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Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
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ihr tun, wenn er sie nicht so sehr liebte, wiegte sie hin und her, suchte ihre Achselhöhlen, verhinderte, daß sie sich erhob, Dummchen, Dickköpfchen, seine kleine Selvática, siehst du? und zwischen einem Schluckauf und einem Schluchzen und immer wieder einmal blieb ihr Mund ruhig und er konnte sie küssen. Liebte sie ihn? einmal, ein einziges Mal, Dummchen, und sie, ich lieb dich nicht, und er, aber ich dich sehr, Selvática, nur, was du dir darauf einbildest und wie du’s ausnützt, und sie, das sagst du nur so, aber du liebst mich nicht, und er, Hand aufs Herz und wenn sie wüßte, wie’s für sie schlug, und außerdem wenn sie ihn liebte, würde sie alles für ihn tun, und unter dem Rock war alles eng, brutwarm, glitschig, genau wie unter der Bluse, und auch auf dem Rücken, brutwarm, durstig und zäh, und Josefinos Stimme begann zu versagen und, genau wie ihre, ganz leise zu werden, zur Santos würde sie nicht gehen, auch wenn sie ihn liebte, und verhalten, selbst wenn er sie umbrächte, würde sie nicht gehen, und faul, aber ihn liebte sie schon, und ungleichmäßig und heiß.

III
    »Ein Gesicht ziehst du«, sagte der Sargento, »als würdest du mit Gewalt von hier weggebracht. Warum freust du dich denn nicht?«
    »Ich freu mich ja«, sagte Bonifacia. »Es tut mir eben nur ein bißchen leid um die Nönnchen.«
    »Stell den Koffer nicht so schräg hin, Pintado«, sagte der Sargento. »Und die Schachteln sind nicht richtig festgemacht, beim ersten Stoß fallen sie alle ins Wasser.«
    »Vergessen Sie uns nicht, wenn Sie im Paradies sind, mi sargento« , sagte der Knirps. »Schreiben Sie uns, erzählen Sie uns, wie das Leben in der Stadt ist. Ob’s überhaupt noch Städte gibt.«
    »Piura ist die fröhlichste Stadt Perus, Señora«, sagte der Teniente. »Wird Ihnen sehr gut gefallen.«
    »Wollen’s hoffen«, sagte Bonifacia. »Wenn’s so fröhlich zugeht, muß es mir ja gefallen.«
    Der Lotse Pintado hatte bereits das ganze Gepäck im Boot verstaut und sah jetzt, zwischen zwei Benzinkanistern kniend, nach dem Motor. Eine leichte Brise wehte, und das traubenfarbene Wasser des Nieva floß in Richtung Marañón dahin, ein Wirrwarr von kleinen Wellen, Spritzern und flüchtigen Wirbeln. Der Sargento ging im Motorboot auf und ab, eifrig, heiter,prüfte die Pakete, die Verschnürungen, und Bonifacia schien das geschäftige Hin und Her interessiert zu beobachten, aber hin und wieder schweiften ihre Augen weg vom Schiff und blickten zu den Hügeln hinauf: unter dem blanken Himmel leuchtete schon die Mission zwischen den Bäumen, die Wellblechdächer und die Mauern schimmerten zögernd im klaren Licht des Morgengrauens. Der steinige Pfad dagegen war wie getarnt von Nebelfetzen, die ungehindert über den Boden schwebten: der Urwald lenkte die Brise ab, die sie auseinandergetrieben hätte.
    »Brennen wir nicht drauf, endlich nach Piura zu kommen, nicht wahr, mein Schatz?« sagte der Sargento.
    »Ja, das bestimmt«, sagte Bonifacia. »Wir wollen so bald wie möglich dort sein.«
    »Ist sicher schrecklich weit weg«, sagte Lalita. »Und das Leben sicher ganz anders als hier.«
    »Es soll hundertmal größer sein als Santa María de Nieva«, sagte Bonifacia, »mit Häusern wie die in den Zeitschriften der Madres. Wenig Bäume gibt’s, heißt’s, und Sand, viel Sand.«
    »Mir tut’s leid, daß du weggehst, aber für dich freut’s mich«, sagte Lalita. »Wissen’s die Nonnen schon?«
    »Haben mir viele Ratschläge gegeben«, sagte Bonifacia. »Madre Angélica hat geweint. Wie alt sie geworden ist, hört schon gar nicht mehr, was man zu ihr sagt, hab schreien müssen. Sie kann kaum mehr gehen, Lalita, und die Augen, es ist, als tanzten sie dieganze Zeit. Hat mich in die Kapelle mitgenommen, und da haben wir zusammen gebetet. Ich werd sie nie mehr wiedersehen, bestimmt.«
    »Eine bösartige gemeine Alte«, sagte Lalita. »Das hast du nicht aufgekehrt, die Töpfe hast du nicht gewaschen, und macht mir immer mit der Hölle Angst, jeden Morgen, und hast du deine Sünden bereut? Und auch über Adrián sagt sie schreckliche Dinge, daß er ein Bandit ist, daß er alle betrogen hat.«
    »Sie ist mürrisch, weil sie alt ist«, sagte Bonifacia. »Sie weiß, daß sie bald sterben muß. Aber zu mir ist sie gut. Mich hat sie gern, und ich hab sie auch gern.«
    »Algarrobos, Esel und Tonderos«, sagte der Teniente. »Und das Meer werden Sie kennenlernen, Señora, ist nicht weit von Piura. Das ist besser, als sich im Fluß

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