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Das Große Spiel

Das Große Spiel

Titel: Das Große Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claude Cueni
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unter seinem Sitz hervor. Sie war offen und mit Silber-Ecus gefüllt. Mit der einen Hand griff er hinein, mit der anderen öffnete er die Tür der fahrenden Kutsche und warf das Geld in die Menge hinaus. Immer wieder warf er Silber-Ecus auf die Straße, während die Menge in hysterische Schreie ausbrach.
    »Schreiben Sie, dass in Frankreich alle Menschen Arbeit finden. Armut und Hunger gehören der Vergangenheit an. Aus allen Ländern strömen Handwerker ins Land. Die Manufakturen sind auf Jahre ausgelastet. Die Leute haben Geld wie nie zuvor. Die Steuern sinken. Über vierzig Steuern wurden in den letzten Monaten ersatzlos gestrichen. Schreiben Sie, dass wir in Frankreich das Papiergeld eingeführt haben und dass das System funktioniert.«
    »Ich schreibe, dass die Menschen in den Straßen tanzen und singen ...«
    »Schreiben Sie, dass wir Brücken und Straßen bauen, Millionen in die Wissenschaft investieren. Schreiben Sie, dass Frankreich aufbricht, neue Kontinente zu erforschen. Die Mississippi-Kompanie wird alles in den Schatten stellen, was die Menschheit jemals gesehen hat.«
    John Law hätte diktieren können, was ihm beliebte. Daniel Defoe war glücklicher Aktionär der Mississippi-Kompanie und gerade dabei, den mächtigsten Mann der Welt zu befragen.
    »Man sagt«, sprach Defoe voller Bewunderung, »dass Sie Ihr Geld in Immobilien, Diamanten und Ländereien investieren, dass Sie hier in Paris ganze Viertel aufkaufen. Ein Drittel des amerikanischen Kontinents ist Ihr Eigentum. Ihre Anteile an der Mississippi-Kompanie sind Milliarden wert. Wie fühlt es sich an, der reichste Mann der Welt zu sein?«
    »Wenn man Geld hat, fällt es leicht, sich abschätzig darüber zu äußern. Mich hat jedoch nie das Geld an sich interessiert, sondern das System. Ich bin nicht stolz auf die Milliarden, ich bin stolz, dass das System funktioniert. Es ist für die Menschheit genauso bedeutend wie die Erfindung des Rades. Die Menschen haben wieder Arbeit und zu essen!«
    »Und«, setzte Defoe zur letzten Frage an, »macht Geld glücklich?«
    »Ganz gleich, in welcher Lebenssituation Sie stecken, mit ein bisschen mehr Geld ist jede Situation eine Spur leichter zu meistern. Aber es geht nicht um Geld, Mr Defoe. Ginge es um Geld, würde ich heute nicht mehr arbeiten. Aber es geht um mehr. Es geht um eine Idee. Wir stehen am Vorabend einer großen Revolution. Nachher wird nichts mehr sein wie früher. Nicht die Prediger werden die Menschen befreien, nicht die Voltaires und nicht die Montesquieus, sondern die Maschinen. Und diese werden von Geld angetrieben.Von Geld, das nicht da ist.«
     
    Der Empfang der Mississippi-Kompanie im Dezember dieses Jahres war grandioser als alle Feste, die der Regent in den letzten Jahren veranstaltet hatte. Könige, Fürsten, Herzöge, Grafen, Bischöfe, Bankiers, Künstler, der Nuntius des Papstes - sie alle waren dem Ruf der Handelsgesellschaft nach Paris gefolgt, um den großen John Law zu sehen. Seine beiden Kinder John und Kate waren zu den gefragtesten Heiratskandidaten Europas geworden.
    »Sie machen dem Hof Konkurrenz«, flüsterte der Duc d'Orleans, als er John Law für einige Minuten beiseite nehmen konnte. »Was kann ich Ihnen noch bieten, John Law of Lauriston, Gouverneur von Louisiana, Herzog von Arkansas und Ehrenmitglied der Akademie der Wissenschaften?«
    »Ein Amt«, lächelte John Law, »ein staatliches Amt.«
    »Sie wollen Generalkontrolleur der Finanzen werden?«, fragte der Regent skeptisch.
    John nickte: »Ich bin erst am Anfang meiner Arbeit, Monsieur, geben Sie mir die Macht, sie zu vollenden.«
    »Es gibt da gewisse Probleme ...«, sinnierte der Regent.
    John Law unterbrach ihn: »Monsieur le Regent, die Krone hat in diesem Jahr ihre Schulden getilgt und ein Vermögen von 5,2 Milliarden Livre angehäuft. Frankreich, das bevölkerungsreichste Land Europas, hat genug Arbeit für alle. Das Land blüht, geben Sie mir das Instrument, um es unsterblich zu machen. Dadurch werden auch Sie unsterblich, Monsieur. Lassen Sie mich mein Werk vollenden.«
    »Gut«, sagte der Regent überraschend schnell, »ich setze d'Argenson ab - und Sie werden katholisch.«
    »Wenn es weiter nichts ist«, spottete John Law. »Man wird Sie auf Herz und Nieren prüfen, Monsieur. Dagegen war die Gründung der Mississippi-Kompanie ein Kinderspiel.«
    »John«, rief in diesem Moment Rebecca und kam zusammen mit Catherine auf ihren Schwager zu. Sie umarmte ihn und küsste ihn auf den Mund. Sie schaute ihn an,

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