Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
Vom Netzwerk:
er immer so an? Im Bett ist sie wie das Feuer selbst, bewegt sich so und so. Geschieht ihm ganz recht, ich will wissen, ob diese Wunderdinge wahr sind.«
    »Wollen wir zwei Libras wetten, daß es nicht klappt, Bruderherz?« sagte der Affe.
    »Wir werden ja sehen«, sagte Josefino. »Das erste Mal hat sie mich ohrfeigen wollen, beim zweitenmal hat sie mich beschimpft, und beim drittenmal hat sie nicht einmal mehr die Beleidigte gespielt, hab sie sogar ein wenig abknutschen können. Die wird schon schwach, ich kenn meine Leute.«
    »Wenn sie sich hinlegt, weißt du ja«, sagte José. »Wo ein Unbezwingbarer durchgezogen ist, da ziehen alle drei durch, Josefino.«
    »Ich weiß nicht, warum ich so scharf auf sie bin«, sagte Josefino. »In Wirklichkeit ist sie gar nichts wert.«
    »Weil sie von außerhalb ist«, sagte der Affe. »Es macht immer Spaß, rauszufinden, was für Geheimnisse, was für Gewohnheiten sie aus ihrer Heimat mitbringen.«
    »Sie ist wie ein kleines Tier«, sagte José. »Versteht überhaupt nichts, fragt in einer Tour warum dies, warum das. Ich hätt mich nicht getraut, es als ersterzu probieren. Und wenn sie’s jetzt Lituma erzählt hätte, Josefino?«
    »Ist eine von den Schreckhaften«, sagte Josefino. »Das hab ich gleich durchschaut. Sie hat keinen Charakter, stirbt lieber vor Scham, bevor sie was zu ihm sagt. Schade ist nur, daß er sie schwanger gemacht hat. Jetzt heißt’s warten, bis sie entbunden hat, bevor man ihr ein Rohr legen kann.«
    »Danach haben sie zu tanzen angefangen, ganz friedlich«, sagte die Chunga. »Ausgesehen hat’s, als wär alles in Butter.«
    »Unglücksfälle kommen urplötzlich, wenn man sie am wenigsten erwartet«, sagte der Jüngling.
    »Mit wem hat er denn getanzt?« sagte die Selvática.
    »Mit der Sandra.« Die Chunga sah sie mit ihren erloschenen Augen an und sagte langsam: »Eng umschlungen. Und geküßt haben sie sich. Bist du eifersüchtig?«
    »Ich hab nur gefragt, sonst nichts«, sagte die Selvática. »Ich bin nicht eifersüchtig.«
    Und Seminario, mit einemmal, massiv, sie sollten verschwinden, außer sich, oder er jagte sie mit Fußtritten hinaus, brüllend, alle vier zusammen.

III
    »Kein einziges Geräusch die ganze Nacht über, kein einziges Licht«, sagte der Sargento. »Kommt Ihnen das nicht eigenartig vor, mi teniente ?«
    »Sind bestimmt auf der andern Seite«, sagte der Sargento Roberto Delgado. »Scheint groß zu sein, die Insel.«
    »Es wird schon hell«, sagte der Teniente. »Sie sollen die Motorboote bringen, aber keinen Krach dabei machen.«
    Zwischen den Bäumen und dem Wasser sahen die Uniformen wie Pflanzen aus. Auf dem engen Fleck zusammengedrängt, durchnäßt bis auf die Haut, die Augen verquollen vor Müdigkeit, rückten Guardias und Soldaten ihre Hosen zurecht, schnallten die Ledergamaschen um. Eine grünliche Helligkeit umgab sie, die durch das Zweigegewirr sickerte, und zwischen den Blättern, den Zweigen und Lianen leuchteten auf vielen Gesichtern Insektenstiche, violette Kratzwunden. Der Teniente ging voraus bis zum Ufer der Lagune, schob mit einer Hand das Laubwerk auseinander, mit der andern hielt er den Feldstecher vor die Augen und spähte zur Insel: eine hohe Klippe, bleifarbene Abhänge, Bäume, robuste Stämme und dichtbelaubte Kämme. Das Wasser glitzerte, schon hörteman die Vögel singen. Der Sargento kam geduckt auf den Teniente zu, unter seinen Füßen quietschte und schnalzte der Urwaldboden. Hinter ihnen, im Dickicht, schienen die undeutlichen Gestalten der Guardias und Soldaten sich kaum zu bewegen, entstöpselten Feldflaschen und steckten sich Zigaretten an.
    »Jetzt streiten sie nicht mehr«, sagte der Teniente. »Niemand würde glauben, daß sie sich die ganze Reise über in den Haaren gelegen haben.«
    »Die elende Nacht hat sie zu Freunden gemacht«, sagte der Sargento. »Die Müdigkeit, die Unbequemlichkeit. Es gibt nichts, was die Männer besser miteinander auskommen läßt, mi teniente. «
    »Wir werden sie hübsch in die Zange nehmen, bevor’s ganz Tag wird«, sagte der Teniente. »Eine Gruppe muß am Ufer gegenüber aufgestellt werden.«
    »Ja, aber dazu müssen sie über die Lagune setzen«, sagte der Sargento und deutete auf die Insel. »Das sind ungefähr dreihundert Meter, mi teniente. Da knallen sie uns ab wie Spatzen.«
    Der Sargento Roberto Delgado und die andern waren herangekommen. Der Schlamm und der Regen ließ die Uniformen gleich aussehen, und nur die Schiffchen und die Képis

Weitere Kostenlose Bücher