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Das grosse Muminbuch

Das grosse Muminbuch

Titel: Das grosse Muminbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tove Jansson
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Blasorchester wird bis Son­nenaufgang spielen.»
    Allein das Feuerwerk kam nicht zustande. Ein großer Regen kam, die ganze Nacht fiel er und den ganzen nächsten Tag und den Tag darauf und die ganze Woche.
    Um die Wahrheit zu sagen, es regnete ununterbrochen acht Wochen lang. Niemand hatte so etwas je erlebt.
    Der Rummelplatz verfiel und verlor die Farbe wie eine Blume. Er sank in sich zusammen, verblasste, rostete, schrumpfte...
    Und da er auf Sand gebaut war, geriet er allmählich ins Rutschen. Die Berg-und Tal-Bahn setzte sich mit einem Seufzer hin, und die Karussells zogen schwankend Kreise durch die großen grauen Pfützen, fuhren leise klingend hinein in die neuen Bäche, die der Regen gegraben hatte. Die ganze kleine Gesellschaft, Homsas und Mymlas, Knottel und Mocks, drückten die Nase gegen die Fensterscheiben und sahen, wie der Juli verregnete und Farben und Musik davonsegelten.
    Das Spiegelkabinett zersplitterte zu Millionen nassen Scherben, und die hellroten nassen Papierrosen aus dem Haus der tausend Wunder schwammen über die Äcker. Überall erhob sich das Wehgeschrei der Kinder, die ihre Eltern allmählich zur Verzweiflung brachten. Nun hatten sie nichts zu tun und trauerten nur dem Jahrmarkt nach.
    In den Bäumen baumelten traurige Fähnchen und leere Ballons, das Lustige Haus war voller Schlamm, und das Krokodil mit den drei Köpfen flüchtete zum Meer hin. Zwei Köpfe ließ es zurück, denn sie waren angeklebt gewesen.
    Die Hemule hatten riesigen Spaß an allem. Sie standen an den Fenstern, lachten und zeigten und klopften einander auf den Rücken und schrien:
    «Seht nur! Dort fährt der Vorhang der ! Dort segelt der Tanzboden! Dort auf Filifjonkas Dach sitzen fünf Fle­dermäuse aus dem Geisterhaus. Ist das nicht großartig ?!»
    Gutgelaunt beschlossen sie, eine Schlittschuhbahn einzurichten. Wenn das Wasser zu Eis würde, natürlich!
    Und sie trösteten den Hemul, dass er dann wieder die Eintrittskarten knipsen dürfe.
    «Nein!» sagte der Hemul plötzlich. «Nein, nein, nein. Ich will nicht. Ich will pensioniert werden. Ich will das tun, wozu ich Lust habe, und ich will ganz allein sein, irgendwo, wo es still ist.»

    «Aber mein Lieber», sagte sein Neffe und war außerordentlich er­staunt. «Meinst du das wirklich?»
    «Ja», sagte der Hemul, «jedes Wort meine ich wirklich.»
    «Aber warum hast du das denn nicht eher gesagt?» fragten die Ver­wandten verblüfft. «Wir dachten, es würde dir Spaß machen?»
    «Ich habe mich nicht getraut», bekannte der Hemul.
    Da lachten alle und fanden es komisch, dass der Hemul sein ganzes Leben lang etwas getan hatte, wozu er keine Lust hatte, bloß weil er sich nicht getraut hatte, nein zu sagen. «Na und wozu hast du denn Lust?» fragte seine Tante. Sie wollte ihm Mut machen.
    «Ich will eine Puppenstube bauen», flüsterte der Hemul. «Die schönste Puppenstube der Welt und mit vielen verschiedenen Stockwerken. Ein Haus mit vielen Zimmern, und jedes einzelne ernst, leer und still.»
    Da lachten die Hemule so sehr, dass sie sich hinsetzen mussten Sie stießen einander in die Seite und schrien: «Puppenstube! Habt ihr ge­hört! Puppenstube hat er gesagt!»
    Tränen lachten sie. Und sie sagten: «Aber mein Lieber, du kannst doch machen, was und wozu du Lust hast! Wir schenken dir Großmutters alten Park, der ist steinstill. Da kannst du in aller Ruhe herumwühlen und spielen, soviel du willst. Viel Glück und viel Spaß!»

    «Danke schön», sagte der Hemul und sank in sich zusammen. «Ich weiß, dass ihr es immer gut mit mir gemeint habt.»
    Der Traum von der Puppenstube mit den ruhigen, schönen Zimmern verschwand, die Hemule hatten ihn zerlacht. Gleichwohl war es nicht ihre Schuld. Nicht eigentlich. Sie wären ehrlich traurig gewesen, wenn ihnen jemand gesagt hätte, dass sie dem Hemul etwas zerstört hatten. Es ist eben furchtbar gefährlich, auch nur ein kleines bisschen zu früh die geheimsten Träume zu erzählen!
    Der Hemul ging in Großmutters alten Park, der nun ihm gehörte. Den Schlüssel hatte er mitgenommen.
    Der Park war verschlossen und leer, seit die Großmutter das Haus mit einem Feuerwerk in Brand gesteckt hatte und dann mit der ganzen Fa­milie fortgezogen war. Das war lange her, und für den Hemul war es nicht leicht, den Weg zu finden.
    Der Wald war gewachsen, und die Wege standen unter Wasser. Während er so dahin ging, hörte der Regen auf, genauso plötzlich wie er vor acht Wochen begonnen

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