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Das große Leuchten (German Edition)

Das große Leuchten (German Edition)

Titel: Das große Leuchten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Stichmann
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drum herum, und deshalb schlich ich mich an, hockte mich hin und fing an, sie zu lecken.

    Der Regen lief mir ins Gesicht. Ich leckte sie gleichzeitig genüsslich und schnell. Sie hatte mir gesagt, dass ich es so machen soll. Ihre Oberschenkel zitterten, sie zog meinen Kopf mit den Händen zu sich. Für einen Moment war es, als wäre ich nur noch in meiner Zunge, als würden wir gleich verschmelzen, denn sie bewegte sich in Wellen, und mein Gesicht war warm von ihr.
    Dann stand ich auf und zog sie vom Streusalzkasten, um sie zu küssen, aber sie drückte mich weg. Sie drehte sich um und stützte sich mit den Händen am Streusalzkasten ab.
    «MACH! MACH!»
    Und ich war mir nicht mehr sicher, ob ich es schaffen würde. Es war, als wäre eben noch alles gleitend und filmhaft gewesen, während ich jetzt plötzlich kleine Bewegungen wahrnahm, die nicht hierhergehörten – eine eckige Drehung von ihr und ein beängstigendes Knacken in meinen Rippen. Aber dann wieder leuchtete ihre Haut so hell, und der Regen lief an ihren Beinen runter, und sie bewegte sich und glänzte, und es schien doch sehr einfach, sie zu nehmen.
    «MACH! MACH!»
    Ich machte schnell meine Hose auf und griff blind nach ihren zappelnden Oberschenkeln, ich zog sie mit einem Ruck zu mir ran und packte sie.
    Und sie schlabberte mir weg.

2
    Als ich die Augen aufmachte, war es Frühling. Es gab insgesamt drei Wohnwagen auf unserem Parkplatz im Hochhausviertel: unseren kleinen Gerümpelwagen, einen ganz zerbeulten hinten links in der Ecke und einen großen, schwarz bemalten gegenüber, in dem Lydia wohnte, die Besitzerin unseres Wagens.
    Morgens kam sie in Springerstiefeln und einem roten Faltenkleid aus dem Wagen, mit einem ironischen Lächeln auf den Lippen und einem Tellerhut in der Hand. Sie war groß und mager. Ihre Zähne waren braun. Ihr Blick ging nach innen.
    Sie fuhr sich durch ihr schwarzes Haar, setzte ihren Hut auf und sagte: «Ihr Herzchen, was für ein freundlicher Tag.»
    Oder: «Ah ja, was könnte ich denn jetzt mal wollen?»
    Ich lächelte, so gut es ging. Auf einem der Klappstühle sitzend, vor dem Gaskocher mit der Erbsensuppe. Ich wollte nicht unhöflich sein, obwohl sie mir von Anfang an nicht gefallen hatte: In meinen Träumen vermischte sie sich mit meiner Mutter – und auch tagsüber musste ich wieder mehr an meine Mutter denken ihretwegen. Es lag an dieser gespielten Jugendlichkeit und dem chaotischen Lebensstil, Wohnen im Wagen, obwohl sie sicher schon gut über vierzig war.
    Sie hatte gesagt, dass wir so lange bleiben könnten, wie wir wollten, sie sei früher auch viel durch die Gegend gereist. Wir Tramper müssten zusammenhalten und seien eine große Familie. Dabei war inzwischen deutlich geworden, dass Ana der eigentliche Grund dafür war: Lydia schien irgendwas von ihr zu wollen, andauernd sagte sie, dass Ana sie an sich selbst erinnere. An eine Zeit, in der auch sie sexy, jung und wunderschön gewesen sei.
    Ich würde Gespenster sehen, ich sei mal wieder zu angespannt, sagte Ana, Lydia sei halt eine Lebenskünstlerin und vielleicht ein bisschen schräg, aber eher so wie ihre Mutter in Teheran. Also genau richtig. Außerdem sei sie früher Junkie gewesen und habe ein Kind verloren, das hinterlasse eben ein paar Spuren.
    Lydia erzählte solche Geschichten im Suff, abends am Feuer, während sie Schnörkel mit ihrer Zigarettenspitze malte. Sie sei im Kinderheim aufgewachsen. Sie sei eine Zeitlang Kunstlehrerin gewesen und dann wegen haltloser Beschuldigungen entlassen worden. Ich wusste nie, was davon ich glauben sollte und was nicht. Es war ihre Lieblingspose, den Blick in den Himmel zu richten, eine Hand unter der Achsel, um dann mit hauchender Stimme zu erklären, dass sie insgesamt so was wie eine fahrende Künstlerin sei, auch wenn sie im Moment von Sozialhilfe lebe und obwohl sie überhaupt nicht fuhr. Bei ihrem Wohnwagen waren die Reifen durch metallene Stützfüße ersetzt. Er hatte etwas von einem Theater, links und rechts in der Tür waren rote Tücher mit Kordeln festgeknotet. Leise elektronische Knackmusik drang heraus.

    Ich schlenderte durchs Hochhausviertel. Ich versuchte, einen Plan zu entwickeln, während Ana und Lydia bei ein paar Bier auf dem Parkplatz saßen und dieses Dinosaurier-Quartett spielten, das sie auf eine ironische Weise gut zu finden schienen. Den Überfall auf die Tanke hatte Ana fast ohne meine Hilfe durchgezogen – ich hatte mir vorgenommen, beim nächsten Mal viel entschlossener zu sein,

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