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Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
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einander ihre Entdeckungen mit. Eine Weile später trat der Arpista auf die Straße, das Gesicht nachdenklich, wehmütig, und forderte ein paar Jungens auf, den Bullen und den Jüngling Alejandro zu rufen; die Chunga hatte sich auf das Bett gesetzt und sah vergnügt aus. Dann trafen die Freunde des Alten ein, die Tür wurde wieder geschlossen, »das ist kein Besuch beim Vater, sondern beim Musikanten« , murmelten die Mangaches, »die Chunga hat etwas mit der Kapelle vor«. Über eine Stunde waren sie in der Hütte, und als sie herauskamen, waren viele Mangaches gegangen, gelangweilt vom Warten. Aber man beobachtete sie von den Hütten aus. Der Arpista ging wieder wie einst, wie ein Schlafwandler, mit offenem Mund, stieß überall an, taumelte von einer Seite zur anderen. Der Jüngling wirkte einsilbig, und die Chunga reichte demBullen ihren Arm und machte einen zufriedenen und gesprächigen Eindruck. Sie gingen zu Angélica Mercedes, aßen Piqueo, danach spielten der Jüngling und der Bulle und sangen einige Kompositionen. Der Arpista starrte an die Decke, kratzte sich an den Ohren, sein Gesicht veränderte sich jeden Augenblick, lächelte, wurde traurig. Und als die Chunga aufbrach, umringten die Mangaches die drei, gierig nach Erklärungen. Don Anselmo verharrte weiterhin geistesabwesend, in Trance, der Jüngling zuckte die Achseln, einzig der Bulle beantwortete die Fragen. »Er kann sich nicht beklagen, weißt du« , sagten die Mangaches, »das ist ein guter Job, und außerdem, wenn er für die Chunguita arbeitet, fällt bestimmt noch viel mehr für ihn ab, ob sie’s auch grün anmalt?«
    »Er war besoffen, und wir haben es nicht ernst genommen«, sagte der Bulle. »Der Señor Seminario hat spöttisch gelacht.«
    Aber der Sargento hatte erneut das Schießeisen gezogen, packte den Schaft und den Lauf und strengte sich an, das Magazin zu öffnen. Um ihn herum fingen alle an, sich anzusehen und lahm zu lächeln und plötzlich unruhig auf ihren Stühlen hin und her zu rutschen. Nur der Arpista trank, ein russisches Roulettchen? in kleinen Schlucken weiter, was war denn das, Jungens?
    »Etwas, das zeigt, ob die Männer noch Männer sind«, sagte der Sargento. »Sie werden ja sehen, Alter.«
    »Ich hab gemerkt, daß es doch ernst gemeint war, weil Lituma so ruhig war«, sagte der Jüngling.
    Seminario, den Blick vor sich auf den Tisch gerichtet, saß stumm und steif da, und seine Augen, sonst immer streitsüchtig, drückten jetzt ebenfalls Bestürzung aus. Der Sargento hatte endlich die Waffe aufbekommen, und seine Hände nahmen die Patronen heraus, stellten sie aufrecht in Reih und Glied zwischen Gläser, Flaschen und mit Zigarettenstummeln überhäufte Aschenbecher. Die Selvática schluchzte.
    »Also mich, mich hat seine Ruhe eher getäuscht«, sagte die Chunga, »sonst hätt ich ihm die Pistole aus der Hand gerissen, sobald er sie entladen hatte.«
    »Was hast du denn, Polyp«, sagte Seminario. »Was sollen denn das für Witze sein?«
    Seine Stimme klang gebrochen, und der Jüngling nickte, ja, jetzt war er überhaupt nicht mehr aufgeblasen. Der Arpista stellte sein Glas auf den Tisch, schnupperte in der Luft, wurde unruhig, wollten sie’s wirklich drauf ankommen lassen, Jungens? Sie sollten doch nicht so sein, sollten sich in aller Freundschaft weiter über Chápiro Seminario unterhalten. Aber die Mädchen nahmen Reißaus vom Tisch, Rita, Sandra, Maribel, huschten plötzlich davon, Amapola, Hortensia, und kreischten wie Papageien, und bei der Treppe zusammengedrängt, zischelten sie, rissen die Augen vor lauter Angst weit auf. Der Bulle und der Jüngling packten den Arpista bei den Armen und zerrten ihn, trugen ihn fast, bis zum Winkel, wo die Kapelle immer spielte.
    »Warum habt ihr ihm denn nicht zugeredet?« stammelte die Selvática. »Wenn man ihm gut zuredet, hört er auf einen. Warum habt ihr’s nicht wenigstens versucht?«
    Die Chunga versuchte es, er sollte die Pistole einstecken, wem wollte er denn damit Schreck einjagen.
    »Du hast gehört, wie er mir vorhin die Mutter zur Sau gemacht hat, Chunguita«, sagte Lituma, »und auch den Teniente Cipriano, den er nicht einmal kennt. Jetzt wollen wir doch mal sehen, ob diese Maulhelden so kaltblütig sind und Mark in den Knochen haben.«
    »Was hast du denn, Polyp?« winselte Seminario. »Weswegen all das Theater?«
    Und Josefino unterbrach ihn: es war nutzlos, da er sich so stellte, Señor Seminario, weswegen wollte er jetzt den Besoffenen spielen? sollte

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