurück in die Galerie, ehe er
realisierte, was geschah.
    Priem stand am Kamin und rauchte eine Zigarre. Er warf
sie in die Flammen und kam ihr entgegen. »Haben Sie den armen
Oberst schon verlassen?« Dann verengten seine Augen sich ein
wenig. »Ist etwas nicht in Ordnung?«
    »Das kann man wohl sagen. Ein alter Liebhaber
meiner Schwester, der sie immer noch in den Knochen hat. Die Erin­
nerung an mich war das einzige, was ihn durch Rußland ge­
bracht hat, falls es Sie interessiert.«
    »Diese Franzosen sind so romantisch«,
sagte er. »Der Feld­ marschall wird übrigens bald
abfahren. Er hat nach Ihnen ge­ fragt. Es geht Ihnen doch
gut?«
    »Natürlich.«
    Er lächelte kurz. »Sie sind eine bemerkenswerte Frau, Gene­
    viève.«
    »Ich weiß, und unter anderen Umständen …«
    »Das klingt allmählich wie ein schlechtes
Theaterstück.« »Das Leben ist oft ein schlechtes
Theaterstück. Aber ich finde, ich hab’ ein Glas Champagner
verdient, ja?«

    Und so verließ Feldmarschall Rommel Schloß
Voincourt, und Geneviève stand neben Hortense und wünschte
ihm eine gute Fahrt, wie Priem es ihr geraten hatte. Sie hatte nichts
mehr von Craig Osbourne gesehen und begann aufzuatmen. Die
Käl­ te in ihr wurde immer größer. Sie wollte nie
wieder in das Zimmer ihrer Schwester zurückgehen.
    Viele Gäste waren nun schon fort, und Priem
wandte sich zu ihr und Hortense: »Zeit, sich zurückzuziehen.
Es war ein langer Abend.«
    »Er ist so rücksichtsvoll, nicht?« bemerkte Hortense.
    Geneviève gab ihr den Arm, und sie gingen,
gefolgt von Priem und dem Oberleutnant, der, wie sie feststellte, nun
eine Schmeisser-Maschinenpistole trug, die Treppe hinauf.
    »Bei der ersten Gelegenheit wirst du hier weglaufen, hast du mich verstanden?« flüsterte Hortense.
    »Und dich zurücklassen?« sagte
Geneviève. »Hast du eine Sekunde lang geglaubt, ich
würde das fertigbringen?«
    Sie erreichten das oberste Stockwerk, Priem nickte,
und der junge Oberleutnant holte einen Stuhl und stellte ihn so,
daß er die Türen der beiden Suiten im Auge behalten konnte.
Er sah jetzt anders aus, irgendwie härter, blaß und
entschlossen.
    »Sie machen sich heute abend wirklich Sorgen um unser Wohl«, bemerkte Hortense.
    »Oberleutnant Vogel hat nur
Bereitschaft, falls Sie etwas be­ nötigen sollten,
Gräfin, genau wie der Mann, den Reichslinger unter Ihrem Balkon
postiert hat. Ich wünsche Ihnen eine gute Nacht.« Sie
zögerte, sah ihre Nichte an und ging dann in ihr Zimmer.
    Er drehte sich zu Geneviève um. »Ich
denke, es ist sehr gut gegangen«, sagte er. »Der
Feldmarschall hat sich amüsiert. Wenn er gemerkt hätte,
daß eine bestimmte Akte aus seiner Tasche verschwunden wäre,
wenn auch nur vorübergehend, wäre er natürlich nicht so
erfreut gewesen. Aber ich meine, das

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