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Das große Doppelspiel

Das große Doppelspiel

Titel: Das große Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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nichts
anderes übrigblieb, als angesichts eines alten Freundes, dessen
Namen sie unmöglich wissen konnte, Anne-Marie zu spielen.
    »Henri Legrande«, sagte Craig, wie um sie zu erlösen. »Oberst …?«
    Priem nahm Haltung an. »Priem. Wenn Sie mich entschuldi­ gen würden, Standartenführer.«
    Er machte auf dem Absatz kehrt und zog sich
zurück. Craig nahm sie fest in die Arme, und sie begannen zu
tanzen. »Kommen Sie oft hierher?« fragte er.
    In Anbetracht all dessen, was sie inzwischen über
die Hin­ tergründe ihrer Mission wußte, war es
sonderbar, aber sie konnte einfach nichts dafür, daß ihre
erste Sorge ihm galt. »Sie müssen verrückt sein.«
    »Ich weiß. Meine Mutter hat es
fortwährend gesagt. Gucken Sie nicht so ängstlich.
Lächeln Sie weiter dieses strahlende Lächeln.« Sein Arm
legte sich fester um ihren Rücken. »Daniel in der
Löwengrube, nicht wahr? Der Herr wird mit mir sein. Ich werde hier
heil rauskommen, und Sie werden mit mir kommen. Deshalb bin ich hier.
Es war eine Falle, mein Engel. Munro hat Ihren Kopf in eine Schlinge
gesteckt, er wollte sie als Opferlamm benutzen. Wenn Sie irgend was
versuchen, werden sie auf Sie warten.«
    »Ein alter Hut«, sagte sie. »Ich
hab’ vorhin schon etwas ver­ sucht und bin erwischt worden. Priem
weiß Bescheid, Craig. Er hat mir alles erzählt. Von Baum,
von Anne-Marie, die ganze üble Geschichte. Ich bin nur noch an der
Leine in Freiheit, ver­ stehen Sie? Er weiß, daß ich
tun werde, was er sagt, wegen Hortense. Er beobachtet jeden Schritt,
den ich mache.«
    Er hörte auf zu tanzen und schob ihren Arm unter
seinen. »Dann wollen wir ihm etwas geben, worüber er
nachdenken kann.« Er führte sie durch die Gästeschar zu
einer Terrassentür und ging mit ihr hinaus.

    Draußen war es recht frisch, und
wegen des Regens blieben sie im Schutz der Kolonnade.
»Unbeschwert und ganz normal, und ab und zu ein bißchen
lachen, das wäre das Beste«, sagte er. »Und eine
Zigarette kann nicht schaden.«
    Sie blickte auf, als das Zündholz zwischen seinen
gewölbten Händen aufflammte und das markante Gesicht
beleuchtete. »Aber warum, Craig? Warum?«
    »Was hat Priem Ihnen erzählt?« fragte Osbourne.
    »Daß Anne-Marie für ihn gearbeitet hat.«
    Er pfiff leise. »Hm, das ist etwas, das
Munro überraschen wird. Das heißt, Sie hatten von Anfang an
keine Chance, selbst wenn Baum Sie nicht verraten hätte.«
    »Wollen Sie vielleicht sagen, Sie hätten es
nicht gewußt? Das kann ich nicht glauben. Sie haben mich benutzt,
genau wie Sie Anne-Marie benutzt haben, Craig. Das weiß ich
jetzt. Und was ihr mit ihr gemacht habt.«
    »Ich verstehe. Und René?«
    »Tot. Er hat sich erschossen, um sich und mich
zu schützen, weil sie ihn in die Mangel genommen
hätten.«
    Schweigen. Der Regen sprühte einem feinen
Schleier gleich durch das Licht, das aus den offenen Türen zum
Garten fiel. Er sagte: »Sie können mir glauben oder nicht,
aber ich erzähle Ihnen jetzt, wie es wirklich war. Die Sache mit
der Droge und Ihrer Schwester war ein Unfall, sie haben das Mittel an
allen Agenten erprobt, die von einem Einsatz zurückkamen, aber bei
ihr ist es schiefgegangen. Ich habe es erst gestern nacht von Baum
erfahren. Die Version, die sie Ihnen auftischten, die Vergewaltigung
durch die SS, war Munros Idee. Gut für die Sache und so, um Sie zu
motivieren, Ihren Beitrag zu leisten. Mir haben sie dasselbe
erzählt.«
    »Und Baum?«
    »Bis gestern abend wußte ich
nichts über ihn oder seine Be­ ziehung zum deutschen
Geheimdienst. Mir haben sie dasselbe erzählt wie Ihnen. Daß
Sie aus einem einzigen Grund hierher gingen – um den Platz Ihrer
Schwester einzunehmen und mög­ lichst viel über Rommels
Atlantikwall-Konferenz rauszukrie­ gen.«
    »Wenn das stimmt … Warum hat Munro Ihnen dann erlaubt, hierherzukommen?«
    »Er hat es nicht. Ich bin auf eigene Rechnung hier. Er ist jetzt bestimmt stinkwütend.«
    Plötzlich überkam sie ein unsägliches
Gefühl der Erleichte­ rung, und sie glaubte ihm. Glaubte ihm
uneingeschränkt.
    »Der arme alte Baum hat den Stein ins Rollen
gebracht, als er eines Abends betrunken war und zugab, daß seine
Tochter erst vor einem halben Jahr gestorben ist.«
    »Ich weiß«, sagte Geneviève. »Priem hat es mir erzählt.«
    »Munro hat alles bestätigt. Sagte mir, ich
solle endlich er­ wachsen werden. Der Krieg sei die Hölle und
all das. Dann ließ er mich für die Nacht einsperren, damit
ich gründlich nachden­ ken konnte. Ich schaffte es,

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