Das große Yogabuch
möglich wäre.
Nach jedem Zyklus von Kapalabhati entsteht in der Regel von allein eine lange Pause in der Atemleere. In ihr ruht die Atembewegung und damit auch der Geist. Der Kopf scheint für einen Moment ganz leer und still, was eine wahre Wohltat ist, wenn man viel geistig angespannt arbeitet. Dagegen ist der innere Raum deutlich durch ein leichtes Vibrieren oder Kribbeln wahrzunehmen – eine typische Folge von Kapalabhati.
Tipps fürs Üben
• Anfangs ist es nicht ganz leicht, die Bauchdecke so schnell und rhythmisch zu kontrahieren und wieder loszulassen, wie es in der Übung verlangt wird, da die Muskeln schnell ermüden und damit »aus dem Takt« kommen. Ihre Bauchdecke macht jedoch bei Kapalabhati nichts anderes als das, was sie ganz selbstverständlich macht, wenn Sie sich schnäuzen. Üben Sie deshalb die richtige Atembewegung, indem Sie sich kurz und schnell schnäuzen, als wollten Sie ein lästiges Staubkorn aus der Tiefe Ihrer Nase loswerden. Wenn Sie sich dabei eine Hand vor die Nase halten, können Sie den Ausatemstoß deutlich spüren.
• Da die Atembewegung bei Kapalabhati so sehr dem Schnäuzen entspricht, sollten Sie sich immer vorher (und eventuell auch noch einmal zwischendurch) gründlich die Nase putzen.
• Kümmern Sie sich nur um den Ausatem und in keiner Weise um den Einatem (das machen Sie beim Schnäuzen nämlich auch nicht). So kann die Atembewegung nach und nach ganz natürlich werden, während Ihre Bauchdecke gekräftigt wird (als angenehmer Nebeneffekt).
• Beginnen Sie mit »Kapalabhati light«, also mit einem ganz feinen, schnellen, federleichten Aus- und Einatmen, bei dem sich die Bauchdecke nur wenig bewegt. Üben Sie diese federleichte Atmung so lange, bis Ihre Bauchmuskeln aus dem Takt kommen. Sie werden staunen, wie angenehm, befreiend und erfrischend diese Atemform ist!
• Versuchen Sie, die Übungszeit allmählich auszudehnen: bei der Light-Version bis auf 15 Minuten, bei der Normalversion bis auf 500 Atemstöße. Danach ist es möglich, dass Sie wirklich lange keinen Atemreiz verspüren. Das ist normal und gefahrlos!
»Wenn man den Ausatem und den Einatem mit der Geschwindigkeit ausführt, mit der der Schmied seinen Blasebalg bewegt, dann wird dies Kapalabhati genannt, das alle Krankheiten austrocknet, die aus dem Kapha (Schleim) geboren werden.«
Hatha-Yoga-Pradipika II,35
Wann ist Vorsicht geboten?
• Sie sollten Kapalabhati nicht üben, wenn Sie Entzündungen im Bauchraum haben.
• Lassen Sie sich nach Operationen im Bauchraum mindestens sechs Wochen Zeit, damit die Narben gut heilen können.
• Sollten nach dem Üben von Kapalabhati Schmerzen in alten Narben am Bauch auftreten, sprechen Sie mit Ihrem Arzt.
• Bei Schwangerschaft oder starker Monatsblutung.
Das Schädelleuchten
Kapalabhati
Kommen Sie in eine aufrechte Sitzhaltung Ihrer Wahl ( > ). | Atmen Sie intensiv aus, und heben Sie mit einem tiefen Einatmen Ihren Brustkorb. | Ziehen Sie mit dem folgenden Ausatmen die Bauchdecke kraftvoll ein, wodurch in der Nase ein Geräusch wie beim Schnauben entsteht. Achten Sie darauf, den Bauch nur nach hinten und nicht auch nach oben zu ziehen. | Lösen Sie die Kontraktion, wodurch die Bauchdecke wieder vorschnellt und der Einatem automatisch kommt. | Üben Sie ungefähr 25 schnelle Atemstöße dieser Art hintereinander. Der Brustkorb bleibt dabei in vertikaler Richtung völlig unbewegt.
Beenden Sie Kapalabhati mit einer Ausatmung. Meist meldet sich gleich anschließend das Bedürfnis, kurz aufzuatmen. Wenn eine Pause in der Atemleere entstehen will, halten Sie sie so lange, bis Sie merken, dass Sie wieder einatmen wollen.
In der Regel werden mehrere Zyklen von Kapalabhati hintereinander geübt, und jeder wird mit mehr Sanftheit und Leichtigkeit ausgeführt als der vorhergehende. Versuchen Sie einen ersten Kapalabhati-Zyklus mit etwa 25 Atemstößen, einen zweiten mit etwa 40 Atemstößen und einen dritten mit 50 oder 60 Atemstößen. Je leichter Ihnen das Üben im Laufe der Zeit fällt, desto mehr Atemstöße werden Sie machen können, und desto länger wird die folgende Atempause ausfallen.
Entspannen Sie sich anschließend im Stirnraum und in der Gesamtheit des Schädels. Bleiben Sie dabei in einer stillen Wahrnehmung der Atmosphäre des Stirnraumes und der Gesamtheit Ihres inneren Raumes.
Konzentration und Meditation
Unser Geist ist ständig in Bewegung. Sein Zustand gleicht oft einer Autobahn im Berufsverkehr: Die Gedanken drängen
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