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Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
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doch zugeben, daß er Angst hatte, und das sagte er ihm mit allem Respekt.
    »Und auch der Freund hat sie zurückhalten wollen«, sagte der Bulle. »Komm, Bruderherz, wir wollen gehen, laß dich auf nichts ein. Aber Seminario hatte jetzt schon Mut gefaßt und hat ihm einen Schlag mit der Hand versetzt.«
    »Und mir auch«, protestierte die Chunga. »Lassen Sie mich los, so eine Unverschämtheit, Sie Riesenarschloch! Loslassen, sag ich!«
    »Du dreckiges Mannweib!« sagte Seminario. »Hau ab oder ich mach ein Sieb aus dir.«
    Lituma hielt den Revolver mit den Fingerspitzen,die bauchige Trommel mit fünf Öffnungen vor den Augen, seine Stimme klang knapp, dozierend: zuerst vergewisserte man sich, daß sie leer, das heißt: daß keine Patrone mehr drin war.
    »Er hat nicht mit uns geredet, sondern mit dem Schießeisen«, sagte der Jüngling. »So hat’s jedenfalls ausgesehen, Selvática.«
    Und da stand die Chunga auf, rannte quer über die Tanzfläche und zur Tür hinaus, die sie schrecklich laut zuknallte.
    »Wenn man sie braucht, sind sie nie da«, sagte sie. »Bis zum Grau-Denkmal hab ich laufen müssen, ehe ich ein Paar Polypen gefunden hab.«
    Der Sargento nahm eine Patrone, hob sie behutsam hoch, hielt sie ins Licht der blauen Birne. Dann mußte man das Geschoß nehmen und in die Waffe einführen, und der Affe verlor die Beherrschung, Vetter, jetzt reichte es aber, sie sollten lieber auf der Stelle abhauen und in die Mangachería gehen, Vetter, und José desgleichen, fast heulend, er sollte nicht mit dieser Pistole da spielen, sie sollten tun, was der Affe vorgeschlagen hatte, Vetter, sie sollten gehen.
    »Das verzeih ich euch nie, daß ihr mir nicht erzählt habt, was los war«, sagte der Arpista. »Das Geschrei der Leóns und der Mädchen hat mich halb verrückt gemacht, aber ich hätte nie gedacht, ich hab immer geglaubt, sie wollten sich prügeln.«
    »Wer hat’s schon geglaubt, Maestro?« sagte der Bulle. »Seminario hatte jetzt auch sein Schießeisen gezogen,hat dem Lituma damit vor der Nase herumgefuchtelt, und wir haben alle gefürchtet, daß es jeden Augenblick losgehen könnte.«
    Lituma ganz ruhig, immer noch, und der Affe, laßt sie nicht, haltet sie, es würde ein Unglück geben, Sie, Don Anselmo, auf ihn würden sie hören. Rita und Maribel heulten, genau wie die Selvática, die Sandra, er sollte doch an seine Frau denken, und José, an das Kind, das sie erwartete. Vetter, sei doch nicht stur, komm, gehen wir in die Mangachería. Ein trockenes Knacken, der Sargento hatte Lauf und Griff zurückschnappen lassen: man schloß die Waffe, ruhig, selbstsicher, und sie ist schußbereit, Señor Seminario, worauf wartete er noch, um sich fertigzumachen?
    »Wie bei Verliebten, denen man zuredet und zuredet, und es ist ganz umsonst, weil sie überhaupt nicht zuhören«, seufzte der Jüngling. »Lituma war wie verhext von dem Schießeisen.«
    »Und wir waren wie verhext von Lituma«, sagte der Bulle, »und Seminario hat ihm gehorcht, als wär er sein Dienstbote. Lituma hatte es ihm kaum befohlen, da hat er schon seinen Revolver geöffnet und alle Patronen bis auf eine rausgenommen. Die Finger haben ihm gezittert, dem Armen.«
    »Sein Herz wird ihm gesagt haben, daß er sterben muß«, sagte der Jüngling.
    »So ist’s recht. Pressen Sie jetzt die Handfläche gegen die Trommel, ohne hinzuschauen, und bringen Sie sie zum Kreisen, damit Sie nicht wissen, wo die Patroneist, die Umdrehungen müssen ganz schnell sein, wie bei einem Roulett«, sagte der Sargento. »Deswegen heißt’s ja auch so, Arpista, verstehen Sie?«
    »Schluß jetzt mit dem Gequassel«, sagte Seminario. »Los, du Scheiß-Cholo.«
    »Das vierte Mal, daß Sie mich beleidigen, Señor Seminario«, sagte Lituma.
    »Es ist einem kalt über den Rücken heruntergelaufen bei der Art, wie sie die Trommel zum Kreisen gebracht haben«, sagte der Bulle. »Ausgesehen haben sie wie zwei Buben, die einen Kreisel spannen.«
    »Siehst du, Mädchen, so sind die Piuraner«, sagte der Arpista.
    »So stolz, daß sie gleich das Leben aufs Spiel setzen.«
    »Was heißt da stolz«, sagte die Chunga. »So besoffen und drauf aus, mir das Leben schwerzumachen.«
    Lituma ließ die Trommel los, jetzt mußte ausgelost werden, wer zuerst drankam, aber das ist ja nicht wichtig, er hatte ihn eingeladen dazu, so daß er also die Pistole hochhob, zuerst drankam, die Laufmündung an die Schläfe legte, dann schließt man die Augen und schloß die Augen, und man drückt ab und

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