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Das große Leuchten (German Edition)

Das große Leuchten (German Edition)

Titel: Das große Leuchten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Stichmann
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zu massieren, und ihre Hände waren warm und sanft, als wollte sie ganz normal mit mir schlafen. Ihre Haut war dunkler geworden über den Sommer, nur ihre Brüste waren hell im Kerzenlicht. Ich hatte sie länger nicht mehr nackt gesehen. Der Glitzerlippenstift passte nicht zu ihr, und das Plastikhorn hatte etwas Albernes an sich, aber es konnte ihr nichts anhaben, sie sah trotzdem schön aus, wie sie da saß.
    «Guck nicht so naiv», sagte Lydia zu mir. «Beweg dich doch mal.»
    Ana kniete auf dem Bett, drückte ihre Brüste zusammen wie im Porno und lachte. Ich trank noch einen Schluck Tütenwein; ich nahm an, dass ich mich jetzt männlich bewegen sollte, aber etwas an Anas Schönheit wirkte zunehmend bedrückend im rötlichen Licht. Sie ließ sich die Haare ins Gesicht fallen und biss sich auf die Unterlippe, stemmte die Arme auf die Oberschenkel und beugte sich vor. Alles für die Kameraaugen, dachte ich, während ihr Blick aber wie immer war, neugierig und klar. Es war ihr ganz normaler Ana-Blick, der mich traf.
    «Jetzt geht’s darum, dass du irgendwas SPIELEN musst, weißt du? Willst du zum Beispiel gefesselt werden? Ist das eine von deinen besonderen Vorlieben als Jäger?»
    «Ich dachte, das Einhorn hat den Jäger in den Wagen gelockt und nicht umgekehrt?»
    «Ja, aber der Jäger ist der heimliche Chef bei der Sache. Er STEHT darauf, es ist doch sein Traum! Er muss irgendeinen besonderen Wunsch haben in seiner Phantasie.»
    «Küssen», sagte ich.
    «Irgendwas Besseres!»
    «Cunnilingus.»
    Sie stockte kurz, dann kicherte sie. Lydia kicherte mit. Cunnilingus war das Erste, was mir eingefallen war, und jetzt klang das Wort bescheuert nach. Ich versuchte auch zu kichern, aber es kam zu spät und hing dann noch unangenehmer im Raum.
    «Also gut», sagte ich. «Dann ist es mein besonderer Wunsch, gefesselt zu werden.»
    «Schön! DAS ist ein guter Wunsch!», sagte Ana.
    «Aber Lydia darf mich nicht komplett nackt filmen.»
    «Auch nicht, wenn dein Schwanz in meinem Mund ist?»

    Es kratzte. Die ganze Matratze war ein einziges Jucken und Brennen, als wäre sie mit reinem Alkohol getränkt. Es schien an diesem klebrigen Schulmädchenparfüm zu liegen, das Lydia versprüht hatte, ein süßliches Zeug, das mir die Lunge verklebte und sich als drückendes Schamgefühl im Bauch anstaute. Aber Anas Mund war warm, während sie mir ins Ohr flüsterte. Ihre Blicke und Finger bewegten sich. Sie schien gar nicht mitzubekommen, dass Lydias Finger auch überall waren, dass Lydia geschickt die Kissen und Decken zur Seite zupfte, um zu filmen.
    Ich war mit den Händen am Bettgestell festgemacht, und das war gut.
    Und es war auch gut, wie sich Ana auf mich setzte, wie sie mit den Händen alles dirigierte und wie sich mit einem Seufzer ihre Augen schlossen, während sie sich bewegte. Und wie sie dann wieder eine Pause machte und auf mir rumkrabbelte, als würde sie etwas auf mir suchen. Irgendwann hatte sie einen übergroßen, regenbogenfarbenen Lolli in der Hand, an dem ich lutschen musste; dann wurde ihr eine Federboa gereicht, mit der sie sich absichtlich theatralisch bewegte. Es funktionierte nicht richtig, es sah eher unbeholfen aus, aber ich mochte es, und ich mochte auch ihr Gewicht, ich mochte ihren Fuß in meinem Gesicht und ihre Haare auf meinem Körper und wie sie mit krabbelnden Fingern meine Leinenshorts zurückschälte, die eigentlich Robert gehörten.
    Es war nur dieses Zoom-Geräusch.
    Das Gefühl, dass sich Lydia alles ganz nah ranzoomte im Schatten.
    Und die Mischung aus Rauch, Parfüm und Schweiß wurde klebriger – und plötzlich war die Erinnerung da, dass es auch gar nicht so verabredet gewesen war, dass wir übers Ziel hinausschossen auf eine unangenehme Weise. Oder auf eine angenehme.

    Später dachte ich, dass Ana neben mir liegt. Ich wollte nach ihr greifen und spürte die Handschellen hart an den Gelenken, dann sah ich, dass sie schon aufgestanden war. Lydia legte ihr grade einen schwarzen Bademantel über und sagte, dass sie nach Lescek sehen solle. Ein kühler Luftzug wehte rein. Draußen schien sich das Gewitter gelegt zu haben, ich sah einen Ausschnitt sternklaren Himmels, ehe die Tür zufiel.

5
    Die Handschellen gingen nicht ab. Lydia bestand nur aus ihrer Stimme und den Kameraaugen im Dunkeln.
    «Du bleibst so, du musst trainieren», sagte sie.
    «Was denn trainieren?»
    «Freier zu sein. Dich gehenzulassen und freier zu sein, kleiner Hänsel.»
    Ich blinzelte. Die roten Kameralichter brannten

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