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Das große Doppelspiel

Das große Doppelspiel

Titel: Das große Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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den ich je bei der SOE hatte.«
    »Was ist mit Harry Martineau, Sir?«
    »Meinetwegen, Sie haben recht, und der ist auch
ein ver­ dammter Yankee. Ist Osbourne jetzt in Cold Harbour?«
    »Ja, Sir.«
    »Gut. Halten Sie bei der nächsten
Telefonzelle. Rufen Sie den befehlshabenden Offizier vom
RAF-Stützpunkt Croydon an. Sagen Sie ihm, ich brauche in einer
Stunde eine Lysander. Oberste Priorität. Sie halten hier die
Stellung und erledigen den Transport für Anne-Marie Trevaunce und
all das. Ich fliege runter nach Cold Harbour und rede mit
Osbourne.«
    »Sie glauben, er könnte nützlich sein, Sir?«
    »O ja, Jack, das kann man sagen.« Damit
wandte Munro sich zur anderen Seite und schaute lächelnd zum
Wagenfenster hin­ aus.

    Craig Osbourne saß mit nacktem Oberkörper
auf einem Stuhl am Waschbecken des großen altmodischen
Badezim­ mers, während Schmidt, immer noch in seiner
Kriegsmarine­ uniform, mit der offenen Erste-Hilfe-Tasche am Boden
neben ihm saß und den Arm versorgte. Julie Legrande lehnte an der
Türzarge und sah zu. Sie war Ende dreißig, und ihr straff
nach hinten gebundenes blondes Haar bildete einen sonderbaren Kontrast
zu dem sanften, freundlichen Gesicht. Sie trug Hosen und einen braunen
Pulli.
    »Wie sieht es aus?« fragte sie.
    »Hm«, brummte Schmidt
achselzuckend. »Bei Wunden von Gewehrkugeln kann man nie wissen.
Ich hab etwas von diesem neuen Wundermittel da, diesem Penicillin. Es
soll sich sehr gut gegen Infektionen eignen.«
    Er nahm eine Injektionsspritze aus der Tasche und zog
den Inhalt einer kleinen Ampulle auf. Julie sagte: »Hoffentlich.
Ich hole inzwischen etwas Kaffee.«
    Sie ging, während Schmidt die Spritze setzte.
Osbourne zuckte ein wenig zusammen, und Schmidt legte Verbandmull auf
und bandagierte den Arm geschickt.
    »Ich glaube, Sie werden einen Arzt brauchen, alter Junge«, sagte er aufgekratzt.
    »Wir werden sehen«, antwortete Craig.
    Er stand auf, und Schmidt half ihm in das saubere
Khaki­ hemd, das Julie besorgt hatte. Er konnte es selbst
zuknöpfen und ging dann in das andere Zimmer, während Schmidt
seine Arzttasche packte und zuklappte.
    Es war ein sehr hübsches Zimmer, inzwischen
allerdings ein bißchen schäbig, da es dringend einen neuen
Anstrich brauchte. Die Einrichtung bestand aus einem Bett mit
Nachttisch, einem Kleiderschrank aus Mahagoni und einem Tisch mit zwei
Ses­ seln am Erkerfenster. Craig trat ans Fenster und blickte
hinaus. Unten war eine Terrasse mit einer steinernen Brüstung, und
dahinter begann ein verwilderter Garten, der von Buchen und einem
kleinen See in einer Senke begrenzt wurde. Alles wirkte sehr friedlich.
    Schmidt kam mit seiner Tasche aus dem Badezimmer.
»Ich hole Sie dann später. Jetzt muß ich mich erst mal
mit Spiegel­ eiern und Speck stärken.« Er hatte die Hand
schon auf dem Türdrücker und grinste breit. »Machen Sie
sich nicht die Mühe, mich daran zu erinnern, daß ich Jude
bin. Das großartige briti­ sche Frühstück hat mich
schon vor langer Zeit zum Sünder gemacht.«
    Er öffnete die Tür, und Julie
Legrande kam mit einem Ta­ blett mit Kaffee, Toast, Marmelade und
frischen Semmeln her­ ein. Schmidt ging, und sie stellte das
Tablett auf den Tisch am Fenster.
    Sie setzten sich einander gegenüber.
    Während sie Kaffee einschenkte, bemerkte sie:
»Ich kann gar nicht sagen, wie gut es tut, dich wiederzusehen,
Craig.«
    »Paris scheint eine Ewigkeit her zu sein«, sagte er und nahm die Tasse, die sie ihm reichte.
    »Tausend Jahre.«
    »Das mit Henri hat mir sehr leid getan«,
fuhr er fort. »Ein Herzanfall, wie ich hörte?«
    Sie nickte. »Er hat wahrscheinlich nichts
gemerkt. Er ist im Schlaf gestorben, und er hat wenigstens noch die
anderthalb Jahre in London gehabt. Das haben wir dir zu
verdanken.«
    »Unsinn.« Er spürte eine sonderbare Verlegenheit.
    »Nein, es ist wahr. Möchtest du Toast oder ein Brötchen?«
    »Danke, ich habe keinen Hunger. Aber ich könnte noch eine Tasse Kaffee gebrauchen.«
    Sie schenkte ein und sagte: »Ohne dich
wären wir in jener Nacht der Gestapo bestimmt nicht entkommen. Du
warst ein kranker Mann, Craig. Hast du vergessen, was diese Bestien mit
dir gemacht haben? Aber du bist trotzdem noch mitten in der Nacht mit
dem Laster zurückgefahren, um Henri zu holen, wo andere sich
garantiert nicht mehr um ihn gekümmert hätten.« Ihre
innere Bewegung übermannte sie, und sie hatte Tränen in den
Augen. »Du hast ihm ein Leben geschenkt, Craig, diese letzten
achtzehn Monate in England. Ich

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