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Das große Los: Wie ich bei Günther Jauch eine halbe Million gewann und einfach losfuhr (German Edition)

Das große Los: Wie ich bei Günther Jauch eine halbe Million gewann und einfach losfuhr (German Edition)

Titel: Das große Los: Wie ich bei Günther Jauch eine halbe Million gewann und einfach losfuhr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meike Winnemuth
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mich ein bisschen sacken? Ich kann es Dir nicht sagen.
    Annette jedenfalls entpuppte sich als die perfekte Reisebegleitung: Sie hat selbst schon den halben Globus gesehen, ist angenehm unbedürftig und hat Nerven wie Stahl. Die braucht man hier auch: Während einer Taxifahrt in einem schrottreifen Lada schwang bei Tempo 70 plötzlich die Tür neben ihr auf. Der Fahrer griff leicht gelangweilt hinter sich und schloss sie, ohne den Fuß vom Gas zu nehmen. Anscheinend Routine für ihn.
    Was jede normale Frau sofort zum Aussteigen bewogen hätte, brachte Annette nur zum Lachen, und mir wurde klar, warum es mit uns so gut klappte: Die Frau ist völlig unhysterisch. Dinge, die schiefgehen, amüsieren sie eher– und liefern ihr eine Anekdote mehr. Sie trinkt Rum und isst 300-Gramm-Steaks wie ein Kerl und kann wie einer schweigen. Und sie trifft im richtigen Moment die richtigen Entscheidungen: An einem der Tage zog sie allein durch die Stadt, während ich arbeiten musste. Zufällig kam sie am Teatro Mella vorbei, wo am Abend das Eröffnungskonzert des Jazzfestivals stattfinden sollte. Sie radebrechte sich durch, erfuhr, dass es gegen alle Auskünfte wohl doch noch Karten gäbe und in eineinhalb Stunden die Kasse geöffnet würde, parkte sich kurzentschlossen vor einem Mojito in einem Café in der Nähe, kaperte zwei Stunden später zwei Tickets für uns und bescherte uns damit einen der tollsten Abende dieses Monats. Bei aller Liebe zum Alleinreisen– es ist verdammt angenehm, mal nicht immer nur das Steuer in der Hand zu haben, sondern auch einfach mal der Beifahrer zu sein (möglichst in einem Vehikel, in dem alle Türen schließen).
    Noch besser natürlich: Man lässt sich fürstlich in einer Märchenkutsche durch die Gegend fahren wie von Adalberto mit seinem 56er Chevrolet, den wir für einen Tag angeheuert hatten.

    Erstes Ziel für uns beide, Ehrensache für zwei Schreiber: Ernest Hemingways Haus Finca Vigia, etwa 15 Kilometer außerhalb der Stadt. Er hat hier von 1939 bis 1960 gewohnt.
    Wir hatten einen Riesendusel, denn zufällig fanden dort gerade Dreharbeiten mit seiner Enkelin Mariel Hemingway statt, die einem amerikanischen TV -Team alles über ihren Opa erzählte, während wir vor den offenen Fenstern lauschten.

    Eine bessere Führung durch das schöne Haus hätten wir nicht bekommen können. Dass Ms. Hemingway und das Team überhaupt Zugang hatten, ist allein schon eine Sensation: Langsam weicht Euer Embargo für Kuba anscheinend auf, auch in den Hotels sieht man die ersten amerikanischen Reisegruppen, meist alte Exil-Kubaner, die vor der Revolution nach Miami geflüchtet waren und nun noch einmal die alte Heimat wiedersehen wollen.
    Und trotzdem, trotz aller kleinen Öffnungen, durch die vorsichtig Frischluft in Fidels hermetisches Reich bläst: Über allem hängt der Geruch des Untergangs. Eau de Götterdämmerung. Alles erzählt immer nur von gestern, nichts von morgen. Gestern ist gut, morgen ist Angst. Das ist für ein paar Wochen auszuhalten, auf Dauer würde ich verrückt werden hier. Wenn es immer nur darum geht, das zu beschwören, was gewesen ist, wenn sich das Leben immer nur um dieselben abgewetzten Mythen dreht, bis der Letzte ins Grab gesunken ist– niederschmetternd.
    Ich habe auf Kuba einige Deutsche getroffen, die schon seit Jahrzehnten auf der Insel wohnen, darunter einen Fotografen und einen Tourenveranstalter. Warum sie so lange geblieben sind? Gerade weil es hier so schwierig sei, die Dinge geregelt zu bekommen, antwortete der eine. » Jeder Tag ist eine Herausforderung. In Deutschland läuft alles so vollautomatisch ab.«
    Der andere: » Weil ich mich hier als Mensch wahrgenommen fühle. In einer deutschen Fußgängerzone guckt dir doch keiner in die Augen.«
    Man könnte Auswanderer vermutlich in solche unterteilen, die vor etwas weglaufen, und solche, die auf etwas zulaufen. In fast allen Städten von Shanghai bis Addis Abeba habe ich vor allem Letztere kennengelernt, Kuba aber scheint die erste Sorte anzuziehen.
    Und ich? Ich hätte mir fast überall vorstellen können, länger zu bleiben, sehr lange sogar. San Francisco, London, Sydney, Buenos Aires, sogar in Shanghai. In jeder Stadt habe ich etwas entdeckt, was mich komplettiert, ernährt, bereichert hat. Es wären, wenn Du so willst, Ersatzteillager für mich: Ich finde dort, was mir fehlt. Leichtigkeit, Genuss, Chuzpe, das berauschende Gefühl von anything goes. Was ich mich nun frage: Fände ich das vielleicht auch zuhause?

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