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Das große Doppelspiel

Das große Doppelspiel

Titel: Das große Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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der Flappe.
    Sie öffnete sie mit zitternden Händen. Sie
enthielt nur einen Aktendeckel, und als sie diesen aufklappte, sah sie
Fotos von Geschützstellungen und MG-Bunkern am Strand und
wußte, daß sie gefunden hatte, weshalb sie gekommen war.
    Sie schob die Mappe einstweilen wieder in
den Safe, legte den Aktendeckel auf Priems Schreibtisch und knipste die
Schreibtischlampe an. In diesem Augenblick hörte sie deutlich
Priems Stimme. Er mußte genau vor der Tür sein.
    Sie hatte sich ihr Leben lang noch nie so rasend
schnell be­ wegt. Sie klappte die Safetür zu, hatte aber nicht
die Zeit, sie zu verschließen, und schwenkte das Bild wieder
zurück. Dann schaltete sie die Lampe aus und nahm ihre
Taschenlampe und die Akte.
    Als der Schlüssel sich im Schloß drehte,
war sie bereits auf dem Weg nach draußen, glitt zwischen den
Vorhängen hin­ durch und zog die Tür hinter sich zu. In
diesem Moment wurde die Bibliothekstür geöffnet, und jemand
machte Licht. Sie spähte durch einen Spalt zwischen den
Vorhängen und sah, wie Priem den Raum betrat.
    Sie stand auf der dunklen Terrasse und überlegte
krampfhaft, doch sie hatte nun einfach keine Wahl. Sie schlich um die
Ecke und kletterte auf ihren Balkon zurück.
    Chantal zog die Vorhänge hinter ihr zu.
»Was ist passiert?« fragte sie. »Ist etwas
schiefgegangen?«
    »Priem kam plötzlich herein. Er hätte
mich fast erwischt. Ich hatte keine Zeit, die Aufnahmen zu machen. Ich
werde es hier tun.«
    Sie legte die Akte auf den Frisiertisch und holte die Nacht­ tischlampe, um mehr Licht zu haben.
    »Und dann?«
    »Dann geh ich wieder runter. Hoffentlich ist er
dann wieder im Ballsaal, damit ich alles in den Safe zurücklegen
kann.«
    »Und Erich?«
    »Wir müssen uns auf Maresas Künste verlassen.«
    Sie nahm das Silberetui, öffnete die Klappe und
fing an zu fotografieren, genau wie Craig es ihr gezeigt hatte. Chantal
wendete die Seiten um. Zwanzig Aufnahmen, hatte er gesagt, aber es gab
mehr Seiten. Es würde eben reichen müssen.
    Als sie fertig war, klopfte es. Sie erstarrte. Chantal flüsterte:
    »Ich habe abgeschlossen.«
    Es klopfte wieder, jemand drückte den
Türgriff nach unten. Geneviève wußte, sie mußte
sich melden. »Wer ist da?« rief sie ungehalten.
    Keine Antwort. Sie schob Chantal zum Badezimmer hin. »Gehen Sie da rein und seien Sie ganz still.«
    Sie tat es. Geneviève legte die Rommel-Akte in
die nächste Schublade und drehte sich um und langte nach dem
Morgen­ mantel. Ein Schlüssel wurde ins Schloß gesteckt
und schob den von innen steckenden Schlüssel hinaus, so daß
er zu Boden fiel, die Tür öffnete sich, und Max Priem kam
herein.
    Er setzte sich auf eine Ecke des Tisches, ließ
ein Bein vor und zurück baumeln, sah sie ernst an und streckte
dann die Hand aus.
    »Geben Sie sie mir.«
    »Wie bitte … Wovon reden Sie?«
    »Von der Akte, die Sie eben aus Feldmarschall
Rommels Mappe genommen haben. Ich könnte das Zimmer durchsuchen
lassen, aber es kann niemand anders sein als Sie. Es ist sonst niemand
da. Und dann Ihr interessanter Kostümwechsel …«
    »Meinetwegen!« unterbrach sie scharf, zog die Schublade auf und nahm die Akte heraus.
    Er legte sie neben sich auf den Tisch. »Tut mir leid, daß es so gekommen ist.«
    »Dann sind Sie in der falschen Branche.«
Sie nahm das Zi­ garettenetui und holte sich eine Gitane heraus.
    »Ich habe es mir nicht ausgesucht, aber eines sollten wir von nun an klarstellen, Miss Trevaunce. Ich weiß, wer Sie sind.«
    Sie sog den Rauch tief ein, um sich zu beruhigen. »Ich kann Ihnen nicht ganz folgen.«
    »Es liegt an den Augen, Geneviève«, sagte er weich. »Das
    werden Sie nie ändern können. Genau die gleiche Farbe
wie ihre, aber der Glanz darin … völlig anders. Wie alles
andere an Ihnen beiden, alles gleich und doch nicht gleich.«
    Ihr fiel absolut nichts ein, und so stand sie da und wartete, daß die Axt fallen würde.
    »Sie haben Ihnen alles über sie
eingebleut«, sagte er. »Ist es nicht so? Sie haben Ihnen
unseren Freund Dissard als Wegwei­ ser und Helfer zur Seite
gestellt und am Ende eine wichtige Tatsache weggelassen – die
wichtigste von allen. Die mir vom ersten Tag an sagte, daß Sie
nicht Anne-Marie Trevaunce sein konnten.«
    Geneviève war so überrascht, daß
sie, ohne es zu wollen, die eine Frage stellte, die sie nicht stellen
durfte: »Und das wäre?«
    »Nun ja, daß sie für mich gearbeitet hat«, sagte er seelenru­ hig.

    Sie setzte sich, in Anbetracht der

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