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Das große Haus (German Edition)

Das große Haus (German Edition)

Titel: Das große Haus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Krauss
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Shatzner, ob es familiär irgendwelche Probleme gibt, von denen ich wissen sollte? In der Ehe vielleicht? Mehr konnte ich nicht ertragen. Ich schnappte mir die hölzerne Pinocchio-Marionette aus dem Regal und rief nach dir. Du kamst herein, mit Dreck an den Knien die Treppe heraufgetrampelt, und bliebst wie gebannt stehen, während ich den Pinocchio tanzen, singen und dann stolpern und auf die Nase fallen ließ. Jedes Mal, wenn er zusammenkrachte, brülltest du vor Lachen. Genug, sagte deine Mutter, indem sie ihre Hand auf meinen Arm legte, es dürfte Mr.   Shatzner sicher klargeworden sein, dass unser kleiner Dovi nicht immer so ernst ist. Aber ich fuhr fort, brachte dich zum Lachen, bis du nasse Hosen hattest, dann quetschte ich die Hand des schütteren Psychologen, sagte ihm, er möge sich keinen Zwang antun und gern so lange herumschnüffeln, wie er Lust habe, aber ich hätte wichtigere Dinge zu tun. Ich verließ das Haus und knallte die Tür hinter mir zu.
    Deine Mutter konnte die Sache nicht so leicht abtun. Beim geringsten Verdacht, sie würde als Mutter irgendwie irgendetwas falsch machen, zermarterte sie sich vor Schuldgefühlen. Sie machte sich selbst nieder und versuchte herauszufinden, wo genau etwas schiefgegangen war. Sie unterstellte sich der Vormundschaft des Psychologen und hörte einmal in der Woche zu, während er ihr die Ausbeute seiner Sitzungen mit dir, die in der Schule weitergingen, erklärte und sie darüber beriet, auf welche Weise einige deiner «Schwierigkeiten» gemildert werden könnten. Er entwickelte eine Strategie und legte eine Reihe von Regeln fest, wie wir uns dir gegenüber verhalten sollten und wie nicht, die deiner Mutter heilig waren. Er gab ihr sogar seine private Telefonnummer, und wenn sie unsicher war, wie eine seiner Regeln anzuwenden sei oder wie sie am besten auf einen deiner Anfälle zu reagieren habe, wählte sie seine Nummer, egal wie frühmorgens oder wie spätabends, erklärte das Problem mit gesenkter, ernster Stimme und lauschte schweigend, schmerzlich nickend, seiner Antwort. Mr.   Shatzner hat gesagt, wir sollten das nicht machen, sagte sie, sobald du aus dem Zimmer warst, Mr.   Shatzner hat gesagt, wir sollten ihn das machen lassen, Mr.   Shatzner hat gesagt, wir sollten uns auf den Kopf stellen, uns die Zunge abbeißen und uns im Kreis drehen, Mr.   Shatzner, Mr.   Shatzner, Mr.   Shatzner, bis ich schließlich explodierte und ihr sagte, ich wolle diesen Namen nie wieder in unserem Haus hören, ich wisse, wie ich meine eigenen Kinder zu erziehen habe, was er eigentlich glaube, was das sei? Ein Scrabble-Spiel oder Monopoly? Es gebe keine Regeln, ob sie so blind sei, nicht zu sehen, dass der einzige Erfolg dieses Schwachkopfs darin bestehe, aus ihr ein Nervenwrack gemacht zu haben, voller Zweifel über das, was ihr von Anfang an in der Natur gelegen habe, was jeder Idiot sehen könne, nämlich dass sie eine wunderbare Mutter sei, voller Liebe und Geduld. Herrje, er ist fünf Jahre alt, schrie ich, wenn du ihn jetzt als einen Sonderfall behandelst, wird er es sein Lebtag bleiben. Hast du irgendeine Besserung bemerkt, seit du mit diesem Clown angefangen hast? Nein. Wer ist er eigentlich, sich plötzlich als Quell der Weisheit menschlichen Verhaltens anzubieten? Glaubst du, dieser Fatzke wüsste es besser als wir, als du und ich? Zwischen uns verging ein Schweigen. Aber er ist ein Sonderfall, sagte sie ruhig. Er war es schon immer.
    Schließlich gab sie nach. Die Sitzungen wurden beendet, und du wandest dich unter Mr.   Shatzners Aufsicht hervor wie ein freigelassenes Tierchen, das sich sofort im Unterholz versteckt. Aber die ganze Erfahrung gab einen gewissen Ton vor. Deine Mutter schwebte weiterhin als sorgengeplagter Geist über dir, unterzog jede deiner Flausen und Launen, jeden Koller einem rigorosen analytischen Hauen und Stechen, auf der Suche nach dem Schlüssel zu deinem Leid und unserer Rolle dabei. Diese Selbstzerfleischung machte mich verrückt, fast genauso verrückt wie dein ewiges Heulen und Weinen und Gejammer. Eines Abends, mitten in deinem Wutgeschrei darüber, dass dein Badewasser nicht exakt die von dir gewünschte Höhe hatte, packte ich dich unter den Armen und hielt dich nackt und triefend über dem Boden. Als ich in deinem Alter war, schrie ich und schüttelte dich so heftig, dass dein Kopf übel wackelte, gab es nichts zu essen, kein Geld für Spielsachen, das Haus war immer kalt, aber wir gingen nach draußen und tummelten uns und

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