Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
Vom Netzwerk:
Halsketten? Armreife? Federn?
     Blumen? liebte er sie? und sie, wenn der Patrón es erfährt, und er, was wär dann schon, ob er in der Nacht wohl an sie dachte? und er, das ist nichts
     Schlechtes, nur ein kleines Geschenk, denn Sie waren gut zu mir, wie ich krank war, und sie, Sie sind ordentlich, höflich, nehmen den Hut ab, wenn Sie
     mich grüßen, und Fushía soll mich nicht immer beleidigen, hatte sie viele Pickel? Fushía konnte sich rächen, die Augen des Lotsen werden immer ganz heiß,
     wenn ich dicht vorbeigehe, träumte er von ihr? wollte er sie berühren? sie umarmen? zieh dich aus, leg dich in meine Hängematte, daß sie ihn küßte? auf
     den Mund? auf den Rücken? du lieber Heiliger, mach, daß sie heute zurückkommen.
    In jenem Jahr des Überflusses tauchten sie auf: die Landwirte feierten von morgens bis abends ihre zwölf Fuhren Baumwolle, und im ›Centro Piurano‹ und im ›Club Grau‹ trank man sich mit französischem Champagner zu. Im Juni, zur Feier des Jahrestags von Piura, und während der Unabhängigkeitsfeiertage wurde ein Korso veranstaltet, öffentliche Tanzfete, ein halbes Dutzend Zirkusse schlug in der Sandwüste die Zelte auf. Die Hautevolee ließ für ihre Bälle Kapellen aus Lima kommen. Es war auch ein ereignisreiches Jahr: die Chunga begann in der winzigen Bar Doroteos zu arbeiten, es starben Juana Baura und Patrocinio Naya, der Piura stellte sich wasserreich ein, und die Seuchen blieben aus. In gefräßigen Schwärmen fielen die Handlungsreisenden, die Baumwollmakler über die Stadt her, in den Bars wechselten ganze Ernten den Besitzer, Läden, Hotels, vornehme Viertel schossen aus der Erde. Und eines Tages ging es wie ein Lauffeuer um: »Am Fluß, hinterm Schlachthaus, da ist ein Puff.«
    Ein Haus war es nicht, nur eine schmutzige Gasse, nach draußen abgeschirmt durch eine Garagentür, links und rechts kleine Verschläge aus Adobe; ein rotes Lämpchen beleuchtete die Fassade. Im Hintergrund war die Bar, über Fässer gelegte Bretter, und Dirnen gab es sechs: alte, schlaffe, fremde. »Sie sind wieder da« , sagten die Witzbolde, »’s sind die, die’s nicht erwischt hat.« Vom ersten Tag an war das Haus hinterm Schlachthof sehr besucht. Ringsum herrschtenallmählich Männer und Alkohol vor, und in ›Ecos y Noticias‹, ›El Tiempo‹ und ›La Industria‹ erschienen anzügliche Lokalnachrichten, Protestbriefe, an die Behörden gerichtete Mahnungen. Und dann machte, ganz unerwartet, ein zweites Haus auf, mitten in Castilla; keine Gasse war’s diesmal, ein Chalet, mit Garten und Balkonen. Entmutigt gaben die Pfarrer auf und ebenso die Damen, die Unterschriften gesammelt und die Schließung des Hauses hinterm Schlachthof gefordert hatten. Einzig Padre García verlangte weiterhin, von der Kanzel der Kirche auf der Plaza Merino herab unmäßig und hartnäckig, Sanktionen und prophezeite Katastrophen: »Gott hat ihnen ein gutes Jahr beschert, jetzt werden für die Piuraner die Jahre der mageren Kühe kommen.« Es kam aber nicht so, und im folgenden Jahr war die Baumwollernte so reich wie im Jahr zuvor. Statt zwei gab es nun vier Häuser, und in einem davon, wenige Straßen von der Kathedrale entfernt, luxuriös, mehr oder weniger diskret, sogar Weiße, noch keineswegs reif und dem Anschein nach aus der Hauptstadt.
    Und in eben diesem Jahr prügelten sich die Chunga und Doroteo mit Flaschen, und auf der Polizei, die Papiere in der Hand, bewies sie, daß sie allein Herrin der winzigen Bar war. Was für eine Geschichte steckte dahinter, was für geheimnisvolle Vorgänge? Wie dem auch sei, von da an war die Eigentümerin die Chunga. Sie betrieb das Lokal liebenswürdig und resolut, wußte sich bei den Betrunkenen Respekt zu verschaffen.Sie war ein unförmiges Mädchen, nicht sehr humorvoll, die Haut eher dunkel und das Herz wie Metall. Man sah sie hinter der Theke stehen: ihre schwarzen Strähnen, die sich unter dem Haarnetz hervor freizukämpfen versuchten, der Mund ohne Lippen, mit Augen, die alles so träge anschauten, daß es zu Fröhlichkeit nicht kam. Sie trug Schuhe ohne Absätze, kurze Strümpfe, eine Bluse, die wie ein Männerhemd aussah, sie schminkte sich nie die Lippen, noch lackierte sie die Nägel, legte auch kein Rouge auf, und doch, trotz ihrer Kleidung und ihres Gebarens, hatte sie in der Stimme etwas sehr Weibliches, auch dann noch, wenn sie fluchte. Ihre groben und eckigen Hände stemmten mit der gleichen Leichtigkeit Tische und Stühle, mit der sie Flaschen

Weitere Kostenlose Bücher