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Das Große Spiel

Das Große Spiel

Titel: Das Große Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claude Cueni
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kleinen Tisch und setzte ihn dort ab. Während der Arzt und der Chirurg zwei hölzerne Stäbchen nahmen und im Kot des Königs stocherten, kehrte der Herzog zu Ihrer Majestät zurück, verneigte sich vor ihr und wartete.
    »Ich habe gehört, dass ein Weib ein mit Hefe zubereitetes italienisches Gebäck verkauft. Das Gebäck soll im Ofen derart anschwellen, dass man von Hexerei spricht.«
    »Nichts als ein Gerücht, Majestät. Homberg hat damit nichts zu tun. Ich habe mich an Euer Majestät Rat gehalten und keine Chemiker mehr in meine Salons geladen.«
    Der König lächelte und streifte die Anwesenden mit einem flüchtigen Blick: »Ich habe auch gehört, dass Sie einen Gast haben, der die Geldmenge einer Nation so anschwellen lassen kann, dass bereits nach wenigen Monaten niemand mehr ohne Arbeit ist.« Der König lächelte. Er breitete die Arme aus, damit die Diener ihn einkleiden konnten.
    Der Herzog zeigte auf John Law: »Das ist Monsieur John Law of Lauriston. Ich bedanke mich in seinem Namen bei Ihrer Majestät, dass Sie ihm die Ehre erweisen, am Petit Lever teilhaben zu dürfen.«
    »Er möge - vortreten«, sagte der König. Wie üblich legte er eine kleine Kunstpause vor dem letzten Wort ein und gab diesem letzten Wort dann eine besonders leichte, melodiöse Note.
    Der Herzog gab John ein Zeichen. Der Schotte begab sich zur Kordel und kniete vor dem König nieder. Der König verzog keine Miene. Der perfekte Kartenspieler, dachte John Law, als er den Kopf anhob und in die Augen eines sechsundsiebzigjährigen Greises schaute, der sich nicht anmerken ließ, dass ihm die Leiden und Gebrechen des Alters arg zusetzten. Der König war übergewichtig. Durch den Verlust eines Großteils seiner Zähne waren die Wangen eingefallen. Wenn er sprach, verbreitete er einen Geruch von Fäulnis. Aber er war die Macht. Ei war der Staat. Er war eine öffentliche Institution.
    »John Law of - Lauriston, Er möge sprechen und frei sagen, was Er dem König zu sagen - begehrt«, sprach der Sonnenkönig. Law war fasziniert von der Eleganz der beiläufigen Handbewegung, mit der Louis XIV. das letzte Wort orchestrierte.
    John Law erhob sich. »Möge Ihre Majestät, der König von Frankreich, mir die Ehre erweisen Ihr meine Idee über die Gründung einer französischen Staatsbank unterbreiten zu dürfen. Ihre Majestät wird mit dieser Bank in der Lage sein, die Schulden des Königreichs in sehr kurzer Zeit in erheblichem Maße zu senken. Die Finanzen werden bereits nach einem Jahr ausgeglichen sein. Die Bevölkerungszahl und die allgemeinen Einkünfte werden zunehmen, wodurch der Bedarf nach neuen Gütern steigen wird und somit auch die Steuereinnahmen wachsen werden, ohne dass die Belastungen für den Einzelnen größer werden. Ihre Majestät wird belastende Ämter zurückkaufen und die Einkünfte des Königreiches mehren können, ohne dass dabei irgendjemand zu Schaden kommt...«
    »Man möge sein Manuskript in Empfang nehmen«, unterbrach ihn der König.
    Zwei Diener näherten sich innerhalb der Absperrung. Der eine nahm John Laws Manuskript in Empfang und reichte es dem zweiten Diener.
    »Was denkt mon petitjuif'über die Ideen von Monsieur Law?«, fragte Louis XIV.
    Der Bankier Samuel Bernard trat einen Schritt vor und kniete nieder. »Er möge sich erheben und sprechen«, sprach der König. »Eine vorzügliche Idee, Ihre Majestät, glänzend, genial...« John Law bedankte sich mit einem dezenten Nicken.
    »... aber«, fuhr der jüdische Bankier Samuel Bernard vor, »für eine Monarchie wie die französische möglicherweise nicht recht geeignet. Eine Staatsbank ist für eine Monarchie weniger geeignet.«
    »Alois, Messieurs«, entfuhr es dem König, »dann müssen wir entweder auf die Monarchie oder auf die Staatsbank verzichten.«
     
    John Law war wenig erfreut, als er sich mit dem Duc d'Orleans einen Weg durch die überfüllten Salons bahnte, um über die Gesandtentreppe wieder in den Hof zu gelangen.
    »Bleiben Sie, Monsieur Law«, versuchte ihn der Herzog zu beschwichtigen. »Wenn der König von der Frühmesse zurückkehrt, haben wir noch einmal die Möglichkeit, mit ihm zu sprechen. Ich muss es lediglich seinem Ersten Kammerdiener melden. Er wird uns sagen, in welchem Saal wir den König sprechen dürfen.«
    John Law schüttelte den Kopf: »Nein, Monsieur le Duc. Ich bin Ihnen zu Dank verpflichtet. Sie haben getan, was in Ihrer Macht steht. Aber was haben Sie erreicht? Abgesehen davon, dass Sie die Notdurft Ihrer Majestät in

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