Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)
machten sie ihn vor seinen Leuten lächerlich? und sie, du bist falsch, wenn die da sind, spielst du den Seriösen und danach schickst sie fort, um dich nach Herzenslust zu amüsieren. Wenn er die Uniform anhatte, tat er ihnen leid, da war er anders, und ihm taten sie noch viel mehr leid, und bald danach waren sie ein Herz und eine Seele und sangen: sie waren die Unbezwingbaren, von Arbeiten keine Ahnung, immer nur saufen, immer nur spielen, sie waren die Unbezwingbaren, und jetzt ging’s ans Vögeln.
»Sich eine Hymne erfinden, nur auf sich«, sagte der Arpista. »Ah, diese Mangaches, die sind einzigartig.«
»Aber du bist ja schon keiner mehr, Vetter«, sagte der Affe. »Du hast dich bezwingen lassen.«
»Ich versteh nicht, wie du dich nicht in Grund und Boden schämst, Vetter«, sagte José. »Wer hat schon einen Mangache als Polypen gesehen?«
»Sie werden sich ihre Witze erzählt haben oder ihre Saufereien«, sagte die Chunga. »Von was sonst hätten die reden sollen?«
»Zehn Jahre, mein lieber Kollege«, seufzte Lituma. »Schrecklich, wie das Leben vorbeigeht.«
»Prost, aufs Leben, das vorbeigeht«, schlug José vor, das Glas in der Höhe.
»Die Mangaches werden ein bißchen philosophisch, wenn sie was getrunken haben. Der Jüngling hat sie angesteckt«, sagte der Arpista. »Werden vom Tod geschwafelt haben.«
»Zehn Jahre, man hält’s nicht für möglich«, sagte der Affe. »Weißt du noch, die Totenwache der Domitila Yara, Vetter?«
»Am Tag nach meiner Rückkehr aus der Selva bin ich dem Padre García begegnet, und er hat meinen Gruß nicht erwidert«, sagte Lituma. »Er hat’s uns nicht verziehen.«
»Von wegen Philosoph, Maestro«, sagte der Jüngling und wurde rot. »Nur ein bescheidener Musikant.«
»Ich glaube eher, sie haben Erinnerungen ausgetauscht«, sagte die Selvática. »Wenn sie so zusammen gekommen sind, hat’s nicht lang gedauert und sie haben sich erzählt, was sie als Churres angestellt haben.«
»Du redest schon ganz piuranisch, Selvática«, sagte die Chunga.
»Hast du’s nie bereut, Vetter?« sagte José.
»Polyp oder irgendwas anderes, kommt aufs selbe raus«, Lituma zuckte mit den Achseln. »Früher als Unbezwingbarer: viel Allotria und viel Kartenspielerei, aber auch viel Hunger, Kollegen. Jetzt eß ich wenigstens richtig, morgens und abends. Das ist auch was wert.«
»Wenn’s möglich wär, würd ich gern noch ein bißchen Milch trinken«, sagte der Arpista.
Die Selvática stand auf, Don Anselmo: sie machte sie ihm warm.
»Das einzige, worum ich dich beneide, ist, daß du etwas von der Welt gesehen hast, Lituma«, sagte Josefino. »Wir werden sterben, ohne je aus Piura hinausgekommen zu sein.«
»Du vielleicht«, sagte der Affe. »Mich begräbt niemand, bevor ich Lima gesehen hab.«
»Liebes Mädchen«, sagte Anselmo. »Immer bereit, allen gefällig zu sein. So hilfsbereit, so sympathisch. Ist sie hübsch?«
»Nicht besonders, zu breit«, sagte der Bulle. »Und wenn sie Stöckelschuhe anhat, ist ihr Gangwerk zum Lachen.«
»Aber hübsche Augen hat sie«, stellte der Jüngling fest. »Grün, riesig, geheimnisvoll. Würden Ihnen gefallen, Maestro.«
»Grüne Augen?« sagte der Arpista. »Und ob mir die gefallen würden.«
»Wer hätte gedacht, daß du einmal Ehemann und obendrein Polizist würdest«, sagte Josefino. »Und bald sogar Familienvater, Lituma.«
»Stimmt es, daß es in der Selva Frauen im Überfluß gibt?« sagte der Affe. »Sind sie so sinnlich, wie’s immer heißt?«
»Noch viel sinnlicher«, behauptete Lituma. »Man muß sich richtig dagegen wehren. Wenn du einmal nicht aufpaßt, machen sie dich fertig, ich versteh immer noch nicht, wie ich da wieder davongekommen bin, ohne ausgehöhlt zu sein.«
»Dann vernascht man also, was einem gerade Spaß macht«, sagte José.
»Besonders wenn man costeño ist«, sagte Lituma. »Bei den criollos verlieren sie den Kopf völlig.«
»Ein guter Kerl ist sie vielleicht, aber mit der Treue ist’s nicht weit her«, sagte der Bulle. »Für den Freund von ihrem Mann geht sie auf den Strich, und der arme Lituma im Gefängnis.«
»Man darf nicht so schnell urteilen, Bulle«, sagte der Jüngling bekümmert. »Zuerst müßte man mal wissen, was überhaupt los war. Es ist nie leicht, rauszufinden, was hinter den Dingen steckt. Du darfst nie den ersten Stein werfen, Bruderherz.«
»Und da sagt er, er sei kein Philosoph«, sagte der Arpista. »Hör dir das an, Chunguita.«
»Hat’s in Santa María de
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