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Das große Los: Wie ich bei Günther Jauch eine halbe Million gewann und einfach losfuhr (German Edition)

Das große Los: Wie ich bei Günther Jauch eine halbe Million gewann und einfach losfuhr (German Edition)

Titel: Das große Los: Wie ich bei Günther Jauch eine halbe Million gewann und einfach losfuhr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meike Winnemuth
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gemeißelt, um ein anderes hineinzusetzen. Sie war noch längst nicht fertig.
    Ich ging durch das Haus wie in Trance, völlig berauscht von der Leidenschaft, die hier am Werk war. Ich mag das so sehr, wenn Menschen für etwas entflammt sind. Wenn sie gar nicht anders können, als ihrer Liebe zu folgen. Das ist, keine Frage, mit ein paar Millionen auf dem Konto leichter als unter normalen Umständen, aber dass Geld nicht unbedingt die Hauptrolle spielt, habe ich am selben Nachmittag erlebt.
    Eine Ausstellung in der Academy of Art war den Vogels gewidmet, Herb und Dorothy Vogel. Er war ein kleiner Postbeamter, sie Bibliothekarin; zusammen begannen sie in den frühen Sechzigern, moderne Kunst zu sammeln, die zwei Bedingungen erfüllen musste: Sie musste erschwinglich sein– und klein genug, um in ihre Zweizimmerwohnung in New York zu passen. Dort fanden sich am Ende fast 5000Werke an den Wänden, Decken, auf Schränken und unter dem Bett, darunter Arbeiten von Sol LeWitt, Roy Lichtenstein und Cindy Sherman. 2008 beschlossen sie, einen Teil ihrer Sammlung zu verschenken: Jeder der 50Bundesstaaten bekam 50Werke. Die 50 für Hawaii habe ich nun gesehen.
    Völlig gerührt saß ich hinterher in der Sonne vor dem Museumscafé, dachte über die Vogels nach und über Doris Duke. Die eine wie die anderen haben nichts anderes getan, als ihrer Intuition zu folgen. Irgendetwas Fremdes, Aufregendes, unerklärlich Schönes hat zu ihnen gesprochen, und sie haben ganz einfach hingehört. Und sich anstecken lassen.
    Genau so geht das richtige Leben, dachte ich: Finde heraus, was du liebst, und mach es dann. Das sagt sich so leicht und lebt sich so schwer, aber hier, in Hawaii, an diesem Tag, schien es plötzlich wahnsinnig einfach.
    Ich blätterte ein bisschen in einem Buch über Shangri La, trank ein Glas Weißwein, aß Mahimahi mit Sobanudeln, las weiter in dem Buch, völlig hingerissen. Und plötzlich blieb eine Kellnerin vor meinem Tisch stehen, guckte mich an und sagte unvermittelt: » I’d like to be you.«
    Es war einer dieser Sätze, wie ihn nur Amerikaner sagen, die Meister des absichtslosen Kompliments im Vorbeigehen. I love your shirt. Great haircut. Bei meinen ersten USA -Trips war ich noch irritiert: Was wollen die nur? Nichts. Ihnen fällt was auf, sie sagen es, alle freuen sich, fertig. Ach, Anne: Ich bin auch gerade sehr gern ich. I like to be me. So gern wie schon lange nicht mehr.
    Das Besondere an Hawaii ist, dass mir hier fast nur Menschen zu begegnen scheinen, die ebenfalls ganz bei sich angekommen sind. Lucie zum Beispiel, eine junge Deutsche und eine dieser Frauen, die ich vor 20Jahren, als ich ungefähr in ihrem Alter war, ziemlich doof gefunden hätte. Und jetzt ziemlich wunderbar. Beides aus demselben Grund: Sie folgt ganz radikal ihrem Instinkt und ihrem Herzen.
    Sie ist Sängerin und Schauspielerin, ist eine Zeit lang mit ihrem eigenen One-Woman-Musical Gabrieles Universum – oder: Ich heirate meine Schreibmaschine auf Kleinkunstbühnen aufgetreten, hat hier und da Konzerte gegeben, Englisch auf Sansibar unterrichtet, Kinderbetreuung in Sardinien gemacht– was man halt so tut, um sich durchzuschlagen. Vor drei Jahren begann sie, von Hawaii zu träumen, und zwar im Wortsinn: Sie werde dort glücklich werden und den Mann ihres Lebens finden, hatte sie geträumt.
    Jeder normale Mensch wäre aufgewacht (wiederum im Wortsinn) und hätte den Traum zu den Akten gelegt. Nicht so Lucie: Sie flog nach New York, schlug sich per Couchsurfing bis San Diego durch, erwischte einen Billigflug nach Hawaii, landete auf Kauai und– traf nicht den Mann ihres Lebens. Aber sie tat etwas anderes: Sie schrieb Lieder und schaffte es, eine ganze Kirche für ein Konzert voll zu bekommen. » Ich bin viel getrampt auf der Insel und habe dabei vom Rücksitz aus immer Songs für die Fahrer gespielt. Das waren sozusagen meine Werbespots.«
    Trotzdem flog sie wieder heim.
    Aber die Geschichte geht weiter. Sie kehrte zurück nach Hawaii, diesmal nach Honolulu. Und traf hier, wieder beim Couchsurfing: Matthew, halb Hawaiianer, halb Australier. Boom, das war’s. Traum wahr geworden. Die letzten Monate haben sie in Hamburg verbracht, Lucies Heimatstadt, davor waren sie bei seiner Familie in Melbourne. Seit Anfang des Monats sind die beiden wieder in Hawaii, derzeit suchen sie nach einem Stück Land, um dort ihr eigenes Gemüse zu ziehen. Anfang Juni werden sie heiraten.

    Alles klar, dachte ich. Super Geschichte. Bezauberndes Mädchen.

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