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Das Große Spiel

Das Große Spiel

Titel: Das Große Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claude Cueni
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Steinschlossfeuerwaffe gesenkt. Die Augen hatte er geschlossen. Jetzt hörte man nur noch den Wind zwischen den Gemäuern von Lauriston Castle pfeifen. William hob die Waffe, öffnete die Augen und zog mit dem Zeigefinger den Abzugbügel zurück. Die Kugel zerfetzte den Steinkrug, der an dem Ast eines Apfelbaums aufgehängt worden war.
    »Sie sollten auf dem Jahrmarkt auftreten«, lachte eine weibliche Stimme. William drehte sich um. Catherine trat hinter den Ställen hervor und kam langsam auf ihn zu. Am Boden lag ein kostbar ausgearbeiteter und mit dunkelroter Seide ausstaffierter Holzkoffer. Darin lag eine Duellpistole. Die zweite, identische Feuerwaffe hielt William in der Hand.
    »Koffer mit Duellpistolen kommen langsam in Mode«, scherzte Catherine, »haben Sie Feinde. William?«
    »Nur meinen Bruder.« William lächelte, während er seine Pistole in den Koffer zurücklegte und die andere Pistole herausnahm: »Wollen Sie es auch mal versuchen?«
    »Wieso nicht«, lachte Catherine, »vielleicht werden die Damen eines Tages die gleichen Rechte haben wie die Männer und die gleichen Dummheiten begehen dürfen.«
    William lächelte still vor sich hin, während er mit flinken Bewegungen den Hahn sicherte, Pulver aus dem Horngefäß in den Lauf schüttete und dann eine mit Stoff umwickelte Kugel in den Lauf stopfte.
    »Sie haben schon einmal geschossen?«, fragte William. Catherine schüttelte den Kopf und streckte ihre Hand nach der Pistole aus.
    »Noch ein bisschen Pulver auf die Pulverpfanne ...«, murmelte William. Dann schloss er den Pfannendeckel und reichte ihr die Waffe.
    »Halten Sie die Pistole nach unten gerichtet. Falls aus Versehen ein Schuss abgeht, haben Sie immer noch neun Zehen übrig.«
    Catherine nahm die Waffe in die Hand: »Worauf soll ich schießen?«
    »Versuchen Sie es mit dem Baum.«
    Catherine hob die Waffe hoch. William beobachtete sie. Aus unmittelbarer Nähe war sie noch schöner als ohnehin schon.
    »Vorsicht!«, sagte William leise und berührte sanft ihre Hand. »Die Pistole bäumt sich nach dem Abfeuern der Kugel auf. Halten Sie sie also fest in der Hand, damit sie Ihnen beim Rückschlag nicht die Zähne ausschlägt.«
    Catherine spürte, dass William sie begehrte. Rasch drückte sie ab. Die Waffe schnellte nach oben.
    »Habe ich getroffen?«, fragte Catherine amüsiert.
    »Sagen wir es einmal so: Sie haben einen Schuss abgefeuert. Und der Baum da drüben wird auch im nächsten Frühjahr noch Früchte tragen.«
     
    »Und der Autor?«, fragte Agnes Campbell, die siebzigjährige Witwe des renommierten Druckers und Verlegers Andrew Anderson, des offiziellen Druckers »für die vorzügliche Majestät Ihrer Königin«. Etwas verloren saß sie hinter dem großen Arbeitstisch ihres verstorbenen Ehemannes.
    »Der Autor bleibt anonym«, erwiderte John Law, »und wenn Sie jemand nach dem Urheber dieser Schrift fragt, sagen Sie einfach, es sei nicht Doktor Chamberlen ...«
    Agnes Campbell nickte und wog das hundertzwanzig Seiten umfassende Manuskript »Geld und Handel« in der Hand.
    Der strenge Geruch von Druckerschwärze lag in der Luft. Die lauten Geräusche der Druckerpressen und das Aufeinanderklatschen von Metallzeilen schallten zu ihnen herüber.
    »Wie eilig ist es?«, fragte sie und musterte dabei ihren Neffen.
    »Sie müssen sofort anfangen, Tante Agnes«, erwiderte John Law und fügte, als die alte Frau müde und bedauernd den Kopf schüttelte, gleich hinzu, dass er bereit sei, das Doppelte zu bezahlen.
    »Es ist nicht eine Frage des Geldes, sondern der Arbeitskräfte. Ich muss meine Werber ausschicken, damit sie die Wirtshäuser nach Wandergesellen abklopfen. Die besten unter ihnen sind längst irgendwo verpflichtet und führen sich auf, als seien sie renommiert wie Pariser Steinmetze. Viele zieht es heute nach Frankreich, weil die Franzosen angeblich das größte Buch der Welt planen, eine Enzyklopädie. Woher soll ich neue Setzer und Drucker holen?«
    »Sie werden schon einen Weg finden, Tante Agnes.«
    »Nein«, wehrte Campbell energisch ab, »es ist ein ernsthaftes Problem geworden, John. Die Arbeiter werden heute nach Auftrag verpflichtet und bezahlt. Dann ziehen sie weiter. Wie die Steinmetze. Sie sind wählerisch. Es ist nichts mehr wie früher.«
    »Sie meinen, selbst für einen John Law finden Sie keine Setzer und Drucker mehr?«
    Etwas hilflos blätterte die alte Frau in John Laws Manuskript, als suche sie darin nach einer Ausrede. Nachdem bereits alle ihre Kinder sehr

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